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Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Titel: Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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Notlage gerade der Armen aus. Einem Reichen würde niemals einfallen, eine Uhr, die fünfzig Dollar wert ist, für den zehnten Teil des Geldes wegzugeben. Die reichen

    Leute halten ihr Geld zusammen und geizen mit jedem Cent, obwohl sie sich leisten könnten, fünfundvierzig Dollar zu verschenken. Nur die Armen erlauben sich eine Großzügigkeit, die sie sich auf keinen Fall erlauben dürften. Weil sie kein Geld mehr haben, betrinken sie sich, um zu vergessen, daß sie kein Geld mehr haben. Die Welt ist wirklich komisch eingerichtet . . .
    Durch Perkins' Beispiel angeregt, geht Pete etwas abseits und zählt sein Geld. Zusammen mit der Prämie von fünfzig Dollar, die er als Schützenkönig erhalten hat, sind einundachtzig Dollar und vierundzwanzig Cent in der Kasse gewesen! Gewesen! Jetzt besitzt der Finanzminister des „Bundes der Gerechten" nur noch bare vierzig Dollar. Der Rest des Geldes wurde (sogar ein Finanzminister muß gelegentlich ein gegebenes Versprechen einhalten!) an die Geheimbündler verteilt, damit sie sich auf dem Festplatze vergnügen konnten.
    Pete beginnt zu rechnen. Er rechnet einmal, er rechnet zweimal — und kommt immer zu dem gleichen Ergebnis: vierzig Dollar reichen nicht aus, Krieg gegen den wohlhabenden und einflußreichen Makler Perkins mit einiger Aussicht auf Erfolg führen oder ihn gar gewinnen zu können. Wenn er seinen Plan durchführen will — es ist ein guter, ein feiner Plan — so muß er verschiedene Einkäufe machen. Kostspielige Einkäufe!
    »So nachdenklich, mein Junge?"
    Der Schulmeister ist unbemerkt herangekommen und hat Pete freundschaftlich die Hand auf die Schulter gelegt. Mister Tatcher ist ein freundlicher, weltaufgeschlossener Mann. Er besitzt den Blick für das, was in einem Jungen steckt. Als Pete noch zu seinen Schülern zählte — es ist noch nicht allzu lange her — war es nicht immer leicht gewesen, den schabernacklustigen Bengel im Zaum zu haken. Pete war keineswegs das gewesen, was man einen „Musterknaben" nennt. Nun, Musterknaben sind, das weiß Mister Tatcher aus seiner langen Berufserfahrung, im späteren Leben nicht unbedingt musterhaft. Gute Kenntnisse und somit auch gute Schulzeugnisse sind natürlich eine solide Grundlage für den Lebenskampf, aber fast noch wichtiger ist es, wie sich der Charakter eines jungen Menschen entwickelt. Was helfen die besten mathematischen Kenntnisse, wenn der „Musterknabe" — der im Rechnen immer „sehr gut" hatte — als erwachsener Mann seine Rechenkünste verwertet, indem er andere Menschen übers Ohr haut!
    Pete braucht Geld — viel Geld. Er hat vierzig Dollar, und die reichen nicht aus. So so! Der Makler Perkins will nämlich die Jones-Ranch versteigern lassen. Rancher Jones ist ein rechtschaffener, ein netter Mann. Perkins hat ihn hineingelegt. Das ist gemein von Perkins. Aber läßt sich da überhaupt noch etwas tun? — Pete hat einen Plan, aber den kann er nicht preisgeben, weil es nämlich Schwindel ist.
    Schwindel?
    Jawohl! Sozusagen! Bereichern will sich Pete nicht — Perkins soll nur zur Einsicht gebracht werden. Aber das Geld fehlt, um den Plan durchführen zu können. Das Dumme ist, daß Pete den Plan niemandem anvertrauen

    kann. Es ist ein großes Geheimnis. So lange dieses Geheimnis geheim bleibt, ist der Schwindel kein Schwindel. Wenn aber jemand davon weiß und das benötigte Geld dennoch gibt, dann macht sich dieser Jemand schuldig der Mitwisserschaft an einem — an einem — Betrug?
    Ja, an einem Betrüge! Komisch, nicht wahr?
    „Keineswegs komisch", sagt Mister Tatcher vorwurfsvoll. „Ich habe dich bisher immer für einen anständigen Jungen gehalten!"
    Petes Gesicht zieht sich in die Länge. „Und ich halte dich auch jetzt noch für einen anständigen Jungen", fügt Tatcher mit einem Lächeln hinzu. „Wieviel Geld brauchst du denn?" „Zweihundert Dollar." Mister Tatcher lächelt nicht mehr. „Dreihundert Dollar wären noch angenehmer." Mister Tatcher ist jetzt todernst. Er zieht die Brieftasche und zählt eiligst dreihundert Dollar ab. Man kann nicht wissen — vielleicht fällt Pete noch ein, daß er eigentlich fünfhundert Dollar braucht. Dreihundert Dollar sind ein kleines Vermögen für einen Schulmeister, der nur hundertfünfzig im Monat verdient. Dieses kleine Vermögen händigt er einem knapp sechzehn Jahre alten Jungen aus — ohne Pfand, ohne Schuldschein, ohne Quittung — ja, ohne überhaupt zu wissen, was der Junge damit vorhat.
    „Danke — vielen herzlichen Dank!"

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