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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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erklärte sie ihm, und er nickte.
    »Die Blatters sind wie viele andere als Zwangsgäste bei Trierer Bürgern untergebracht worden. Zwar rebellierten diese, doch dank eines Obolus, den der Kurfürst zahlen lässt, beruhigten sie sich wieder. Ich glaube, Hauptmann Blatter hat großes Glück gehabt, denn das Haus, in dem seine Familie wohnt, stand nach dem Tod des Hauseigentümers leer, da er keine Nachkommen hatte. Ich kümmere mich um dein Pferd. Vielleicht hast du ja doch Gelegenheit, ihn zu bitten, mich mitzunehmen«, grinste er.
    »Ich kann dir wirklich nichts versprechen, aber wer weiß …«, ließ Susanna den Satz offen und lief in Richtung Innenstadt.
    Niedergeschlagen ging sie durch die Gassen von Trier, bis sie vor dem zweistöckigen Haus stand, dessen Adresse ihr Urs’ Vater genannt hatte. Blatter hatte nicht viel zu ihr gesagt, sie aber mit seinen scharfen Blicken gestraft. Nun musste sie der Mutter von Urs gegenübertreten, und davor fürchtete sie sich ebenso.
    –·–
    Jeremias hatte während der Nacht leise Schreie vernommen, die wie Todesrufe geklungen hatten. Da er sich darauf keinen Reim machen konnte, glaubte er geträumt zu haben und schlief wieder ein. Als er erwachte, bemerkte er sofort mehrere verendete Ratten, die in seiner Nähe lagen. Kraftlos kroch er auf dem Bauch zu den toten Tieren. Mehrmals musste er innehalten, da heftige Schmerzen ihn in der Leistengegend plagten. Als er vor einer verendeten Ratte lag, packte er sie mit den Fingerspitzen am Schwanz und hielt sie in die Höhe. Dann drehte er sich auf den Rücken und ließ das verendete Tier über seinem Gesicht baumeln. Starr blickte er die Ratte und das Blut an, das aus der kleinen schwarzen Schnauze auf seine Wange tropfte. Dann warf Jeremias sie im hohen Bogen ins Gebüsch und nahm sich das nächste Tier vor. Diese Ratte hatte einen aufgedunsenen Körper und stank bereits nach Verwesung. Auch sie wurde weggeschleudert, als eine fast schwarze Ratte aus einem Loch gekrochen kam. Wankend ging sie auf Jeremias zu, drehte sich plötzlich fiepend im Kreis, brach zusammen und starb. Blut quoll aus ihren kleinen Lefzen hervor.
    »Die armen Viecher«, bedauerte Jeremias die Tiere und legte sich langsam zurück auf den kühlen Boden. Sein ganzer Körper schmerzte, und wenn er Luft holte, ging sein Atem pfeifend. Auch die Halsschmerzen waren unerträglich geworden. Vorsichtig strich er mit den Fingerkuppen über die Schwellungen am Rachen entlang. Die Geschwüre waren dicker und fester geworden.
    Jeremias versuchte tief einzuatmen und musste sofort wieder husten. Erschöpft fiel er in einen Fieberschlaf.
    –·–
    »Ich habe dir gesagt, dass sie uns Ärger machen wird«, brüllte Jaggi und blickte nicht nur Susanna, sondern auch seine Frau wütend an.
    Barbli saß da, die Hände im Schoß gefaltet, und weinte leise. Trotzdem versuchte sie das Mädchen zu verteidigen. »Sie kann nichts dafür.« Barbli hoffte ihren Mann zu besänftigen, denn das Mädchen tat ihr leid. Eingeschüchtert saß es auf dem Schemel und wagte kaum aufzublicken.
    Als die Fremde vor der Tür gestanden hatte, wusste Barbli sofort, wer sie war, und hatte sich freudig nach Urs umgeschaut, ihn aber nicht sehen können. Das bleiche Gesicht und der Ausdruck in den Augen des Mädchens verrieten mehr als Worte, sodass Barbli entsetzt die Hände vor den Mund schlug. »Ist er tot?«, hatte sie geflüstert und sich am Türrahmen abgestützt, weil ihre Beine zitterten. Als das Mädchen sie groß anschaute und heftig den Kopf schüttelte, hatte Barbli sie hereingebeten.
    Kurz darauf war Jaggi erschienen und blaffte Susanna sofort an: »Erzähl, was mit unserem Sohn geschehen ist.«
    Da sie nun die Wahrheit kannten, mussten sie entscheiden, was zu tun war.
    Barbli wischte sich über das tränennasse Gesicht. »Was sollen wir machen?«, fragte sie ihren Mann.
    »Was sollen wir machen?«, äffte er sie nach. »Du weißt, dass ich schon übermorgen mit dem Kurfürsten Karl Kaspar von der Leyen nach Schloss Philippsburg auf die Festung Ehrenbreitstein bei Coblenz reiten soll«, schrie er, sodass seine Frau und das Mädchen zusammenzuckten.
    »Vielleicht kannst du deine Abreise verschieben?«, schlug Barbli zaghaft vor, woraufhin Jaggi sie fassungslos anblickte.
    »Ich kann mich geehrt fühlen und Gott danken, dass der Kurfürst mich ernannt hat, die Truppe nach Coblenz zu geleiten. Wie soll ich ihn bitten, die Abreise von mehreren hundert Mann zu verschieben?«, fragte er und

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