Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset
eingesargt zu werden. Merkwürdig auch, daß Pete — der noch soeben sehr wütend auf Sam Dodd zu sein schien — dem Freund jetzt höchst vergnügt und anerkennend auf die Schulter klopft. „An dir ist wahrhaftig ein Schauspieler verlorengegangen, Sam ..."
Mister Perkins, Mitbesitzer der Ranchers-Bank, ist recht erstaunt, als Mister Lake in der Kneipe „Zum Silberdollar" erscheint. Er hat den Kassierer selten so aufgeregt gesehen. Der eigentliche Besitzer der Bank, Perkins Vetter — genannt General Pitt — hat sich zwar vorbehalten, bei allen Bankgeschäften das erste und letzte Wort zu sprechen, aber Mister Perkins, der an der Bank beteiligt ist, kann in eiligen Fällen auch allein entscheiden.
Kaum hat Lake Bericht erstattet, als Perkins sich an die „Geheimschrift" erinnert, die der Sheriffsgehilfe Watson ihm gegeben hat. Teufel auch, das hätte er ja beinahe vergessen! Er holt den Papierzettel hervor und erklärt Lake, was die Geheimschrift bedeutet: „Sofort das Land am Satansfelsen kaufen! Gold in rauhen Mengen! Perkins darf auf keinen Fall Wind davon bekommen! Gruß, Jerry!"
Das Land am Satansfelsen — eine recht dürftige Weide — hat erst vor acht Tagen den Besitzer gewechselt. Rancher Jones hat das kleine Stück Land für ein Butterbrot an Mister Dodd, den Verwalter der Salem-Ranch, verkauft. Perkins überlegte blitzschnell, ob er den Verkauf anfechten kann. Nein, das ist nicht möglich. Leider! Er kann Rancher Jones' Hab und Gut zur Versteigerung bringen — aber erst wenn der Wechsel, die Schuldverschreibung, fällig ist.
„Es ist nicht zu glauben", stöhnt Perkins. „Jones, dieser Narr, verkauft eine Goldmine für ein Butterbrot! Natürlich hat er nicht geahnt, daß es eine Goldader beim Satansfelsen gibt! Hätte ich ihm doch das Messer etwas eher an die Kehle gesetzt! Dann gehörte die Goldmine jetzt mir. Auf alle Fälle müssen wir uns diesen gewissen Jerry einmal vornehmen ..."
Eine halbe Stunde später hat Mister Lake den Cowboy Jerry ausfindig gemacht. Die Unterredung findet in Perkins' Haus statt. Jerry fällt vor Erstaunen aus den Wolken, wie liebenswürdig die beiden Herren zu ihm sind! Trinken Sie doch noch ein Gläschen, Jerry! Mögen Sie eine Zigarre? Sitzen Sie bequem?
..Wie? Eine Goldader beim Satansfelsen?" tut Jerry verblüfft, als Perkins endlich mit dem herausrückt, was « auf der Seele hat. Er lacht etwas; aber das Lachen klingt nicht ganz echt, findet Perkins jedenfalls. „Wer hat Ihnen denn diesen Bären aufgebunden?!"
Perkins verspürt ein Verlangen, diesen hartgesottenen Burschen zu erwürgen. „Aber, Jerry", sagt er honigsüß, „Sie brauchen uns doch nichts vorzumachen. Haben Sie diese Botschaft in Geheimschrift geschrieben . . . oder haben Sie sie nicht geschrieben?"
„Na ja", gibt Jerry verlegen zu und rutscht auf seinem Stuhl als säße er auf glühenden Kohlen. „Geschrieben habe ich das schon. Als ich meine Stellung verlor — Sie wissen vielleicht, daß ich auf der Salem-Ranch gearbeitet habe? — da dachte ich, es wäre vielleicht ganz gut, selber mit Rinderzucht zu beginnen. Darum schrieb ich meinem Bruder, der in Elkville ein Waffengeschäft hat, er solle das Land am Satansfelsen kaufen. Aber ich muß den Wisch wohl verloren haben. Jedenfalls klappte es nicht mit dem Kauf. Die Leute von der Salem-Ranch kamen uns zuvor."
„Denen jetzt die Goldmine gehört", knirscht Perkins. „Was sind Sie für ein Narr, Jerry! Wären Sie doch zu mir gekommen! Ich hätte das Geschäft mit Ihnen zusammen gemacht. Warum wollten Sie die Sache mit dem Goldfund denn ausgerechnet vor mir geheim halten?"
Jerry verzieht das Gesicht. „Erstens gibt es da kein Gold", sagt er trotzig, „und zweitens hätten Sie mich bestimmt übers Ohr gehauen."
„Drittens aber haben Sie jetzt das Nachsehen", lacht Perkins schadenfroh. „Warum wollen Sie nicht eingestehen, daß es beim Satansfelsen eine Goldader gibt? Ich weiß es positiv. Und Sie selber können dort nichts mehr erreichen. Sie befürchteten wohl, ich würde Ihnen zuvorkommen und das Land kaufen, wenn ich von der Goldader hörte?"
„Es gibt dort kein Gold, wie oft soll ich es noch sagen!" erklärt Jerry in bestimmtem Ton. „Ich habe das meinem Bruder nur geschrieben, damit er das Land kaufen soll. Mein Bruder ist ein richtiger Geizhals. Er war nur auf diese Weise zu bewegen, Geld herauszurücken. Na, und als er sich endlich entschlossen hatte, da ist uns — wie ich schon sagte — Mister Dodd
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