Das Pete Buch 03 - 7 Ohrfeigen
Delikatesse wünscht — und wir haben bloß den Auftrag ausgeführt."
Carter und der Hotelwirt zuckten zusammen. Ganz in der Nähe ertönte eine helle, entrüstete Stimme: „Das ist eine bodenlose Gemeinheit!" Es war Pete Simmers.
Der Junge hatte sich in einer Regentonne versteckt. In seiner flammenden Entrüstung vergaß er alle Vorsicht. Wie oft hatten er und seine Freunde sich an der zahmen Bärin und an den Bärenjungen erfreut. Eine Bärenmutter zu erlegen, oder gar Bärenjunge einfach mit dem Gewehrkolben zu erschlagen — das war so ungeheuerlich, daß es Pete in seinem Versteck nicht mehr aushielt. Er mußte seiner Empörung Luft machen.
„Wenn der Gouverneur diese scheußliche Untat befohlen hat", rief Pete mit funkelnden Augen, „dann ist dieser Mann fehl an seinem Platze! Wie soll ein Mensch, der selber die Gesetze nicht achtet, für die Einhaltung der Gesetze Sorge tragen?"
Er schrie es so laut, daß Corbet und Taylor herbeigelaufen kamen. Auch im Hotel hatte man Pete gehört. Der Bankier Hunter, Inspektor Collins und der Warenhausbesitzer Potter kamen aus dem Haus, um nachzusehen, was es da gäbe.
„Was sagst du da?" zischte Collins und trat drohend näher. „Du kleiner Frechdachs erlaubst dir, gegen den Gouverneur zu hetzen?"
Pete sah, wie Corbet, Taylor und Carter mit lauernden Bewegungen herankamen. Er begriff die Gefahr, in der er schwebte. Diese Männer, die sich nicht scheuten, Bärenjunge zu erschlagen — diese Rohlinge waren mit Vorsicht zu genießen. Man würde irgend etwas erfinden, um ihn ins Unrecht zu setzen. Gewissenlose Menschen, auf einem Vergehen ertappt, pflegen nicht wählerisch in den Mitteln zu sein.
Die Empörung erlosch in Pete wie eine Flamme, die plötzlich ausgeblasen wird. Der Junge war keine ängstliche Natur, aber die Art und Weise, wie Inspektor Collins ihn anstarrte, jagte ihm eiskaltes Entsetzen ins Gebein. Er wich vor den Männern zurück, bis er mit dem Rücken an der Hauswand stand und nicht mehr weiter konnte.
Sie hatten ihn umringt, und es war den wutbleichen Gesichtern anzusehen, daß sie bereits überlegten, auf welche Weise sie den unbequemen Zeugen ausschalten konnten. Collins wandte sich an den Hotelwirt und gab ihm einen Wink. Turner zögerte einen Augenblick. Er sah Pete bedauernd an — dann zuckte er die Achseln und ging, seine Gehilfen zu holen.
Im Nu war die Jagdbeute vom Wagen gehoben und ins Haus getragen. Die Beweise waren erst einmal beiseite geschafft — und bis dies geschehen war, verhielten sich die Männer, die Pete umzingelt hielten, ruhig.
Der Junge sah Inspektor Collins auf sich zukommen. Er mußte damit rechnen, daß der Mann ihn schlagen wollte — aber er zuckte nicht zurück. Aufrecht stand er vor der Wand, etwas blaß, aber keineswegs eingeschüchtert.
„Du spionierst uns nach, was?" zischte Collins. „Am besten wäre es für dich, wenn du vergißt, was du hier gesehen hast. Gib mir dein heiliges Ehrenwort, oder du kannst etwas erleben!"
„Eine Bärenmutter und drei Junge sind von Rohlingen ermordet worden", sagte Pete. „Das soll ich vergessen?"
Der Inspektor kniff die Augen etwas zusammen. „Du hast soeben gegen den Gouverneur gehetzt", sagte er durch die Zähne. „Darauf steht Gefängnis. Willst du eingesperrt werden?"
„Ich bin ein freier Bürger eines freien Landes", erwiderte Pete. „Jederzeit besitze ich das Recht, meine Meinung zu äußern, sofern ich die Wahrheit sage. Sie können mich unter einem erfundenen Vorwand einsperren lassen, Herr — aber die Wahrheit können Sie nicht einsperren!"
Der Bankier Hunter lachte etwas gezwungen. „Sei vernünftig, Bengel. Was verstehst du schon von diesen Dingen? In deinem Alter sieht man nicht, was hinter den Kulissen gespielt wird."
6-
„Bestechung, Korruption und Gemeinheit", sagte Pete. „Man muß hinter die Kulissen leuchten, sonst wird der Gestank zu groß."
„Haha, das hast du gut gesagt", wieherte Cliff Potter, der Warenhauskönig. „Ist das auf deinem Mist gewachsen — oder hast du es von Lucky Nale, diesem übereifrigen Zeitungsfritzen, aufgeschnappt? Jedenfalls ist es gut."
Inspektor Collins strich sich nachdenklich mit zwei Fingern den Schnurrbart. Er schien nach einem Ausweg zu suchen.
„Ich glaube, der Bengel ist geistig nicht ganz normal", höhnte er plötzlich. „Er sieht Dinge, die nicht existieren. Er bildet sich ein, er hätte
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