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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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wohl wieder nach Hause marschieren«, sagte sie zu sich und wanderte in Richtung Heusweiler.
    Da Susanna sich unterwegs ein weiteres Mal verirrte, erreichte sie erst am Mittag des nächsten Tages das Köllertal. Als sie durch den Ort Kölln kam, ging sie sofort zum Friedhof, wo sie die Gräber ihrer Familie aufsuchte. Ihre Augen brannten vor Müdigkeit und tränten vom gleißenden Sonnenlicht.
    »Ich grüße dich!«, sagte eine Stimme hinter ihr. Erschrocken drehte sich Susanna um und erblickte den Totengräber.
    »Du warst lange nicht hier«, stellte er ohne Vorwurf in der Stimme fest.
    Das Mädchen nickte. »Ich war bei meiner Muhme, doch nun bin ich zurück«, erklärte sie mit schwacher Stimme.
    Der Mann blickte sie nachdenklich an. »Das heißt, dass du auf eurem Hof wohnen willst?«
    Susanna nickte zaghaft. »Bis ich weiß, wohin ich gehe.«
    »Warum bist du nicht bei Agnes geblieben?«
    Erstaunt hob Susanna den Blick. »Du kennst sie?«
    Der Totengräber lachte kurz auf. »Sie ist in meinem Alter und war in unserer Jugend das schönste Mädchen weit und breit.«
    Susanna runzelte die Stirn und stellte sich das vergrämte Gesicht ihrer Tante vor. »Das kann ich mir wahrlich nicht vorstellen«, murmelte sie.
    »Ich habe sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Nachdem sie mich verschmäht hat, hat sie diesen Knecht geheiratet. Wo war der her?«
    »Aus Brotdorf«, beantwortete Susanna die Frage, die er mehr an sich selbst gerichtet hatte.
    »Ich dachte, aus Merzig, aber du musst es ja wissen. Warum bist du zurückgekommen?«
    »Ich bin … ich habe …«, stammelte sie und traute sich kaum, ihn anzublicken.
    Der Mann musterte sie eindringlich und nickte wissend. »Es ist alles noch zu frisch«, sagte er mitfühlend. »Du musst erst Abstand bekommen.«
    Erleichtert schaute Susanna auf. »Ich werde vielleicht versuchen, den Hof wiederaufzubauen.«
    Zweifelnd zog der Totengräber seine Augenbrauen in die Höhe. »Ich könnte nicht auf dem Gehöft leben, wo meine Familie ermordet wurde.«
    »Ich habe kein anderes Zuhause«, erklärte sie mit erstickter Stimme.
    Der Mann klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. »Wenn du Hilfe benötigst, zögere nicht und komm zu mir. Meine Frau und ich haben zwar nicht viel, aber unsere Tür steht dir stets offen.«
    Susanna dankte ihm und wandte sich zum Gehen, als er ihr nachrief: »Mädchen, höre! Kurz nachdem deine Familie beerdigt war, tauchte ein fremder Mann auf, der seltsame Fragen stellte. Ich weiß nicht, was er wollte, doch er schien dich zu kennen.«
    »Wie sah er aus?«, fragte Susanna und hatte Mühe, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.
    »Er war groß, hatte lange dunkle Haare und trug einen schwarzen Mantel. Kennst du ihn?«
    Susanna spürte Übelkeit aufsteigen und nickte mühsam. »Er heißt Jeremias!«, flüsterte sie und erbrach sich.

Kapitel 14
    Jeremias stand breitbeinig auf dem Arnoldschen Hof, legte einen Arm unter die Brust und stützte den anderen darauf. Mit dem Zeigefinger tippte er sich auf die Lippen, betrachtete nachdenklich das Wohnhaus und grübelte: »Wo könnte der Bauer die Schriften versteckt haben?«
    Das obere Stockwerk und das Dach des Gebäudes hatte das Feuer vollständig zerstört. Nur zwei verkohlte Holzstützen waren von dem Gebälk übrig geblieben. Das untere Geschoss hingegen, das aus Stein und nicht aus Holz erbaut worden war, hatte die Flammen überstanden. Jeremias blickte zum abgebrannten Obergeschoss und wurde wütend. »Dieser törichte Markus! Wenn die Schriften unter der Bettstatt des Alten oder in der Wäschetruhe waren, sind sie verbrannt.« Sein Blick schweifte zu den unteren Kammern, und er murmelte: »Vielleicht habe ich Glück, und der Bauer hat das magische Büchlein in der Küche versteckt, vielleicht in einem Topf zwischen den Vorräten.« Er stützte die Hände in die Hüften und drehte sich halb um die eigene Achse. »Der Stall«, seufzte Jeremias, als er den Schuppen erblickte. »Es nützt nichts! Ich muss jede Handbreit im Haus und in der Scheune absuchen.«
    Jeremias kniete vor der Vorratstruhe in der Kochküche. Vergammeltes Brot, fauler Kohl sowie Erbsen in einem Säckchen, das er aufschlitzte, flogen im hohen Bogen aus der Kiste auf den Boden. Als nichts mehr in der Truhe lag, hieb er mit seinem Messer in das Holz, um sicherzugehen, dass es weder einen doppelten Boden noch hohle Wände gab. Jeremias erhob sich und räumte missmutig die beiden Regale ab, wobei er keine Rücksicht darauf nahm, dass

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