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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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schon am Bach gesehen, wie du ihn umgarnt hast. Wie eine rossige Stute hast du dagestanden und ihm die Brüste entgegengestreckt.«
    »Das ist nicht wahr«, weinte Susanna und spürte wieder den Schmerz im Rücken, der wie ein glühendes Messer durch sie hindurchfuhr. Leise stöhnend stützte sie sich an der Tischkante ab.
    »Mutter …«, versuchte Arthur seine Mutter zu besänftigen, doch die war außer sich und schalt ihn: »Du wirst diese Hure nicht verteidigen! Mach, dass du hinaufkommst, sonst setzt es Schläge.«
    Arthur zog den Kopf zwischen die Schultern und tat, wie ihm geheißen. Agnes kniete sich neben Albert, der leise stöhnend dalag, und tupfte ihm mit ihrem Nachtkittel das Blut von der Stirn. »Mein lieber Mann! Was hat dieses ungeratene Weibsbild dir angetan?«, jammerte sie und strich ihm zärtlich über das unrasierte Kinn.
    »Tante Agnes, ich habe nichts …«, versuchte Susanna zu erklären, doch die Frau schnitt ihr wütend das Wort ab.
    »Zum Glück lebt er noch. Du verlässt auf der Stelle mein Haus und kommst nie wieder, sonst werden wir dich dem Schultheiß übergeben.«
    Susanna wollte nicht glauben, was sie hörte. Doch der bitterböse Blick der Tante bewies, dass sie sich nicht verhört hatte.
    Susanna drehte sich um, zog das zerrissene Nachtgewand aus und ihr Schürzenkleid an. Schwerfällig griff sie nach ihrem Beutel, der neben dem Herd lag, und packte ihre wenigen Habseligkeiten hinein. Dann wandte sie sich zum Gehen, als ihre Tante zischte: »Die Ziege bleibt hier!«
    »Keine Angst, ich nehme sie der kleinen Hanna nicht weg. Und du, Tante Agnes, kannst sie als Erinnerung an deine Schwester behalten!«
    Dann ging sie erhobenen Hauptes hinaus in die Nacht.

Kapitel 13
    Mit ihrem Beutel in der Hand stolperte Susanna in die Dunkelheit. Sie lief, ohne sich umzudrehen, fort von dem schrecklichen Ort, wo das Böse lebte. Als sie ihren Namen hörte, blickte sie verängstigt zurück und erkannte ihren Vetter Arthur, der ihr hinterhereilte. Keuchend blieb sie stehen und wartete, bis der Junge sie eingeholt hatte.
    »Was willst du?«, fragte sie gereizt und schaute argwöhnisch zur Hütte.
    »Ich will mit dir kommen«, erklärte Arthur und umfasste ihren Unterarm.
    »Das geht nicht!«, wies Susanna seine Bitte schroff zurück und schüttelte seine Hand ab.
    »Warum nicht?«, jammerte der Junge.
    »Ich weiß nicht, wohin ich soll und wovon ich leben werde. Du wärst für mich eine zusätzliche Belastung«, gab Susanna ihm ehrlich zu verstehen und wandte sich zum Gehen. Als sie seinen bestürzten Blick sah, erklärte sie sanft: »Ich kann mich nicht um dich kümmern. Das musst du verstehen, Arthur!«
    »Ich werde dir nicht zur Last fallen. Du wirst mich kaum bemerken«, versprach der Junge und prophezeite: »Er wird seine Wut an mir auslassen und mich grün und blau schlagen.«
    Susanna wusste, dass er die Wahrheit sprach, trotzdem versuchte sie, seine Lage milder darzustellen, als sie war. »Dein Vater wird …«, begann sie den Satz, den Arthur mit einer Handbewegung abschnitt.
    »Er ist nicht mein Vater!«, stieß er zornig hervor.
    Susanna, die sich vor Rückenschmerzen kaum aufrecht halten konnte und von einem Bein aufs andere tippelte, blieb stehen und musterte den Vetter entsetzt. »Was soll das heißen?«, fragte sie irritiert.
    »Meine Mutter war von einem anderen Mann schwanger, als sie Albert heiratete. Er hat es nicht gewusst, obwohl er jetzt sagt, dass er es geahnt hätte. Vor einigen Monaten war er tagelang verschwunden, und als er wieder auftauchte, hat Mutter ihm in der Wut ihr Geheimnis verraten. Seitdem bekomme ich bei jeder Gelegenheit seinen Hass zu spüren, denn er gibt mir für alles die Schuld. Ich werde nie vor ihm Ruhe haben. Ich bin ein Bastard«, schluchzte Arthur und hielt sich die Hände vors Gesicht. Als Susanna nichts sagte, blickte er bekümmert auf und flüsterte: »Lass mich nicht bei ihm. Nimm mich mit!«
    »Aber deine Mutter wird dich beschützen«, versuchte Susanna den Jungen zu trösten.
    »Pah! Ich bin ihr einerlei, denn sie gibt mir ebenfalls die Schuld an ihrem erbärmlichen Leben. Wäre sie nicht schwanger gewesen, hätte sie Albert nicht heiraten müssen, sagt sie. Bitte, Susanna!«, bettelte der Knabe erneut.
    Das Mädchen glaubte trotz der Dunkelheit seinen flehenden Blick zu erkennen. Laut ausatmend stützte sie ihre Hände auf die Knie, sodass ihr Rücken rund wurde und mehrere Wirbel knackten. Der Schmerz ließ nach, und Susanna war endlich fähig,

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