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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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erleichtert fest, dass der Verband trocken war. Vorsichtig drückte sie auf die Stelle, wo die Kugel sie gestreift hatte. Die Verletzung schmerzte nur noch schwach.
    Sie schaute sich nach Urs um. Zwischen den Tannen konnte sie den Weg erkennen, auf dem sie gestern geritten waren. Urs stand da und gestikulierte mit einem Fremden, über dessen Schultern ein quiekendes Ferkel lag. Susanna war beruhigt, dass Gersweiler offenbar doch kein Geisterdorf war und hier Menschen lebten. Leider konnte sie nicht verstehen, was die beiden Männer miteinander sprachen. Gerade als sie sich entschloss, zu Urs zu gehen, verabschiedete er sich von dem Mann und kam zu ihr zurück.
    »Lebt dieser Mann hier?«, fragte sie schroff.
    »Grüezi di«, sagte Urs und setzte sich zu ihr auf den Boden.
    »Was heißt das?«, fragte Susanna. »Ich glaube, deine kleine Schwester hat das auch zu mir gesagt.«
    Urs erklärte: »Es kann guten Morgen, guten Tag oder guten Abend bedeuten. Je nachdem, zu welcher Tageszeit man jemanden grüßen möchte.«
    Susanna errötete leicht. Ihr wurde bewusst, dass sie ihn grußlos angesprochen hatte. »Guten Morgen«, flüsterte sie und schaute beschämt zu Boden.
    »Grüezi di!«, wiederholte er lächelnd.
    Sie blickte auf und fuhr sich mit der Hand über den Hals. »Wenn ich diese kratzigen Laute höre, muss ich mich räuspern«, sagte sie und hüstelte.
    Urs lachte auf. »Es nennt sich Schwyzerdütsch. Schwyzer für Schweizer und dütsch für deutsch. Da deine und meine Sprache ähnlich sind, kann ich dich verstehen und mit dir reden.«
    »Aber ich kann deine Sprache nicht verstehen und erst recht nicht sprechen«, erkannte sie.
    »Das kann ich dir nicht erklären«, beschied ihr Urs, der den Salbentiegel aus dem Rucksack kramte. »Lass mich deine Wunde verarzten«, sagte er und öffnete die Dose.
    »Ich habe bereits nachgesehen«, sagte Susanna und streckte ihm die Hüfte entgegen. »Die Wunde blutet nicht mehr und tut auch kaum noch weh.«
    »Das hört sich gut an«, erwiderte Urs und gab ihr ein Zeichen, den Kittel hochzuheben. Vorsichtig wickelte er den Verband ab. »Sie sieht wirklich gut aus«, freute er sich, als er die Verletzung sah. »Die Wundränder sind nicht mehr gerötet, und es hat sich eine Kruste gebildet. Ich werde trotzdem Salbe darüberstreichen, damit die Kruste geschmeidig wird und nicht aufreißt.« Er tunkte zwei Finger in den Tiegel und tupfte die Paste auf die Schussverletzung. Anschließend band er den Tuchstreifen wieder um Susannas Leib. Als ihr Magen laut knurrte, lachte er auf.
    »Lach nicht«, schimpfte sie. »Ich wäre froh, ich hätte dir gestern nicht mein letztes Stück Brot gegeben.«
    »Da können wir Abhilfe schaffen. Der Bauer erzählte mir, dass am Ortsrand von Gersweiler ein kleiner Gasthof liegt, wo wir etwas zu essen kaufen können«, verriet ihr Urs und erhob sich.
    Susanna jedoch blieb sitzen.
    »Was ist?«, fragte Urs.
    »Wovon sollen wir das Essen bezahlen?«
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Ich lade dich ein«, sagte er und reichte ihr die Hand. »Dein Pferd können wir auf der Koppel lassen, denn es ist nicht weit zu gehen.«
    Mit Schwung zog Urs Susanna auf die Beine, sodass sie in seinen Armen landete. Erschrocken sah sie ihm in die Augen und glaubte ein freudiges Glitzern darin zu entdecken. Hastig löste sie sich von ihm und blickte ihn entrüstet an. Allerdings wagte sie es nicht, ihn zu rügen, sondern strich sich wortlos das Haar zurück und glättete ihren Rock. Dann rollte sie die Decke zusammen und hob den Beutel auf, den sie Urs reichte.
    »Womit willst du mein Frühmahl bezahlen?«, fragte sie ihn.
    »Das lass meine Sorge sein«, erwiderte Urs und ging voran.
    Bei Tageslicht konnten sie die Häuserruinen näher betrachten. Fast alle Häuser schienen abgebrannt zu sein. An manchen Holzplatten, die aussahen wie die einstigen Eingangstüren, konnte man deutlich schwarze Kreuze erkennen.
    »Das Pestzeichen«, flüsterte Susanna.
    Urs nickte. »Ich weiß! Auch in der Schweiz hat man die Häuser der Pesttoten damit gekennzeichnet.«
    Die Symbole waren mit Kohle auf das Holz gezeichnet worden und wirkten düster und abschreckend. An ihren unguten Gefühlen änderten auch die gelben, blauen und weißen Blumen nichts, die zwischen dem verkohlten Holz und den Steinen, die verstreut auf dem Boden lagen, blühten. Ebenso wenig wie das Grün des Efeus, das sich über den Boden und die Hauswände rankte und das Geröll wie eine Decke überzog. Bei einem

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