Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
Vom Netzwerk:
er, schwang sich in den Sattel und ritt davon.
    –·–
    Susanna trödelte auf dem Weg nach Hause und machte mehrmals Rast. Liegt es an der Hitze, oder will ich nicht auf den Hof zurück? , überlegte sie und keuchte den Hügel hinauf, von wo sie ihr Elternhaus erblicken konnte. Oben angekommen, dachte sie bekümmert: Von dieser Stelle aus habe ich damals die Rauchsäulen bemerkt.
    »Was werde ich heute wohl sehen?«, fragte sie leise und spürte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Scheu blickte sie sich um. Außer einem Reiter, der über die Wiesen in Richtung Riegelsberg unterwegs war, war nichts zu erkennen. Susanna stutzte. Irgendetwas an dem Reiter verunsicherte sie, doch er war zu weit entfernt, als dass sie ihn erkennen konnte.
    Da er fortritt, beruhigte sie sich und ließ ihren Blick zum Gehöft schweifen. Alles schien ruhig, und sie ging langsam darauf zu.
    »Verdammt«, fluchte sie, als sie erkannte, dass jemand das Haus durchsucht hatte. Sie wusste, dass leer stehende Gebäude oft geplündert wurden, wobei man nicht nur die persönlichen Sachen der ehemaligen Bewohner entwendete, sondern auch Holz oder Steine, um sie als Baumaterialien zu verwenden. In Zeiten der Not konnten die Leute alles gebrauchen, und so war es nicht verwunderlich, dass Gebäude Stein für Stein abgetragen wurden. Doch hier hatte jemand nicht geplündert, sondern etwas gesucht.
    »Jeremias!«, flüsterte Susanna und spürte trotz der Hitze Kälte in sich hochsteigen. Der Reiter , fuhr es ihr durch den Kopf. Jetzt wusste sie, warum sie bei seinem Anblick stutzig geworden war. Trotz der Hitze hatte er seinen schwarzen Mantel umgehabt, der im Wind flatterte. »Wir haben uns um Haaresbreite verpasst«, flüsterte sie und strich sich mit klammen Fingern über den Hals, der eng zu werden schien. Was will er hier? Hier gibt es nichts zu holen , überlegte sie, als ein Gedanke durch ihren Kopf schoss: Er kann nur diese magischen Schriften suchen, von denen Vater erzählt hat.
    Susanna verließ hastig die Küche und schaute sich hinterm Haus vorsichtig um. Dabei ging ihr Blick unauffällig hinüber zum Brunnen. Ich habe nicht mehr an das Versteck gedacht, weil ich die Schriften vollkommen vergessen habe. Sie müssen wertvoll sein, wenn Jeremias so beharrlich danach sucht , überlegte Susanna, während sie langsam zum Brunnen ging. Theatralisch wedelte sie sich am Brunnenrand Luft zu. »Ach, es ist so heiß!«, stöhnte sie viel zu laut und blickte sich dabei um. Wie geckenhaft , schalt sie sich in Gedanken und entschuldigte ihr albernes Verhalten im gleichen Augenblick vor sich selbst: Nur für den Fall, dass mich jemand beobachtet. Er sollte denken, dass es sie dürstete und sie deshalb zum Brunnen ging.
    Susanna ließ den Eimer hinab und musterte dabei den Brunnen. Hier schien er nicht gesucht zu haben, denn die Steine sahen unversehrt aus. Obwohl er ebenfalls hier gestanden haben musste, denn der Boden war nass, überlegte sie, als ihr Blick an einem hervorstehenden Stein der Innenwand hängen blieb. Dahinter musste das Versteck sein, von dem ihr Vater gesprochen hatte. Aber wie kam sie an den Stein heran, ohne dass jemand sie dabei beobachten konnte?
    »Jeremias ist fort. Außerdem hat er mich nicht gesehen und weiß nicht, dass ich hier bin«, murmelte Susanna und beugte sich über den Rand, um an den Stein zu gelangen. Mit beiden Händen zog sie ihn hin und her, doch er lockerte sich nicht. »So ein Mist«, schimpfte sie. »Vielleicht irre ich mich, und Vater sagte etwas anderes.«
    Sie setzte sich vor den Brunnen und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Susanna, denk nach! Wie lauteten Vaters letzte Worte?«, überlegte sie angestrengt und verbarg ihr Gesicht in den Händen, die sie auf die Knie gelegt hatte.
    »Die Papiere sind hinter dem lockeren Stein im Brunnen versteckt. Nimm sie an dich und suche damit einen Mann namens Jeremias auf«, murmelte sie. »Das waren Vaters Worte. Aber welcher Stein ist locker?«, fragte sie leise und erhob sich.
    In gebückter Haltung umrundete sie den Brunnen und zog und ruckte an jedem Stein, der ihr auffiel. Keiner gab nach. Auch auf der Rückseite überprüfte sie jede Reihe, bis sie schließlich einen Stein entdeckte, der schwache Spuren von Werkzeuggebrauch aufwies, als ob jemand mit Gewalt versucht hätte, ihn aus der Mauer herauszubrechen. Susanna lehnte sich scheinbar gelangweilt über den Brunnenrand, wobei sie sich aufmerksam umblickte. »Niemand da«, flüsterte sie und ging in die

Weitere Kostenlose Bücher