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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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„Mister Paddington war ein Freund meiner Familie. Ich dachte — ich wollte Nora einladen. Wir haben eine hübsche Ranch und--"  
     „Bedauere", sagte Miss Emerson mürrisch. „Miss Nora kann keine Einladung annehmen. Sie ist krank, Sie verstehen? Sehr, sehr krank ..."  
     Dorothy hielt der Gouvernante einen kleinen Vortrag über die Landluft und wie gesund sie wäre — und über die willkommenen Abwechslungen, welche das Ranchleben bietet.  
     „Schon gut, schon gut", krächzte diese. „Es ist wirklich nicht möglich, Kind. Schönen Dank für den Besuch — Auf Wiedersehen!"  
     Dorothy gab es auf. Der Angriff war abgeschlagen. Nun kam die „Geheimwaffe" an die Reihe. Auf der Treppe begegnete das Mädchen den Detektiven, die an der schweren Kiste schleppten.  
     „Bitte, die Kiste sogleich Miss Nora übergeben", sagte Dorothy.  
     Die Detektive dachten jedoch nicht daran. Sie trugen sie in ihr eigenes Zimmer, öffneten die Drahtverschnürungen — und dann hob Yale den Deckel an. Was er sah, schien ihn nicht im mindesten zu überraschen.  
     „Ich dachte es mir", sagte er. „Komm' heraus, mein Junge..."  
     Pete, der natürlich in der Kiste gesteckt hatte, rechnete mit allen möglichen Konsequenzen — nur nicht damit, daß die Detektive ihm freundlich Platz anbieten würden. Die Männer blickten ihn keineswegs böse an — eher belustigt, und — ja, und in einer besonderen Weise — wie die Schlange die Maus ansieht, bevor sie unversehens vorschnellt, um das schreckgelähmte Opfer zu packen und zu verschlingen.  
     „Es ist nett, daß du uns besuchst", sagte Yale und stopfte sich eine Tabakspfeife. Pete saß auf dem Rand eines Stuhles und grinste verlegen. „Mein Name ist Yale — dies ist mein Kollege Strong — und wie heißt du?"  
     „Miller", sagte Pete. „Jack Miller."  
     Strong lächelte erstaunt. „Und, wie heißt du noch?" fragte er sanft. „Vielleicht — Simmers? Pete Simmers?"  
     Pete hustete verlegen. „Vielleicht", sagte er. „Darf ich jetzt gehen? Ich wollte nur einmal einen richtigen, lebendigen Millionär sehen — darum versteckte ich mich in der Kiste. Sind Sie der Millionär?"  
     „Ich will nicht unhöflich sein und sagen, du habest geschwindelt", grinste Strong. „Nehmen wir also an, es stimmt, was du sagst. Möchtest du eine Zigarette?"  
     „Danke, ich rauche nicht."  
       
     „Vielleicht ein kleines Schnäpschen?" fragte Yale versucherisch.  
     „Danke — ich trinke nicht."  
     „Oder, möchtest du vielleicht eine Ohrfeige haben?" erkundigte sich Yale im gleichen sanften Tonfall. „Du kamst doch her, um zu stehlen! Wir werden dich einsperren lassen!" fuhr er mit erhobener Stimme fort.  
     Pete war klug genug, zu merken, worauf der Mann hinaus wollte. Der Detektiv wollte ihn in die Enge treiben, ihm Angst einjagen.  
     „Unter diesen Umständen", sagte Pete ganz ruhig mit funkelnden Augen, „bin ich genötigt, meine schwere Artillerie zum Einsatz zu bringen —." Die Detektive blickten ihn verdutzt an, begriffen nicht, was er damit ausdrücken wollte. Pete lächelte, und jetzt merkten die Detektive endlich, daß seine Verlegenheit und Unsicherheit nur geschauspielert waren. „Ich bin", sagte er und stand dabei auf, um seinen Worten, um dem schweren Geschoß, das er abzufeuern gedachte, mehr Gewicht zu verleihen, „ich bin nämlich verrückt! Sie können mir gar nichts anhaben. Ein Verrückter ist für seine Handlungsweise nicht verantwortlich — das müssen Sie doch wissen! Ein Nervenarzt hat mich untersucht. Man weiß zwar nicht, ob der Doktor nicht selber verrückt war — oder ob er nur im Auftrag handelte — aber jedenfalls ist es mir bescheinigt worden. Reizen Sie mich jetzt nicht! Wenn ich einen Nervenanfall kriege, stelle ich immer etwas Schreckliches an. Manchmal beiße ich die Leute in die Waden — manchmal--"  
       
     „Es genügt", sagte Yale sehr ernst und blickte Strong fragend an. Dieser schnitt eine Grimasse und zuckte die Achseln. „Das ist ja sehr interessant, was du uns da sagst", meinte Yale unbehaglich. Die Art und Weise, wie er Pete jetzt musterte, verriet seine Verblüffung und so etwas wie „Anerkennung". — „Du scheinst kein Dummkopf zu sein, Junge. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf: Kümmere dich nicht um Dinge, die dich nichts angehen! Du könntest dir die Finger dabei verbrennen."  
     „Ein guter Rat ist den anderen wert", erwiderte Pete in ebenso liebenswürdigem Ton.

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