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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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     Rankins wollte den Zaun überklettern. Er ergriff dessen oberen Rand mit den Händen, zog sich empor, und in diesem Augenblick erhob sich hinter dem Zaun wie ein Stehauf-Männchen eine Gestalt. Rankins sah einen Eimer — und ehe er begreifen konnte, wie ihm geschah, wurde ihm dieser über den Kopf gestülpt.  
     Es war sehr unangenehm. Rankins ließ sich fallen und befreite sich von diesem „corpus delicti", aber da dieser dünnflüssigen Leim enthalten hatte, stand der Viehhändler benommen da — und das klebrige Zeug tropfte nach dem Gesetz der Schwerkraft an ihm herunter. Seine Augen waren verklebt, er tastete sich — ein Gebrüll ausstoßend, wobei seine Zähne lange Leimfäden zogen — über den Hof durch die Rinder, die dort dicht gedrängt zusammenstanden...  
     Rankins erhielt von einem der Rinder, die das übelnahmen, einen Stoß mit dem Horn, ein anderes stieß ebenfalls zu, und ein drittes trat mit dem Huf nach ihm, während er „leimblind" umherwankte und wütend durch die Gegend schrie.  
       
     Auf einmal, als er seine verklebten Augen weit aufriß, kam er dahinter, daß nicht etwa die Rinder ihn mit den Hörnern traktierten, nein, da schlichen — so glaubte er zu sehen — überall Bengel herum, die mit langen Stangen nach ihm stießen und von deren Füßen wohl auch die „Huftritte" stammten.  
     „Ihr---", brüllte Rankins. „Ich werde euch---  
     wenn ich euch kriege, ihr---Er gebrauchte sehr  
     häßliche Worte. Die Erkenntnis, daß die Bengel mit ihm sozusagen „Fangball" spielten, versetzte ihn in eine rasende Wut. Die Jugend vom Lande — das ist bekannt — besitzt etwas rauhere Manieren wie die Stadtjugend, und was Rankins am meisten erboste, war, daß er sich nicht einmal beim Sheriff beschweren konnte; denn dann würde ja herauskommen, daß er einen Vagabunden „gemietet" hatte, der diesen Pete Simmers verprügeln sollte. Es bestand wohl kein Zweifel, wie die Leute in Somerset dieses sein Verhalten auffassen würden ...  
     Halb geblendet und wutschäumend taumelte Rankins ins Haus, strauchelte über einen Besenstiel, der quer vor die Tür geklemmt stand und fiel der Länge nach hin — mitten in etwas Weiches — in einen kleinen Berg Hühnerfedern, der dort aufgeschichtet lag!  
     Die Federn blieben an dem Leim kleben. Rankins hustete und spuckte — und jedesmal, wenn er hustete, kamen aus seinem Mund Hühnerfedern geflogen. Er sah aus wie ein Fuchs, der ein Huhn gefressen hatte ...  
     Da die Federn seine Augen noch mehr verklebten, tastete er sich halbblind durch den Flur. Er erreichte die Küche, warf zwei Marmeladegläser vom Tisch, verbrannte  
       
     sich die Finger am Herdfeuer, stolperte über einen gefüllten Wassereimer — der seinen Inhalt über seine Füße verspritzte — und stand endlich vor dem Ausguß. Dort stand eine mit Wasser gefüllte Waschschüssel, wie er sich durch Tasten überzeugte. Mit beiden Händen fuhr er in das Naß hinein und begann, sich zu waschen.  
     Währenddessen überlegte er, wie dumm er doch gewesen war — und wie raffiniert die Bengel vorgegangen waren. Damit, daß sie die Rinderherde auf den Hof getrieben, hatten sie ihn aus dem Hause gelockt. Bill Osborne hatte auf dem Zaun gesessen und dort gelassen abgewartet, nur, um ihn hinauszulocken, um ihm den Eimer über den Kopf stülpen zu können. Indessen hatten andere Bengel das Haus durch die Vordertür betreten und all den weiteren Unfug angestellt.  
     Das war also ein raffiniert vorbereiteter, in allen Einzelheiten wohldurchdachter Plan. Rankins schauderte bei dem Gedanken, was ihm wohl sonst noch alles bevorstehen mochte. Er begriff langsam, daß er mit seiner plumpen Brutalität gegen die Bengel nichts auszurichten vermochte.  
     Rankins nahm das Handtuch, trocknete sich ab und blickte in den Spiegel. Er stieß einen Entsetzensschrei aus. Ein schwarzes Gesicht starrte ihm entgegen — ein pechschwarzes Gesicht! — In der Waschschüssel hatte sich kein Wasser, sondern eine dünnflüssige schwarze Farbe befunden ...  
     Nur gut, dachte Rankins, daß seine Frau zum Einkaufen nach Tucson gefahren war. Wenn sie ihn in diesem  
       
     Zustand sah, würde sie wohl Schreikrämpfe bekommen.  
     — Er hörte ein Splittern von Glas und ein Klirren. Das Geräusch kam aus dem Wohnzimmer. Hatten ihm die Bengel die Fensterscheiben eingeworfen? — Er rannte über den Flur, glitschte aus und schlug hin. Er versuchte sich aufzurappeln — und

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