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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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Becher und Teller zu Bruch gingen. Auch warf er Schemel und Stühle um und schob Tisch und Vorratstruhe in eine Ecke, denn er hoffte eine lockere Steinbodenplatte zu entdecken, weil er wusste, dass Hohlräume darunter oft als Versteck benutzt wurden. Doch er suchte vergeblich. Schlecht gelaunt stocherte Jeremias mit dem Schürhaken in der kalten Asche des Herdes und klopfte mit dem Eisen die Steine des Ofens ab. Zum Schluss stellte er sich in den Türrahmen und suchte mit den Augen jeden Fingerbreit in der Küche danach ab, ob er etwas übersehen hatte. Aber er hatte alles gründlich durchsucht.
    »Hier sind sie nicht!«, fluchte er und hieb mit der Faust gegen das Holz des Rahmens. Jeremias wandte sich um und ging in die Kammer neben der abgebrannten Treppe. In der Stube wütete er wie in der Kochküche. Nichts blieb an seinem Platz. Als er die Möbel und den Boden untersucht hatte, hämmerte er mit seinem Messerknauf gegen die Wände, da er wusste, dass auch hier oft Steine locker saßen, hinter denen sich ein Versteck befinden konnte. Wieder hatte er kein Glück, und er ging hinaus in den Flur. Von dort kam er in den hinteren Teil des Gebäudes, wo die Vorratskammer war. Da es in dem Raum gleichmäßig kühl war, hatte man ihn genutzt, um größere Mengen Räucherware, Mehl, getrocknete Erbsen, Pökelfleisch, Äpfel und andere Lebensmittel zu lagern.
    »Hier brauche ich nicht zu suchen«, murmelte Jeremias, als er die aufgeschlitzten Mehlsäcke, zertrümmerten Krüge und Fässer sah. »Die Männer haben ganze Arbeit geleistet«, murrte er und blickte zu den leeren Aufhängungen an der Decke, an denen gewöhnlich Schinken, Speck und Würste zum Schutz vor Ungeziefer hochgezogen wurden.
    Jeremias verließ das Gebäude und ging hinter das Haus, wo sich die Werkstatt befand. Von dem Schuppen, der einst als Schmiede diente, hatte das Feuer nur einen großen schwarzen Fleck übrig gelassen. Mit der Schuhspitze schob er Asche und Holzkohle auseinander und fand Überreste des Ambosses, eines Hammers, zweier Sägen und anderes Werkzeug. »Ich bin ein dummer Mensch«, lachte er gehässig über sich selbst. »Was glaube ich hier zu finden?«
    Jeremias blinzelte in die Sonne, die gnadenlos vom Himmel brannte. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Stirn, dann drehte er sich um und ging hinunter zum Stall. Dort öffnete er das Tor nur einen Spalt und schlüpfte hinein. Sogleich schlug ihm Verwesungsgestank entgegen. Aasfliegen summten um seinen Kopf, die er mit den Händen wegscheuchte. Jeremias blickte sich um, doch er konnte weder eine menschliche Leiche noch Kadaver von Tieren entdecken. Naserümpfend stieß er das Tor weit auf, sodass der Gestank entweichen konnte. Im Tageslicht erkannte Jeremias die Ursache des Geruchs. Mehrere große angetrocknete Blutlachen und ein abgeschlagener Zickleinkopf, der hinter ein Fass gerollt war, lockten die Fliegen an. Es stank so ekelhaft, dass sogar ihm übel wurde. Jeremias schluckte mehrmals und glaubte den Verwesungsgestank auf der Zunge zu schmecken. Rasch ging er über den Hof zum Brunnen, wo er den Eimer am Seil in die Tiefe hinunterließ und dann wieder nach oben zog. Mit dem kühlen Wasser spülte er seinen Mund und trank, ohne einmal abzusetzen. Anschließend stellte er den Eimer neben sich auf den Rand und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Steinwand des Brunnens. Prüfend schaute er sich um.
    Es gab unzählige Möglichkeiten, die Schriften auf dem Hof zu verstecken. Mittlerweile dachte Jeremias nicht mehr, dass der Alte das Büchlein außerhalb des Hauses verborgen hatte, denn der Bauer hatte um die Wichtigkeit dieser Papiere gewusst und sie deshalb sicherlich an einem Ort verwahrt, der sicherer war als ein Schrank oder eine Truhe. Jeder Stein in Nähe des Hauses musste umgedreht werden. Doch allein werde ich nicht weiterkommen, sonst suche ich bis zum Nimmerleinstag , dachte Jeremias und blickte zum Himmel.
    »Ausgerechnet an einem heißen Tag muss ich nach den Schriften suchen«, knurrte er, zog den schwarzen Mantel aus und legte ihn neben sich am Brunnenrand ab. Danach füllte er erneut den Eimer und goss sich das Wasser über den Kopf. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund, sodass seine langen schwarzen Haare hin und her flogen. Erfrischt zog er den Mantel über die nasse Kleidung und ging zur Koppel, wo sein Pferd graste. Er legte ihm Sattel und Zaumzeug an und strich ihm dabei über die weichen Nüstern. »Komm, mein Alter! Wir holen Verstärkung«, murmelte

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