Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Titel: Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
Vom Netzwerk:
die noch ärmer sind. Denen muß geholfen werden!' Wenn ich das sage, Jack, dann reißen sie sich die Beine aus, um zu helfen. Ganz bestimmt tun sie es."
    Der Sekretär steckt seinen dürren Hals zum Fenster hinaus. „Wir sind da", sagt er vergnügt. „Schauen Sie mal — was für 'ne Menge Leute! Und eine Musikkapelle haben sie auch mitgebracht. Was die Leute sich nur für Umstände machen, nur um ihr sauer verdientes Geld loszuwerden — höhöhö!"
    - „Still jetzt", warnt General Pitt. „Vergessen Sie nicht, daß wir Wohltäter und Menschenfreunde sind. Setzen Sie Ihr Sonntagsgesicht auf, Jack. Und stecken Sie die dicke, goldene Uhrkette da weg. Wenn die Leute uns sehen, müssen sie weinen vor Rührung, was für bescheidene, einfache, aber herzensgute Menschen wir sind — Idealisten, die nur ein erhabenes Ziel im Auge haben, nämlich — äh, na was denn?"
    „Uns zu bereichern", schließt der Sekretär feierlich. „In diesem Sinne — ran an den Feind!"
    Der Sekretär öffnet die Abteiltür, und General Pitt, von Kopf bis Fuß ein einziges wohlwollendes Lächeln — die personifizierte Wohltätigkeit — tritt auf den Bahnsteig von Somerset hinaus.
    Eine kleine Menschenmenge hat sich da versammelt. General Pitt hat schon freundlichere Gesichter gesehen. Er macht sich aber nichts daraus. Da steht sein Vetter Perkins. Sie sehen sich mit einem Augurenlächeln in die Augen. Der Kassierer Lake und mehrere Angestellte der

    Ranchers-Bank sind natürlich ebenfalls zur Stelle und machen hocherfreute Gesichter — obwohl sie ihren Chef eigentlich nicht leiden mögen. Mister Pitt weiß das sehr gut. Er hat auf die Achtung und die Sympathie seiner Mitarbeiter niemals besonderen Wert gelegt. Wer nicht pariert, der fliegt eben hinaus. Ganz einfach. Und wer kein erfreutes Gesicht macht, wenn der berühmte „General Pitt" am Horizont erscheint, soll nur schon immer seine Sachen packen . . .
    „Unser hochverehrter General Pitt, er lebe — hoch!" brüllt Perkins.
    Das Echo aus der Menschenmenge ist reichlich dünn. Mister Lake schreit „hoch" und die Angestellten der Ranchers-Bank schreien ebenfalls „hoch", daß ihnen beinahe die Stimmbänder platzen. Die anderen strengen sich nicht so sehr an. Sie haben Schulden bei Perkins, und der paßt scharf auf, ob auch jeder „hoch" ruft — aber die Lautstärke läßt zu wünschen übrig.
    Nach dem dürftigen „Hoch" muß die Kapelle einen Tusch spielen. Der Dirigent hebt den Taktstock, die Musiker setzen ihre Instrumente an--
    „Brrrrmmm!" machte die Posaune, das ist alles. Die Trompetenbläser blasen die Backen auf und geben sich alle Mühe, aber sie bringen keine Musik hervor — nur Geräusche undefinierbarer Zusammensetzung und Herkunft, entsetzliche Geräusche. Es hört sich an, als ob ein Nilpferd Blähungen hat.
    Auch die anderen Musiker erleben Überraschungen mit ihren Instrumenten. Als der Tuba-Bläser mit voller Kraft zu blasen beginnt, hüpft eine weiße Maus aus dem Messingteller seines Instrumentes. Die Flötisten erzeugen keine Flötentöne, sondern merkwürdige Trillerpfiffe und blicken entsetzt auf ihre Instrumente, aus denen grünlich schillernde Seifenblasen aufsteigen und durch die Luft davon schweben. Eine Seifenblase fliegt gegen die Stirn des „Generals" und zerplatzt.
    Die Waldhörner machen: „Mmmmpf — mmmmmpf!" Mehr ist nicht zu hören. Und als der Mann an der Pauke einen mächtigen Paukenschlag tun will, zerbricht der angesägte Paukenschlegel in tausend Stücke.
    General Pitt steht starr vor Verwunderung. Einen derart mißratenen „Tusch" hat er noch nicht vernommen. Er ist überrascht und verärgert. Die Leute kichern. Verzweifelt wühlen die Musiker in ihren Instrumenten. Mit spitzen Fingern ziehen sie aus den blechernen Tiefen der Instrumente abenteuerliche Dinge hervor: endlose zusammengedrehte Schnüre aus Watte — Papierpfropfen, der Tuba-Bläser entfernt aus dem Blechbauch seiner Tuba ein ganzes Mäusenest und die Flötisten lassen das Seifenwasser aus den Flöten ablaufen.
    Der Dirigent ist verzweifelt. In acht Tagen muß er bei Perkins eine hohe Geldschuld bezahlen, und wenn Perkins ihm keinen Aufschub gewährt, gibt es eine. Katastrophe. Der Gesichtsausdruck des Maklers verheißt nichts Gutes. „Vorwärts — was soll das?" ruft Mister Harvet verzweifelt und fuchtelt mit seinem Taktstock. „Beeilen, Leute — beeilen!"
    Ein Notenständer, weil angesägt, bricht in der Mitte durch. Dem Klarinettisten läuft eine weiße Maus

Weitere Kostenlose Bücher