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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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schieße!"  
     Das war natürlich nicht ernst gemeint, nur ein Bluff — und Pete wußte nur zu gut, was sich Watson erlauben durfte und was nicht. Der Junge sauste davon und verschwand im Haus.  
     Watson war so abgehetzt, daß er mehr aus dem Sattel fiel als sprang. Er schnappte nach Luft, fuchtelte mit den Händen.  
     „Dieser — Bengel —", japste er, „— soll sofort--  
     mitkommen--"  
     Er wollte auf die Haustür zugehen, aber Dorothy trat ihm in den Weg.  
       
     „Ich mache Sie darauf aufmerksam, mein Herr", sagte das Mädchen eisig, „daß Sie unser Haus nicht betreten dürfen außer, wenn Sie einen schriftlichen Befehl haben... wenn wir Sie dazu auffordern."  
     „Wie?" keuchte Watson. „Was? — Du bist wohl übergeschnappt, Mädel! Ich--"  
     „Ich verbitte mir diesen Ton", sagte Dorothy kühl. „Sollten Sie unser Haus widerrechtlich betreten, haben Sie sich die Folgen selber zuzuschreiben."  
     Jetzt bekam Watson endlich genügend Luft, um seinen Empfindungen Ausdruck zu verleihen.  
     „Ich bin im Dienst, bin der Vertreter des Sheriffs", brüllte er. „Ich kann 'reingehen, wohin es mir paßt!"  
     „Soooo?" fragte Dorothy gedehnt. „Und wo ist denn Ihr Sheriffs-Abzeichen, wenn ich fragen darf?"  
     Watson hatte wahrhaftig das Abzeichen seiner Würde zu Hause gelassen. Ohne das Abzeichen durfte er — das war Vorschrift — keine „Amtshandlung" vornehmen. Das begriff er jetzt — aber er war zu wütend, um jetzt noch nachzugeben.  
     „Was ich tun und lassen darf", schrie Watson wütend, „das weiß ich selber, dummes Mädel. Festgenommen wird er, dein ungeratener Bruder — auf der Stelle verhaftet und eingesperrt!"  
     Watson lief an dem Mädchen vorbei, stieß die Haustür auf — und sah sich einer Kanonenmündung gegenüber.  
     Pete hockte grinsend auf der Treppe und hielt ein seltsames Instrument in den Händen — ein Ofenrohr mit einem Schlitz an der Seite und mit einem Hebel, der offenbar mit einer starken Spiralfeder verbunden war;  
     5S  
     denn seine Hand, die den Hebel festhielt, zitterte vor Anstrengung.  
     „Keinen Schritt weiter — oder die Kanone geht los!" warnte er. „Sie haben kein Recht, dieses Haus zu betreten. Holen Sie erst das Sheriffs-Abzeichen!"  
     „Wie? — das ist doch die Höhe!" schnaubte Watson. „Eines hinter die Ohren werde ich dir geben, du--"  
     Weiter kam er nicht — er kam auch nicht bis an die Treppe heran. Pete ließ den Hebel los und die Kanone feuerte eine Kugel gegen den Sheriffsgehilfen „ohne Abzeichen" ab.  
     Die Kanonenkugel war rund, bestand aber nicht aus Eisen oder Blei — sondern aus einem runden Papierballon, eine rund geformte Papiertüte, die Watson mitten in das Gesicht traf und beim Aufprall zerplatzte.  
     Es tat nicht ein bißchen weh. Die Papierkugel war nur ein leichtes Gebilde gewesen — aber ihr Inhalt, der jetzt zur Wirkung kam, machte Watson so schwer zu schaffen, daß er augenblicklich ins Freie flüchtete und nach einem Wassereimer kreischte . . .  
     Hunderte — Tausende Ameisen hatten sich in der Papiertüte befunden. Ein kleiner Ameisenhaufen, aus Holzteilchen und kribbelnden Insekten bestehend, war dem Sheriffsgehilfen gegen den Kopf geflogen — und Watson, dessen Gesicht von wimmelnden Tierchen bedeckt war, die jetzt in seine Kleider krabbelten und ihre Beißzangen in seine Haut gruben — Watson lief zum Brunnen und tauchte den Kopf in einen Wassereimer.  
     Dann wußte er sich nicht anders zu helfen, als zum  
       
     nahen Bach zu laufen, hineinzuspringen und unterzutauchen.  
     Petes Geheimwaffe hatte ihre Wirkung getan und einen Mann, der in boshafter Wut drauf und dran gewesen war, seine Befugnisse zu überschreiten und sein Amt als Gesetzesvertreter zu einem kleinlichen Racheakt zu mißbrauchen, zur Vernunft gebracht.  
     Als er sein Bad genommen und sich endlich von den Ameisen befreit hatte, war er soweit abgekühlt, daß er sich über die Konsequenzen klar wurde, wenn Sheriff Tunker aus Tucson zurückkam und von diesen Dingen erfuhr.  
     Er hatte, das sah er jetzt ein, überhaupt nicht das Recht, Pete Simmers zu verhaften — bloß auf die Beschuldigung seines Neffen Jimmy hin, der als Lügner bekannt war. In so einem Fall, wenn der „Übeltäter" namentlich bekannt war — zumal es sich um einen Jugendlichen handelte — durfte überhaupt keine Verhaftung vorgenommen werden. Die „Festnahme" ist nur in besonderen Fällen

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