Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset
mit ihren Holzknüppeln zu. Wer mit Blei schlägt, darf sich nicht wundern, wenn ihm mit Holz heimgezahlt wird . . .
„Au! — Oh! Aaaah!" jammert der Maskierte.
Alles Wehren und Strampeln hilft nichts. Obwohl der Maskierte verblüffende Kräfte entwickelt (nanu, ist Jimmy Watson denn plötzlich so stark geworden?), geht er unter den zupackenden Fäusten der „Gerechten" ein wie ein Primeltopf ohne Wasser. Mit geschickten und flinken Händen knüpfen Pete und dessen Freunde raffinierte Schlingen — und bald liegt der Eindringling, zu einem unförmigen Bündel verschnürt, hilflos am Boden.
„Nun, mein werter Schreckensbandit, wollen wir einmal dein liebes Gesicht sehen", sagt Pete und reißt dem Gefangenen die Maske vom Gesicht.
Allseitiges Erstaunen. Der Gefangene ist nicht Jimmy Watson. Der Gefangene ist ein ausgewachsener Mann — ein rothaariger, bleicher Bursche mit einer abscheulichen Zahnlücke im Oberkiefer.
„Du meine Güte — das ist doch Denny Drake!" stellt Pete verblüfft fest. „Ich habe gestern in Somerset den Steckbrief studiert — kein Zweifel, er ist es."
„Gebt mich frei, ihr Bengel!" zischt der Verbrecher drohend. „Gebt mich frei, oder ich nehme furchtbare Rache an euch. .Lebenslänglich' habe ich sowieso, und ehe ich wieder ins Gefängnis gehe, bringe ich euch lieber um. Darauf soll's mir nicht ankommen, versteht ihr mich? Gebt mich frei, oder--"
„Aber nein!" sagt Pete. „Das wollen wir lieber nicht tun. Wir sind nämlich vom .Bund der Gerechten', mein Bester. Und wer .lebenslänglich' hat, der soll auch lebenslänglich sitzen. Jetzt begreife ich, warum Sie hierher gekommen sind. Sie sind auf Raub aus und haben ausgekundschaftet, daß meine Schwester und ich heute Nacht allein auf der Ranch sind. Da haben Sie aber Pech gehabt; denn gewisse andere Banditen haben das gleiche gedacht."
„Gebt mich frei!" knirscht Denny Drake wieder.
„Sie wiederholen sich", gab Pete gelassen zurück. „Nicht immer dasselbe sagen, lieber oller Herr. Furchtbar eintönig, das. Tragen Sie's mit Würde und Fassung. Wen die .Gerechten' einmal fangen, den halten sie auch fest. — Los, Jungens, in den Keller mit dem Burschen! Bill und Johnny, ihr haltet bei ihm Wache. Wenn er sich mausig macht, so gebt ihm eins mit dem Knüppel auf
seinen lieben ollen Kopf, damit er begreifen lernt, daß mit dem .Bund der Gerechten' nicht zu spaßen ist."
Eine halbe Stunde später geht auch Jimmy Watson den „Gerechten" in die Falle. Er hat in einem kleinen Käfig den Fuchs bei sich und will den gefährlichen Würger gerade in den Hühnerstall lassen, als Pete und dessen Freunde zupacken. Jimmy kommt nicht einmal dazu, einen Schrei auszustoßen. Eine Decke wird ihm über den Kopf geworfen, im nächsten Augenblick schlingen sich Stricke um seine Gliedmaßen und dann hört er Petes grimmige Stimme.
„Wer andern eine Grube gräbt, ist selbst ein Schwein! Jimmy, was bist du doch für ein niederträchtiger Bursche! Wie kann man seine Wut an unschuldigen Hühnern auslassen? Weißt du, wo du hingehörst? In den Schweinestall, dort gehörst du hin — und dort sollst du nun auch die Nacht verbringen, im tiefsten Dreck!"
„Gnade!" wimmert Jimmy. „Ich will es ja nicht wieder tun. Haut mich nicht, dann verrate ich euch auch ein großes Geheimnis. Ich bin nämlich einem Schatz auf die Spur gekommen. Ja, ihr könnt es mir glauben. Ich habe ein Dokument gefunden. Habt ihr niemals davon gehört, daß der Bandenchef Garry Shot, als er vor zwanzig Jahren hier in der Gegend mit seinen Banditen gehaust hat, irgendwo im Distrikt einen Schatz versteckt hat — Juwelen und Silberdollars in rauhen Mengen."
Von dem Schatz haben Pete und dessen Freunde wohl gehört. Es ist ein uraltes Märchen. Aber Jimmy Watson
ist ein uralter Lügner — und darum glaubt ihm Pete nicht.
„So schau dir doch das Dokument an", winselt Jimmy. „Es steckt in meiner linken Rocktasche."
Pete findet das Dokument — es ist ein verwittertes Stück Papier mit einer Zeichnung darauf. Pete besitzt einen romantischen Geist. Vergrabene Schätze regen seine Phantasie an. Er studiert das Dokument beim abgeblendeten Schein einer Taschenlampe.
Vielleicht ist etwas daran? Und selbst, wenn nichts daran ist, so macht es Spaß, nach dem Schatz zu suchen. Pete denkt auch an den Gefangenen unten im Keller des Hauses.
„Also gut", sagt er. „Wie ich an dieser Zeichnung hier erkenne, muß der Schatz — wenn dieser wirklich existiert — an einer bestimmten
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