Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset
zu verkaufen. Es kommt für die dreihundertvierzig Dollar ein ganz hübscher Berg Goldkörnchen zusammen — mehr als man in zwei Händen halten kann. Mister Stanley schüttet das Gold in einen kleineren Lederbeutel. Pete nimmt den Schatz entgegen.
„Ich will nicht neugierig sein", sagt Stanley, „aber interessieren würde mich doch, wozu du das Gold brauchst."
„Ganz einfach", grinst Pete. „Mein Pferd hat schlechte Zähne und kann nicht mehr beißen. Da will ich dem armen Gaul Goldzähne einsetzen lassen . . ."
Er erkundigt sich noch, wann die Bankfiliale am Nachmittag wieder geöffnet hat, und verabschiedet sich von dem Kassierer, der zu verwundert ist, um noch irgendeine Frage zu stellen.
Während des Rodeos haben die beiden Bankfilialen in Somerset auch nachmittags geöffnet. Punkt drei Uhr erscheint Pete in der Ranchers-Bank, stellt einen kleinen Lederbeutel mit Goldnuggets vor den erstaunten Kassierer hin und sagt: „Hallo, Mister Lake — wiegen Sie doch bitte mal das Gold ab. Ich möchte verkaufen."
Mister Lake hebt etwas die Augenbrauen, um sein Erstaunen anzudeuten, macht aber keine Einwendungen. Es ist nicht seine Art, unliebsame Fragen zu stellen. Wahrscheinlich hat irgendein Minenbesitzer auf der Salem-Ranch ein Pferd gekauft und in Goldnuggets bezahlt. Das kommt ja vor. Er wiegt das Gold ab, prüft es, macht eine kurze Berechnung: „Dreihundertfünfunddreißig Dollar!" ist die Ranchers-Bank zu zahlen bereit.
Pete macht keine Einwendungen und nimmt das Geld in Empfang. Auch Banken wollen verdienen. Es ist logisch, daß Banken, wenn sie Gold einkaufen, weniger zahlen als sie verlangen, wenn sie Gold verkaufen.
Mit den dreihundertfünfunddreißig Dollar geht Pete wieder zur „Western Bank". „Hallo, Mister Stanley, da bin ich wieder. Ich möchte noch mehr Gold kaufen. Da sind noch ein paar Pferde auf meiner Ranch, die schlechte Zähne haben."
Mister Stanley weiß nicht, was er von der Sache halten soll. Er reibt sich das Kinn, zuckt die Achseln und wiegt das Gold ab. Es ist etwas weniger als beim ersten mal. Für fünf Dollar weniger. Pete nimmt den Lederbeutel in Empfang und verschwindet.
Mister Lake, der Kassierer der Ranchers-Bank, ist höchst erstaunt, als Pete erneut erscheint, abermals einen Lederbeutel vor ihn hinstellt und sagt: „Ach, Mister Lake, seien Sie doch so gut und wiegen Sie auch diesen Beutel nach. Ich möchte verkaufen."
Diesmal bekommt Pete für das Gold nur dreihundert-neunundzwanzig Dollar und siebzig Cent, was eine Gemeinheit ist. Entweder hat Mister Stanley falsch abgewogen und ihn um 30 Cent betrogen — oder Mister Lake. Wer mit Gold handelt, darf nicht kleinlich sein. Pete schweigt, nimmt das Geld in Empfang und — kehrt in die „Western Bank" zurück, um abermals Gold einzukaufen, das er sofort wieder an die Ranchers-Bank verkauft. Mit dem Erlöse des Goldes kauft Pete bei Mister Stanley neues Gold ein — und verkauft es wieder. Jedesmal mit einem Verlust von fünf Dollar. Goldhandel lohnt sich nicht. Ein Verlustgeschäft!
„Na, höre mal!" fragt der Kassierer der Ranchers-Bank schließlich verblüfft. „Wo hast du denn das viele Gold her? Und warum bringst du es nicht auf einmal her, wenn du so viel hast?"
Pete tut furchtbar geheimnisvoll und blickt sich nach allen Seiten um, als befürchte er, belauscht zu werden. „Können Sie ein großes Geheimnis für sich behalten, Mister Lake?"
„Natürlich!" versichert Lake.
„Ich auch", erwidert Pete, streicht das Geld ein und geht hinaus.
Als er nach dreißig Minuten wiederkommt und abermals einen Lederbeutel mit Goldnuggets verkaufen will, hat Mister Lakes Neugier gefährliche Ausmaße angenommen. Pete beschließt, so etwas wie eine Erklärung vom Stapel zu lassen, ehe der Kassierer vor Neugier platzt.
„Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Mister Lake", wispert er, „wenn Sie niemandem etwas davon sagen würden, daß ich Gold verkauft habe. Wenn die Leute davon erfahren, denken sie am Ende, auf dem Grund und Boden der Salem-Ranch wäre eine Goldader entdeckt worden. Na, Sie können sich wohl vorstellen, was so ein Gerücht für Folgen hätte."
Mister Lake konnte es sich gut vorstellen. Er konnte sich sogar vorstellen, daß es auf dem Grund und Boden der Salem-Ranch eine Goldader gab.
„Es ist natürlich kein wahres Wort an diesen Gerüchten über Goldfunde beim Satansfelsen", versichert Pete eindringlich. „So wahr ich hier vor Ihnen stehe: es gibt kein Gold im Satansfelsen! Bestimmt nicht! Das
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