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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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beherbergte seit dem Morgen einen illustren Gast — den Millionär Frank Applewood, der mit seiner reizenden Nichte, deren Gouvernante und zwei düsteren Gentlemen mehrere Fremdenzimmer im „Silberdollar" gemietet hatte. Mister Nobody, der Sekretär des einflußreichen Finanzmannes, hatte Morton ersucht, jede Störung zu vermeiden und darauf zu achten, daß der Direktor der großmächtigen CMC — der „Colorado Mining Company" — nicht etwa durch Lärm belästigt würde.  
     Einen Millionär hat man nicht alle Tage zu Gast — und ein Millionär als Gast bedeutet eine gute Einnahme!  
     So sehr es Morton drängte, dem Jungen, der kühn sein Lokal betrat, irgend etwas Schreckliches anzutun — so sehr  
       
     beherrschte er sich. Einmal wegen Mister Applewood und dann vor allem, weil er einsah, daß es keinen Sinn hatte, mit dem „Bund der Gerechten" weiterhin anzubinden. Er würde doch nur den kürzeren ziehen ...  
     „Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, wer Ihnen gestern abend den Streich gespielt hat", erklärte Pete, der jede Bewegung des Kneipenwirtes scharf beobachtete und sich fluchtbereit hielt. „Hierfür habe ich zwei Gründe: Ich möchte nicht, daß Unschuldige in Verdacht geraten und ausbaden müssen, was i c h angestellt habe — und dann möchte ich einem Bengel zuvorkommen, der den Verräter spielen will und Schweigegeld verlangt hat."  
     „So, so", sagte Morton. Er malte sich in Gedanken aus, wie er Pete mit beiden Händen packte — so! — und ihn rüttelte — so! — und ihm links und rechts eine herunter hieb — da! und da! — und wie er ihn über den Tisch warf und mit dem Knüppel bearbeitete — hier! und das! und diesen Hieb! — aber laut sagte er: „Du also hast mir den Streich gespielt? Bißchen starker Tobak, muß ich schon sagen. Na, Schwamm darüber, Bengel — ich bin auch mal jung gewesen. Wie wäre es mit einem Waffenstillstand?"  
     Pete war überrascht und erfreut zugleich. „Gern", sagte er erleichtert. „Sind Sie denn nicht ein bißchen böse?"  
     Morton biß sich beinahe die Zunge ab, aber er brachte es fertig, zu lachen. „Haha!" machte er. „Natürlich bin ich böse. Am liebsten würde ich dich zwischen meine Fäuste nehmen — aber das führt ja zu nichts. Wenn man eine Kneipe besitzt, muß man gewisse Rücksichten nehmen. ich spreche ganz ehrlich, Bengel. Es wäre nicht in  
       
     meinem Interesse, mit euch halbwüchsigen Schlingeln anzubinden und darüber meine Gäste zu vergraulen. Tja, und was den Bengel anbetrifft, der euch verraten will — na, da mach' dir mal keine Sorgen. Ich bin, als ich in deinem Alter war, auch gerade kein Musterknabe gewesen  
     — und ein Duckmäuser, der andere verrät, ist in meinen Augen ein Dreck. So, nun kennst du meine Einstellung, und nun mach', daß du hinauskommst, bevor ich explodiere ..."  
     Pete wollte mit vergnügtem Lachen die Kneipe verlassen, als unverhofft Jimmy Watson hereinkam. Der Schlaks sah noch ganz grün und blau im Gesicht aus. Er machte einen vorsichtigen Bogen um Pete, und gehässige Rachsucht funkelte in seinen Augen.  
     „Das paßt sich ja ausgezeichnet", rief Jimmy und deutete triumphierend auf Pete. „Mister Morton, halten Sie den Lümmel fest — er hat Ihnen gestern abend den Streich gespielt!"  
     Wenn Jimmy annahm, Pete würde nun die Flucht ergreifen, sah er sich enttäuscht. Morton kam langsam heran. Jimmy begriff nicht — und als er begriff, war es zu spät.  
     „Gemeiner Angeber!" knurrte Morton und packte Jimmy bei der Brust. „Meinst du, ich hätte einen Duckmäuser wie dich nötig, um herauszufinden, wer mir einen Streich gespielt hat? Da hast du dein Schweigegeld!" — Er hieb Jimmy eine Ohrfeige herunter, daß es nur so knallte.  
     — „Und da hast du noch eine Belohnung!" — Es klatschte auf der anderen Wange Jimmys.  
     Der Bengel schrie auf, wurde herumgewirbelt, erhielt einen Fußtritt und flog durch die Pendeltür auf die Straße hinaus.  
     „Ich liebe den Verrat, aber ich hasse den Verräter!" sagte Pete vergnügt. „Das sagte schon Julius Cäsar. Hiermit ist das Kriegsbeil begraben, Mister Morton."  
     Heulend und schniefend lief Jimmy zu seinem Oheim, um sich über den Kneipenwirt zu beschweren. Der Gesichtsausdruck des Sheriffsgehilfen hätte ihn warnen müssen, aber Jimmy war in seiner gekränkten Wut zu verblendet, um zu ahnen, daß sich Watson von seinem unliebsamen Erlebnis auf der Salem-Ranch her in äußerst

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