Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine
statthaft, wenn ein Verbrechen vorliegt — was man ja in Bezug auf Pete Simmers nicht gut behaupten konnte.
In seiner blinden Wut hatte Watson also weit über das Ziel hinausgeschossen, und dessen wurde er sich jetzt bewußt. Er hatte — ohne Sheriffsabzeichen und ohne zwingenden Grund — ein fremdes Haus gegen den Willen der Besitzer betreten und sich damit strafbar gemacht. Petes Ameisenbombe, als Abwehrwaffe, fiel dabei gar nicht ins Gewicht.
In nassen Kleidern, mürrisch und bleich vor Grimm, näherte sich Watson dem Haus in der Absicht, Waffen-
Stillstandsverhandlungen einzuleiten. Er blieb stehen, als er Petes Stimme vernahm.
„Feuerbereitschaft für alle Geschütze!" kommandierte Pete unsichtbaren Kanonieren im Befehlston eines Artillerie-Kommandeurs. „Mit Ameisenbomben laden! — Richtung Bachufer, Ziel John Watson, Entfernung vierzääähn! — Zwoooote Laaaadung--Feuer frei!--"
Ehe das unheilvolle Kommando „Feuern!" kam, streckte Watson entsetzt beide Arme in die Luft und kreischte: „Einhalten! — Ich kapituliere, ich kapituliere!"
Pete kam mit seinem Ofenrohr hinter der Tür des Stallschuppens zum Vorschein — sehr vergnügt und hochzufrieden; denn der Feind hatte vor einer leeren „Kanone" kapituliert. Pete hatte nur die eine „Ameisenbombe" besessen — und er hatte Watson nur geblufft.
„Nimm das entsetzliche Ding weg, nimm es weg!" rief Watson entsetzt und schützte sein Gesicht mit den Händen. „Ich gebe zu, daß ich etwas voreilig war. Aber, das sage ich dir, Pete — wenn meine Neffe die Wahrheit gesprochen hat, dann kannst du doch etwas erleben."
„Jimmy lügt, wenn er den Mund aufmacht", erklärte Pete. „Nicht ich habe ihn heute nacht verprügelt — sondern Veilchen-Jim ist es gewesen."
„Sooo? Soooo?" zischte Watson. „Und wer hat dem Gastwirt Morton all den Schabernack gespielt?"
Pete verzog keine Miene. „Feuerbereitschaft für alle Geschütze!" sagte er und hob das Ofenrohr.
Watson zog es vor, den Rückzug anzutreten. — Er sprang auf sein Pferd und galoppierte davon.
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Jimmy hat einen schlechten Tag — Rankins hißt die weiße Fahne und Pete lernt Nora Paddingtons Zunge kennen.
Joe Morton, der Kneipenwirt, hatte verschiedene Erfahrungen gemacht, die ihm zu denken gaben. Seine Gäste, bei denen er sich über die „Lausbuben" beklagte, die ihm so übel mitgespielt hatten, hielten mit ihrer Meinung nicht zurück.
„Natürlich ist dieser Verein, den Pete Simmers gegründet hat — der ,Bund der Gerechten* — nicht ernst zu nehmen", sagte ein lebenserfahrener alter Cowboy. „Wenn Sie jedoch meinem Rat folgen wollen, Morton — dann machen Sie gute Miene zum bösen Spiel. Sie sind im Unrecht, und diese schabernacklustigen Bengel haben die Lacher auf ihrer Seite."
Das war noch sehr vorsichtig ausgedrückt. Morton begriff, daß die Bewohner von Somerset gar nichts dagegen hatten, wenn die „Gerechten" gelegentlich auch zu recht drastischen Mitteln gegriffen, um Leute, die sich unbeliebt gemacht, zur Einsicht zu bringen.
Er hörte, daß schon einmal ein Mann — der Landmakler Perkins, der als Tierquäler verschrien war — vor Petes Geheimbund hatte kapitulieren müssen. Die Rancher-jungen hatten dem Makler derart zugesetzt, daß ihm weiter nichts übrig geblieben war, als sein Haus zu verkaufen und in einen anderen Distrikt zu ziehen; denn — das war das Entscheidende — er hatte sich im Unrecht befunden, und Pete hatte verschiedene seiner unsauberen
Geschäftsmethoden mit Recht öffentlich angeprangert. Perkins war von den Leuten boykottiert worden! —
Wenn er sich, so überlegte sich Morton, gegen die Landjugend stellte — wenn er, nachdem er kürzlich erst die Kneipe „Zum Silberdollar" übernommen hatte, gegen die Jungen vorging, machte er sich nur lächerlich — und bald würden seine Gäste zur Konkurrenz laufen. Denn seine Gäste waren ja die Väter der Rangen, die ihm letzte Nacht so zugesetzt hatten — und auch die Weidereiter hielten es, das war klar, mit den Ranchersöhnen.
So gelangte also Joe Morton aus rein geschäftlichen Erwägungen zur Einsicht — und darum verzog er keine Miene, obgleich er innerlich vor Wut kochte, als am frühen Nachmittag ein vergnügt grinsender, sommersprossiger Bengel hereinkam und sich als „Pete Simmers" vorstellte.
Morton hatte besondere Veranlassung, sich zu beherrschen: Er
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