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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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Jeremias sofort zum Friedhof, wo er sein Pferd an den Holzpfosten des Eingangstürchens band. Als er einen jungen Mann erblickte, der gerade ein Grab aushob, ging er auf ihn zu.
    »Wo ist der Totengräber?«, fragte Jeremias grußlos.
    Der Bursche wischte sich den Schweiß von der Stirn und zeigte auf eine armselige Hütte am Ende des niedrigen Zauns. Jeremias wandte sich von ihm ab, als er fünf frisch aufgehäufte Gräber erblickte.
    »Wer liegt dort?«, fragte er.
    »Die Arnolds«, erwiderte der Junge und grub weiter.
    »Sind das die Bauern des abgebrannten Hofs?«
    Der Geselle des Totengräbers hielt mit seiner Arbeit inne und nickte. »Der Alte, seine Frau, zwei seiner Kinder und die Magd wurden hinterhältig ermordet.«
    »Wer bist du?«, fragte plötzlich eine barsche Stimme hinter Jeremias.
    Er drehte sich um und sah in die dunklen Augen eines hageren Mannes. »Bist du der Totengräber?«, fragte er, ohne zu antworten.
    Der Mann nickte.
    »Hast du eine Frau?«
    »Was geht dich das an?«, fragte der Mann misstrauisch.
    »Nichts! Ich will nur eine Antwort, dann bin ich wieder weg.«
    »Es ist besser, wenn du sofort verschwindest«, erklärte der Totengräber, ohne auf die Frage einzugehen. Mit einem Fingerschnippen gab er seinem Gesellen ein Zeichen. Der Bursche verstand und hüpfte mit einem Sprung aus dem Erdloch. Wortlos stellte er sich hinter Jeremias, den Stiel des Spatens mit beiden Händen fest umfassend.
    Jeremias spürte die Nähe des Jungen in seinem Rücken und hob beide Hände in die Höhe, um zu zeigen, dass er keinen Ärger wollte. »Bleibt ruhig! Ich bin schon weg!«
    Als er sich umwandte, fiel sein Blick erneut auf die fünf Gräber, und er stutzte. »Du sagtest, zwei seiner Kinder? Wie viele Kinder hatte der Bauer?«
    »Drei«, antwortete der Geselle und hob leicht den Spaten an.
    Als Jeremias die Bewegung bemerkte, lächelte er ihm zu und ging zu seinem Pferd. Bevor er aufstieg, wagte er eine weitere Frage zu stellen: »Wer lebt noch?«
    »Seine älteste Tochter«, erwiderte der Geselle zögernd und blickte den Totengräber unsicher an.
    Jeremias überlegte und lachte kurz auf. Ich wusste doch, dass ich sie schon mal gesehen habe , dachte er und schwang sich auf sein Pferd. Dann hob er die Hand zum Gruß und ritt davon.
    Der Totengräber blickte nachdenklich hinter ihm her. Als der Fremde außer Hörweite war, befahl er seinem Gesellen: »Sollte er wiederkehren, schlägst du ihm den Spaten über den Schädel.«
    –·–
    Eckart Schiffer ging die Treppenstufen seines Wohnhauses hinunter und blickte zum Tor. Die Salzknechte der ersten Arbeitsschicht verließen die Umzäunung des Geländes durch das doppelflügelige Eingangstor, vor dem die Salzknechte der zweiten Schicht bereits warteten. Sie mussten außerhalb des Salzwerkes wohnen und das Grundstück nach ihrer Arbeit stets verlassen. Das »weiße Gold«, wie Salz auch genannt wurde, war für viele unerschwinglich und führte so manchen in Versuchung, sich heimlich die Taschen zu füllen, um das gestohlene Salz zu Geld zu machen. Das sollte somit unterbunden werden, um weiteren Schaden für die Pächter der Salinen abzuwehren. Sie hatten schon genug Verluste durch Überfälle von räuberischen Banden oder umherziehenden Soldaten erlitten. Seit Schiffer jedoch das Gelände der Saline mit einem hohen Holzzaun hatte umbauen lassen, wurden die Überfälle seltener. Seit kurzem verstärkten zusätzlich Palisaden die Umzäunung und hielten so das diebische Volk vom Gelände fern.
    Schiffer ging zum Haus des Salzsieders und klopfte an die Tür, als einer der Salzknechte ihm zurief: »Er überprüft den Holzvorrat.«
    Anstatt ihm für die Auskunft zu danken, blaffte Schiffer: »Hast du nichts zu schaffen?« Woraufhin der Knecht eiligen Schritts ins Siedehaus verschwand.
    Schiffer marschierte über den Platz am Trockenhaus vorbei zum Sudhaus, hinter dem die Holzstämme aufgeschichtet waren. Schon von Weitem sah er den ernsten Gesichtsausdruck des Salzsieders und wusste sofort, was der ihm mitteilen würde.
    Hans Müller blickte auf und erklärte mit sorgenvoller Miene: »Das Holz reicht bis nächste Woche, dann müssen wir neues kaufen.«
    Müller wusste als Einziger, dass es nicht gut um die Saline stand. Schiffer hatte ihn vor einigen Monaten ins Vertrauen gezogen, als er den größten Fehler seines Lebens begangen hatte.
    Damals war Eckart Schiffer einem Scharlatan aufgesessen, der sich als Salzfachmann ausgegeben hatte. Im Nachhinein musste

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