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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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vorbei, das Haus auf der linken Seite. Du kannst es nicht verfehlen, denn es ist das dickste Bauernhaus in Eppelborn.«
    »Das dickste?«, fragte Susanna.
    »So nennen wir es, denn darin lebt der wohlhabendste Bauer in der Umgebung.«
    »Danke«, murmelte Susanna und ging rasch des Weges.
    »Eh, Mädchen«, rief der Wachmann ihr hinterher. »Falls du das Pferd verkaufen willst, ich würde es nehmen.«
    Susanna tat, als ob sie ihn nicht hörte, und war froh, als sie die Brücke überquert hatte.
    Langsam führte sie das Pferd durch den Ort. Viel gab es hier nicht zu sehen. Sie zählte bis zum Bachmichel-Haus acht Wohngebäude, von denen der besagte Hof der größte war.
    Susanna stand vor dem langgestreckten Bau und blickte unschlüssig umher. Sie zweifelte an ihrem Entschluss, hier hergekommen zu sein, als hinter ihr eine Stimme ungläubig fragte: »Susanna?«
    Erschrocken wandte sie sich um und erblickte Ludwig, der auf sie zurannte. Jubelnd fielen sich die beiden in die Arme.
    »Was machst du hier?«, fragte der Fünfjährige und strahlte über beide Wangen.
    Susanna blickte ihn überrascht an, denn der einst stumme Knabe schien seine Stimme wiedergefunden zu haben. Allerdings ließ sie sich ihre Verwunderung nicht anmerken, sondern nahm sich vor, seinen Bruder deswegen zu fragen. »Das weiß ich auch nicht so recht«, antwortete sie mit leiser Stimme und lächelte verlegen.
    Ludwig blickte zu dem Ross, das sich nicht von der Stelle bewegte. »Woher hast du das Pferd?«
    Bevor Susanna antworten konnte, ging der Knabe um den mächtigen Wallach herum und klopfte ihm dabei gegen den Bauch, denn bis zum Rücken reichten seine Arme nicht. »Er scheint brav zu sein«, stellte er fachmännisch fest. »Oh, hat der große Hufe«, rief er begeistert. »Ich habe noch nie ein Pferd gesehen, das so große Hufe hat. Darf ich auf ihm reiten?«, bat er und klatschte dabei in die Hände.
    Susanna nickte und half ihm hinauf. Als sie sah, wie der Junge fast in der Grätsche auf dem breiten Rücken saß, musste sie laut lachen. »Er ist zu groß für dich«, sagte sie und wollte ihm wieder herunterhelfen, doch Ludwig schüttelte den Kopf.
    »Führst du mich auf den Hof, damit alle sehen, dass ich reiten kann?«
    Susanna tat ihm den Gefallen und ging um das Gebäude herum in den Innenhof.
    »Paul!«, rief Ludwig seinen großen Bruder. »PAUL!«, schrie er, als der nicht sofort erschien.
    Als Paul mit der Mistgabel in der Hand schließlich aus dem Stall gerannt kam, rief er aufgeregt: »Was ist geschehen?« Kaum erblickte er das Pferd, blieb er wie angewurzelt stehen. »Woher …?«, begann er die Frage, als er Susanna erkannte. Sofort erhellte ein Lächeln sein Gesicht. »Ich habe nicht damit gerechnet, dich je wieder zu sehen«, sagte er freudig und schüttelte ihre Hand.
    »Schau, Paul, ich kann reiten«, rief Ludwig mit leuchtenden Augen. Susanna führte das Pferd einmal im Kreis und half Ludwig dann abzusteigen.
    »Was machst du in Eppelborn? Und woher hast du das Pferd?«, wollte Paul wissen.
    »Jeder fragt mich nach dem Pferd«, murmelte Susanna gereizt.
    »Wir haben dich ohne Pferd kennengelernt«, begründete Paul seine Frage. »Aber wenn du nicht antworten willst, dann lass es.«
    Susanna wischte sich über die Stirn. Sie fühlte sich von einem Augenblick zum anderen müde und ausgezehrt. »Ich werde dir später die Geschichte erzählen«, schlug sie vor, lächelte den Jungen an und erklärte: »Ich wusste nicht, wohin, und da ist mir dein Angebot eingefallen, dass ich zu euch kommen darf. Wie ich sehe, geht es euch bei eurer Base gut.« Flüsternd, damit der Kleine es nicht hörte, fügte sie hinzu: »Und Ludwig spricht wieder.«
    Paul nickte. »Es war die richtige Entscheidung, hierher zu kommen. Unsere Base hilft uns, das Geschehene zu vergessen«, erklärte er mit ernster Miene, als hinter ihnen jemand sagte: »Wir haben anscheinend Besuch bekommen.«
    Erschrocken wandte sich Susanna um. Vor ihr stand ein Mann, der mehrmals an seiner Pfeife sog, sodass sein Kopf vom Qualm eingehüllt wurde. Das Mädchen vermutete, dass er der Bauer war. Sie knickste und sagte mit belegter Stimme: »Sei gegrüßt, Bauer.«
    »Hoho«, lachte er laut. »Ein wohlerzogenes Mädchen steht auf meinem einfachen Hof.«
    Susanna spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie wagte es kaum aufzublicken, doch als er nichts sagte, schaute sie hoch. Ein breites Grinsen zog über sein freundliches Gesicht, in dem feine Lachfalten zuckten. Susanna konnte

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