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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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und wie ein Weib heulen konnte. Als er sich beruhigt hatte, ging er in den Trierer Dom und schwor vor Gott, dass Urs Heiler werden durfte, wenn er ihn retten und beschützen würde.
    Jaggi betrat das Haus und öffnete die Tür zur Wohnstube, wo er erwartet wurde. Er war kaum eingetreten, als Barbli auf ihn zurannte und sich ihm schluchzend an den Hals warf. Er küsste ihren Scheitel.
    »Es wird alles gut werden!«, tröstete er sie und zeigte ihr das Schriftstück des Kurfürsten.
    Beide setzten sich an den Tisch, an dem bereits Jaggis Bruder Bendicht und Susanna saßen, die dem Vater von Urs ängstlich entgegenblickte. Jaggi tat, als ob sie nicht anwesend sei, trotzdem sprach er Hochdeutsch, sodass sie alles verstehen konnte. Da das Dokument mit dem Siegel des Kurfürsten verschlossen war, musste Jaggi den Inhalt mündlich wiedergeben.
    Beeindruckt davon, was von der Leyen geschrieben hatte, sagte Bendicht zuversichtlich: »In zwei Tagen sind wir mit dem Jungen zuhause.«
    »Ich kann nicht mitkommen, um Urs zu holen«, gestand Jaggi leise. Als er die überraschten Blicke seiner Angehörigen sah, erklärte er: »Das war die Bedingung des Erzbischofs, bevor er mir dieses Dokument gab. Aber ich zähle auf dich, Bendicht, und deine Überzeugungskraft und bin unserem Herrn dankbar, dass du rechtzeitig aus der Schweiz nachgekommen bist.«
    Entkräftet fuhr sich Jaggi mit beiden Händen durchs Gesicht. Er spürte, wie die Gefühle ihn erneut überrollen wollten, doch er unterdrückte sie. »Ich weiß, dass du es schaffen wirst«, sagte er zu seinem Bruder und ergriff über den Tisch dessen Hand. »Der Gedanke, dass ich bei der Ankunft von Urs in Coblenz weile und deshalb nicht wissen werde, ob alles gut verlaufen ist, raubt mir den Verstand«, gestand er.
    Susanna, die geschwiegen hatte, sagte zögerlich: »Ich wüsste eine Lösung.«
    Als alle Blicke auf sie gerichtet waren, erzählte sie von dem Stallburschen Hansi Federkiel, der die Pferde der Soldaten versorgte und sich jetzt auch um ihr Tier kümmerte. »Er würde gern mit nach Coblenz gehen und dort dienen. Vielleicht kann man seine Reise dahin mit einer Nachricht von Urs verknüpfen«, schlug sie zaghaft vor.
    Jaggi überlegte kurz und nickte. »Sobald ihr zurück seid, gebt dem Jungen Bescheid, damit er mir nach Ehrenbreitstein folgen und berichten kann.«
    Bendicht erhob sich und schaute Susanna freundlich an. »Es ist schon spät, trotzdem möchte ich sofort losreiten. Bist du bereit, mein Kind?«
    Susanna nickte und stand auf.

Kapitel 37
    An den Händen gefesselt, wurde Urs vom Wirt in den Schankraum des Gasthauses geführt, wo ein dunkel gekleideter, hagerer Mann an einem Tisch saß und ihn zu erwarten schien. Urs vermutete, dass es sich um den Amtmann aus Saarbrücken handelte. Neben diesem nahm ein weiterer Mann Platz, der einen Berg Akten, einen Stapel Papier, Tinte und Schreibfeder vor sich auf den Tisch legte. Auf einer Bank, die quer zum Tisch stand, saßen zwei Männer, die wie Bauern aussahen.
    Der Wirt drückte Urs auf einen Stuhl nieder, der fünf Schritte entfernt vom Amtmann stand. Urs kannte niemanden und hatte große Angst. Er senkte den Blick zu Boden. Seine Knie zitterten ebenso wie seine Hände, die auf den Oberschenkeln lagen und die er nicht ruhig halten konnte.
    Nachdem der Wirt die Eingangstür verschlossen hatte, damit niemand die Befragung stören konnte, blickte der hagere Mann Urs mit durchdringendem Blick an und befahl: »Stell dich hin, Bursche!«
    Urs stand mit einiger Mühe auf. Da seine Beine selbst im Stehen zitterten, presste er die Fußsohlen fest auf den Boden.
    »Dein Name?«
    »Urs Blatter.«
    »Woher kommst du, Urs Blatter?«
    »Aus Bürglen.«
    Der Mann schaute ihn scharf an und fragte: »Wo liegt Bürglen?«
    »Im Kanton Uri in der Schweiz.«
    Der Amtmann und sein Schreiber sahen sich mit einem sonderbaren Blick an. Der Mann, vor dem der Stapel Papier und die Akten lagen, nickte wissend.
    »Du weißt, warum du hier vor uns stehst?«
    Urs schüttelte den Kopf.
    »Ich heiße Lutz Kesselstadt und bin Amtmann in Saarbrücken. Man hat mich nach Gersweiler bestellt, da du verdächtigt wirst, dass du die Pest über die Einwohner des Ortes bringen wolltest.«
    »Das ist gelogen!«, schrie Urs auf.
    Sogleich brüllte Kesselstadt: »Schweig! Du sprichst nur, wenn du gefragt wirst.« An seinen Tischnachbarn gewandt, sagte der Amtmann: »Schreibt alles auf, Herr Loos, damit jedes Wort protokolliert ist.« Kesselstadts Blick erfasste

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