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Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Titel: Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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über den Rockkragen. Die Leute lachen. General Pitt schneidet ein grimmiges Gesicht. Seinem Sekretär ist vor Verblüffung der Mund offen stehengeblieben.
    Endlich sind die Musiker so weit. Der Dirigent hebt den Taktstock, gibt den Einsatz--.
    „Täterätääääh — schnedderengteng — bummbumm!" Die Kapelle spielt. Die Instrumente tun wieder ihre Pflicht, aber dennoch kann man das, was da ertönt, keineswegs Musik nennen. Es ist ein wahnwitziges Durcheinander von Tönen, ein Gejaule und Miaue, Grunzen und Tuten — ein Chaos von Tönen.
    General Pitt, fassungslos, hält sich die Ohren zu. Der Dirigent ist einer Ohnmacht nahe. Perkins fletscht wütend die Zähne. Die Leute brüllen vor Lachen. Die Musiker versuchen verzweifelt, den richtigen Takt zu finden. Aber das ist nicht möglich — weil nämlich jeder von ihnen von einem anderen Notenblatt abspielt. Dick Harvest, der Sohn des Dirigenten, hat die Noten vertauscht.
    Jeder Musiker spielt ein anderes Lied.
    „Das ist einfach ein Skandal!" kreischt General Pitt.
    „Unglaublich!" heult Perkins.
    Die Leute halten sich die Bäuche vor Lachen. Die Musiker geben ihre Bemühungen auf und blicken sich gegenseitig ratlos an. Perkins gibt dem Schulmeister verzweifelt Zeichen mit der Hand: „Singen — so lassen Sie doch endlich singen!" Mister Tatcher ist todernst. Er hat geahnt, was da kommen würde, und er hat auch eine bestimmte Ahnung wegen des Chorgesangs seiner Schüler. Der Schulmeister kennt seine Jungen. Diese — es sind vierundzwanzig Buben im Alter zwischen zehn und vierzehn Jahren — machen angesichts der komischen Ereignisse

    viel zu „feierliche" Gesichter. Wenn die Bengels so „brav" tun, haben sie meistens etwas im Schilde.
    Mister Tatcher ist ein viel zu seriöser und vernünftiger Herr, um Schadenfreude zu empfinden. Aber er besitzt einen ausgesprochenen Sinn für Humor. So fällt es ihm nicht leicht, ernst zu bleiben. Er war.nicht verpflichtet, seine Schüler zum Empfang des „Generals" — der überhaupt kein General ist — auf den Bahnhof zu führen. Perkins hat ihn darum ersucht, und er hat schließlich nachgegeben — aber nicht, weil er davon überzeugt ist, daß Mister Pitt eine besondere Ehrung verdient. Ganz im Gegenteil. Mister Tatcher hat zugestimmt, weil er General Pitt, dem Makler Perkins und all den anderen Narren, die sich hier versammelt haben, eine' Lektion gönnt. Er weiß, daß sich seine Schüler verabredet haben — daß Pete Simmers irgendeinen Streich ausgeheckt hat — aber er läßt sich nichts anmerken.
    Nun soll also der Knabenchor die Situation retten. Der Schulmeister lächelt und gibt den Einsatz. Die Jungen holen Luft und singen. Sie singen mit großem Eifer und sind ganz bei der Sache.
    Nur leider kann man nichts hören. Das ist das Unheimliche, das unglaublich Groteske dabei. General Pitt schüttelt verwundert den Kopf. Er bohrt sich mit dem Zeigefinger im Ohr. Sollte er plötzlich taub geworden sein?
    Er sieht doch ganz deutlich, wie der Schulmeister mit den Händen dirigiert. Die Schuljungen öffnen und schließen rhythmisch, im Takt des Dirigierens, die Münder, bewegen die Lippen — holen zur rechten Zeit Atem —

    aber es ist nichts zu hören. Kein Laut, einfach nichts. Nur aus dem Güterschuppen seitwärts der hölzernen Rampe, die als Bahnsteig dient, ist ein merkwürdiges Quietschen und Grunzen zu vernehmen ...
    Der Schulmeister winkt ab. Normalerweise würde er den Lausbuben jetzt gehörig die Meinung gesagt haben — aber Mister Tatcher gehört nicht zu der Art Menschen, die sich künstlich aufregen. Er findet, daß die Jungen recht haben, daß „General Pitt" viel eher einen Fußtritt als eine Ehrung verdient. Immerhin muß er als Erzieher und Respektperson „das Gesicht wahren". Er wendet sich zu General Pitt um, lächelt und zuckt bedauernd die Achseln. „Nichts zu machen, mein Bester. Die Jungen streiken, sie wollen nicht singen. Was sagen Sie nun?" denkt er im stillen.
    General Pitt sagt nichts. Er sieht etwas fahl im Gesicht aus 'bewahrt aber Haltung. Ja, er bringt es sogar fertig zu grinsen. Am liebsten würde er einen wilden Wutschrei getan haben, denn das Lachen der Leute ärgert ihn. Aber er beherrscht sich. Er denkt daran, daß er hergekommen ist, um Geld „zum Wohle notleidender Weidereiter" zu sammeln. Zwar ist auch diese Sammlung ein Schwindel, aber das brauchen die Leute ja nicht zu wissen. Sie sollen nur bezahlen. Und weil sie bezahlen sollen, macht Pitt — so gut es geht —

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