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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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unversehrten Haus blieb Susanna stehen.
    »Hier wohnen anscheinend Menschen«, stellte sie freudig fest und zeigte auf den rauchenden Schornstein. Als ihr Blick über die Vorderseite des Hauses schweifte, stutzte sie, denn diese Tür hatte ein blutrotes Zeichen aufgemalt. »Kennst du auch dieses Zeichen?«, fragte sie, als sie die Striche, die ähnlich wie ein offenes Dreieck aussahen, genauer betrachtete.
    Urs schüttelte den Kopf. »Ich habe es noch nie gesehen. Vielleicht hat das Zeichen mit den Bewohnern zu tun? Womöglich steht es für ihren Namen«, mutmaßte er. Doch als sie auf anderen Häusertüren ebenfalls das Zeichen entdeckten, sagte er: »Es muss etwas anderes bedeuten.«
    Sogar auf der Tür des kleinen Gasthauses war das Zeichen zu sehen.
    »Heißt das womöglich Gersweiler?«, fragte Urs und blickte Susanna fragend an.
    »Ich würde Gersweiler anders schreiben«, sagte sie schmunzelnd.
    Beide betraten die Gaststube, die nicht mehr als zehn Plätze hatte. Sie waren die einzigen Gäste und setzten sich nahe der Tür nieder. Sofort kam eine Magd zu ihnen an den Tisch. »Was darf ich euch bringen?«, fragte sie höflich.
    Urs blickte Susanna fragend an. »Ich hätte gern eine Schüssel Gerstenbrei und ein Glas Milch.«
    »Mir kannst du Eier, Speck, Käse und einen Krug Dünnbier bringen.«
    Susanna wartete, bis die Magd gegangen war. Dann fauchte sie Urs an.
    »Wovon willst du …«, begann sie den Satz, als der Wirt an den Tisch kam und fragte: »Wovon wollt ihr beiden Grünschnäbel das Essen bezahlen? Ich brate keine Eier mit Speck, bevor ich weiß, ob ihr überhaupt Geld habt.«
    Urs’ Gesicht wurde puterrot. »Wie kannst du daran zweifeln?«
    »Schwatze nicht! Zeig mir das Geld, und ich schlage dir die Eier in die Pfanne. Ansonsten macht, dass ihr verschwindet.«
    Susanna stand auf, um zu gehen, als Urs aus seinem Hosenbund eine Münze herauszog. »Reicht das?«, fragte er und zeigte dem Wirt das Geld.
    Der Mann prüfte die Echtheit der Münze und grinste Urs an. »Dafür bekommst du sogar gesalzene Butter aufs Brot«, sagte er und ging zurück in die Küche.
    Sogleich kam die Magd und stellte ihnen die Getränke auf den Tisch. »Kann ich dir noch etwas bringen?«, fragte sie und lächelte Urs verführerisch an.
    Susanna bedachte das Mädchen mit einem giftigen Blick, der es jedoch nicht davon abschreckte, Urs weiterhin derart anzulächeln. Erst als er verneinte, ging die Magd zurück hinter den Tresen.
    »Woher hast du so viel Geld?«, fragte Susanna und rutschte von Urs ab.
    »Du denkst hoffentlich nicht, dass ich das Geld gestohlen habe«, deutete er ihre Geste. »Es geht dich zwar nichts an, aber mein Vater hat mir Geld dagelassen. Ich hatte gehofft, ihm alles zurückgeben zu können, aber …«
    »Ich habe dich nicht gebeten, mir ein Frühmahl zu bezahlen«, zischte Susanna, als der der Wirt aus der Küche kam und einen großen Teller mit gebratenen Würstchen, Speck, Eiern und gebuttertem Brot vor Urs auf den Tisch stellte.
    »Wenn du einen Nachschlag möchtest, sag Bescheid.«
    »Zu freundlich«, sagte Urs und nahm die Gabel in die Hand.
    »Gut zahlende Gäste sind selten«, sagte der Wirt und ließ die beiden allein.
    Susanna blickte mürrisch ihre Schale Gerstenbrei an, während ihr der Duft von Urs’ üppigem Essen in die Nase stieg.
    »Der Wirt hat es zu gut mit mir gemeint. Ich kann unmöglich den Teller alleine leeressen. Du musst mir dabei helfen«, bat er Susanna augenzwinkernd.
    Sie wollte wieder aufbrausen, doch als sie sah, wie er die Scheibe Speck mit Hochgenuss verzehrte, schob sie ihre Schale zur Seite und tunkte ein Stück Brot in das Eigelb.
    Nachdem beide gesättigt waren, kam die Magd, um das Geschirr abzuräumen. »Möchtet ihr mehr?«, fragte sie, doch Urs hob abwehrend die Hände. Auch Susanna verneinte.
    Urs bezahlte und sagte: »Wir dachten bei unserer Ankunft gestern am späten Abend, dass Gersweiler verwaist ist. Nicht eine Menschenseele haben wir angetroffen.«
    Die Magd nickte. »Samstags gehen alle Einwohner von Gersweiler nach Malstatt in die Kirche und kommen erst nach Mitternacht zurück, denn es ist eine gute Wegstrecke zu gehen. Ihr hattet Pech, dass ihr genau in dieser Zeit angekommen seid«, lachte sie. »Woher kommt ihr?«
    »Ich komme aus der Schweiz«, verriet Urs, ohne Susanna einzubeziehen.
    Das Mädchen schien Susannas Herkunft nicht zu interessieren, denn sie gurrte Urs an: »Deshalb die sonderbare Aussprache. Ich hatte schon Mitleid mit dir und

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