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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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kein leichtes Spiel haben würde. Ganz zu schweigen von Miss Emerson, die wie eine Giftspinne auf der Lauer lag ...  
     Wie recht Pete mit seiner Beurteilung hatte, konnte er nicht ahnen — denn er hörte nicht, was die Detektive, als sie über die Straße zurückkamen, miteinander besprachen.  
     „Sieh' dich nicht um", Yale. „Die ganze Zeit ist uns so ein junger Bengel hinterher. Das hat etwas zu bedeuten."  
     „Soeben wollte ich das gleiche sagen", meinte Strong und blieb stehen, um sich Feuer für seine Zigarette zu nehmen. Dabei blickte er sich unauffällig um. „Merkwürdig", sagte er, „da lungern noch mehr von diesen jungen Burschen herum — und sie tun alle so, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Wenn Bengel s o harmlos tun, dann führen sie etwas im Schilde."  
     „Sie interessieren sich für uns, das steht fest", murmelte Yale. „Das ist mehr als die Neugier, die man Fremden entgegenbringt. Wenn man einen Millionär bestaunt, der in ein so kleines Nest zu Besuch kommt, dann stehen die Gassenbuben umher und gaffen — aber diese Bengel gaffen  
     6 Randall, Gespenster haben kurze Beine  
       
     nicht, sie sind vielmehr ängstlich bemüht, nicht bemerkt zu werden."  
     Strong öffnete die Tür, und die Detektive betraten den Schankraum. Joe Morton stand breit und behäbig hinter der Theke — es waren nur ein paar Weidereiter anwesend.  
     Als die Detektive auf ihrem Zimmer waren, das sich neben dem befand, wo Miss Emerson und das Mädchen untergekommen waren, sagte Yale vom Fenster her: „Das ist ja eine förmliche Belagerung." Er hielt die Vorhänge so, daß man ihn von der Straße aus nicht sehen konnte. „Ob ER schon aus dem Gefängnis entlassen worden ist und sich hier in der Gegend befindet?"  
     „Brandy?" meinte Strong und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Du könntest recht haben. Möglich, daß er die Bengel gegen uns aufgehetzt hat. In dem Fall müssen wir sehr wachsam sein."  
     „Hm — du hast es erfaßt. Man darf die Jungen nicht unterschätzen. In dem Alter besitzt man eine abenteuerliche Phantasie und kommt auf die absurdesten Gedanken. Jungen zwischen zwölf und siebzehn Jahren besitzen eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe — und eine Geduld, die ein Erwachsener niemals aufbringen würde. Ich möchte lieber ein Wolfsrudel als eine Horde von diesen Rancher-jungen auf den Fersen haben. Auf Wölfe kannst du schießen — aber was willst du mit so einem B e n g e 1 anfangen, wenn er dir in die Finger gerät?"  
     „Jedenfalls nicht verprügeln", meinte Strong. „Jungen haben ein dickes Fell. Wir müssen es anders anfangen —  
       
     und vor allem erst einmal feststellen, warum sich die Bande für uns interessiert."  
     Yale hob plötzlich schweigengebietend die Hand. Er schlich zur Tür, lauschte einen Augenblick — und riß diese dann mit einem Ruck auf. Ein hübsches, blondhaariges Mädchen stand da — sichtlich erschrocken.  
     „Oh", sagte Dorothy. „Jetzt habe ich aber wahrhaftig einen Schrecken gekriegt. Bin ich hier richtig bei — bei Nora Paddington?" Sie lächelte verlegen. „Ich bin Dorothy Simmers von der Salem-Ranch. Mister Applewood kam vorbei und bat mich, eine Kiste herzubringen. Der Inhalt ist für das Mädchen bestimmt, für seine Nichte, meine ich."  
     „Soso!" sagte Yale, ohne eine Miene zu verziehen. „Das ist nett. Wir werden die Kiste gleich heraufholen und Miss Nora übergeben ..."  
     „Sie steht auf meinem Wagen, die Kiste", sagte Dorothy. „Kann ich vielleicht inzwischen Nora sprechen? Ich soll ihr etwas ausrichten ..."  
     „Warum nicht?" sagte Strong freundlich. Er klopfte an die Verbindungstür. Man hörte, wie der Riegel zurückgeschoben wurde. Eine krächzende Stimme fragte, was es denn gäbe — und Strong sagte rasch etwas in einer Sprache, die Dorothy nicht verstand. Dann sagte er: „Tut mir leid, Fräulein — Miss Nora ist krank, liegt im Bett. Sie hat einen Nervenanfall gehabt. Aber, Sie können ja mit der Gouvernante sprechen ..."  
     Die Detektive gingen weg, um die Kiste zu holen. Indessen kam die Gouvernante in das Zimmer — nichts  
       
     weniger als freundlich. Miss Emerson hatte ein gelbliches, runzliges Gesicht, eine spitze Nase und Augen, die einen förmlich durchbohrten.  
     „Ja? Was gibt es?" fragte die Miss mit etwas verrosteter Stimme.  
     „Ich — ich hörte, daß die Enkelin von Mister Paddington zu Besuch gekommen ist", sagte Dorothy stockend.

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