Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset
gute Miene zum bösen Spiel.
„Na, wunderbar — haha!" lacht er, aber seine Augen lachen nicht mit. „Das nenne ich eine spaßige Begrüßung. Wirklich, die Bewohner von Somerset gefallen mir. Sie haben Humor — haha! Spaß muß sein, nicht wahr. Immer lustig, immer lustig!"
In diesem Augenblick wird die Tür vom Güterschuppen aufgestoßen und es wird noch lustiger. Wie aus der Kanone geschossen kommt eine ganze Herde fetter, aufgeregt quietschender und grunzender Schweine zum Vorschein. In dem Schuppen detoniert mit lautem Knall ein Kanonenschlag. Das Dröhnen eines Feuerwerkskörpers treibt die Borstentiere in Panik. Im Schweinsgalopp jagen sie über den Bahnsteig und mitten unter die — teils entsetzt, teils vergnügt — aufkreischende Menschenmenge.
Die Schweine benehmen sich richtig wie die Schweine. Sie werfen die Notenständer der Musikkapelle durcheinander und rennen Mister Perkins über den Haufen. Das ist keine Begrüßungsversammlung mehr, das ist eine wahrhaftige Schweinerei!
General Pitt, von grunzenden Borstentieren umzingelt, will schon die Flucht ergreifen — da will es ein grotesker Zufall (Seine Exzellenz, der Zufall, scheint Humor zu besitzen!), daß dem entsetzten Finanzmann rücklings eine Zweizentner-Sau zwischen die Beine fährt.
Ehe der entsetzte Mister Pitt begreifen kann, was mit ihm geschieht, findet er sich auf dem Rücken der Sau wieder — er sitzt rittlings auf dem fetten Borstenvieh, und dieses, nicht daran gewöhnt, einen Reiter zu tragen, galoppiert entsetzt mit dem „General" davon ... die schräge Rampe abwärts über die Straße und in die Stadt hinein!
So hält General Pitt auf dem Rücken einer galoppierenden Zweizentner-Sau, gefolgt von einer vergnügt johlenden und schadenfroh lachenden Menschenmenge, seinen feierlichen Einzug in Somerset . . .
Als sich Pitt in Turners Gasthaus, in dem man ein Zimmer für ihn reserviert hat, von dem „Schweinsgalopp" erholt hat, sagt er Perkins unverblümt, was er über diesen Empfang denkt. Er gebraucht dabei Ausdrücke, die sich für einen „General" einfach nicht gehören. Allerdings ist er ja auch kein General.
„Schön", entgegnet Perkins mit bitterer Leidensmiene. „Ich bin ein Idiot und ein Rindvieh. Aber du tust mir unrecht. Ich habe das Äußerste getan, um den Empfang würdig zu gestalten. Diese Lausbuben von Somerset haben etwas gegen uns. Sie haben den Sheriffsgehilfen Watson aus der Stadt gelockt — und das ist nun das Ergebnis. Aber, tröste dich! Wenn du dich beruhigt hast, will ich dir etwas über eine Goldmine erzählen ..."
Er erzählt Pitt von der Goldmine am Satansfelsen, und Pitt tröstet sich schnell; er ist ganz Ohr. „Da läßt sich ja ein Vermögen verdienen! Zu dumm, daß dieser Bengel — Pete Simmers — eine Wut auf Perkins hat." Nachdenklich blickt Mister Pitt seinen Vetter an. In seinen Augen leuchtet ein gieriges Funkeln. Auch Perkins macht ein Gesicht wie ein Fuchs, der die Hühner gackern hört.
„Da muß etwas unternommen werden", meint Pitt entschlossen.
„Wir müssen gute Miene zum bösen Spiel machen", erklärt Perkins. „Rancher Jones schuldet mir dreitausend Dollar. Aber die Goldmine ist mindestens drei Millionen wert. Bedenke, daß die Bengels an einem einzigen Vormittag für mehr als tausend Dollar Goldnuggets aus dem Boden geholt haben — ohne Schüttelsieb, ohne alles! Bloß mit den Fingern haben sie die Goldklumpen aus der
Erde gepolkt. Es ist der reichste Goldfund seit hundert Jahren."
„Hm", macht Pitt. „Du meinst, daß die Lausejungen dir bloß nachstellen, weil du die Jones-Ranch versteigern lassen willst?"
„So ist es. Ich sage mir nun folgendes: Wenn wir Rancher Jones die ganze Schuld erlassen — ihm die dreitausend Dollar nebst den Zinsen einfach schenken — hat dieser dämliche Bengel, Pete Simmers, seinen Zweck erreicht. Wir stellen zur Bedingung, daß er uns das Land am Satansfelsen verkauft — und versprechen ihm einen Anteil an der Ausbeute der Goldmine. Nein, noch besser, wir machen ihn zum Präsidenten der Minengesellschaft, geben ihm ein kleines Gehalt, aber keinen Anteil. Er wird dann stolz sein, als ,Präsident' angesprochen zu werden — haha. Es wird ihm nicht einmal in den Sinn kommen, daß wir ihn übers Ohr gehauen haben."
General Pitt wiegt bedenklich den Kopf. „Der Junge ist doch minderjährig. Sein Vormund müßte den Vertrag unterschreiben. Wird aber der alte Dodd dem Verkauf zustimmen?"
„Er w e i ß ja nichts von den
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