Das Pete Buch 03 - 7 Ohrfeigen
gesehen, wie eine Bärenmutter von diesem Wagen abgeladen wurde. Man müßte den Bengel auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen. Vielleicht ist er gemeingefährlich verrückt?"
Pete besaß ein rasches Schaltungsvermögen. Er begriff sofort, worauf der Inspektor hinauswollte.
„Damit können Sie mich nicht mundtot machen", sagte er schnell. „Das ist ein allzu durchsichtiger Trick. Mister Nale wird Ihnen im ,Tucson-Star' die Hölle heiß machen, wenn Sie versuchen, die Tatsachen zu verdrehen."
„Für einen Dreikäsehoch legst du dich ganz schön ins Zeug", sagte Hunter. „Schämst du dich nicht, Bengel, in dieser Weise mit erwachsenen Männern zu reden?"
„Mein Herr", erklärte Pete mit Würde. „Es mag sein, daß Sie einundeinenhalben Käse höher sind als ich. Aber
das Recht ist auf meiner Seite, und Sie sollten sich schämen!"
Collins holte zu einer Ohrfeige aus, aber der Bankier hielt seinen Arm fest. „Nicht so voreilig, Inspektor!" Jetzt wandte er sich mit süßsaurem Lächeln an Pete. „Nun wollen wir einmal vernünftig miteinander reden, mein Junge. Einerseits bist du im Unrecht; denn eine so hochstehende Persönlichkeit wie der Gouverneur ist jederzeit berechtigt, bestimmte Gesetzesbestimmungen zeitweilig außer Kraft zu setzen. Du irrst also, wenn du denkst, du könntest uns Vorhaltungen machen. Andererseits haben wir kein Interesse daran, diese dummen Kuhhirten, die davon nichts verstehen, auf uns wütend zu machen ..."
„Entschuldigen Sie", blieb Pete ungerührt, „aber das habe ich sogar in der Schule gelernt: Vor dem Gesetz sind alle Bürger gleich! Und der Gouverneur ist ganz besonders verpflichtet, sich an die Gesetze zu halten. Auch besitzt er keineswegs das Recht, ein Bundesgesetz aufzuheben. Dazu ist nur der Bundeskongreß befugt und erst, wenn beide Kammern, der Senat sowohl wie auch das Repräsentantenhaus, darüber abgestimmt haben. — Nun sind Sie wieder an der Reihe, Mister Hunter."
„Nicht frech werden", sagte Hunter ärgerlich. „Also schön — du bist gut unterrichtet. Ich will dir einen Vorschlag machen: Wir wollen uns nicht unser Jagdvergnügen nehmen lassen — und du wirst doch sicher gerne eine schöne Reise machen wollen?"
„Ich bin unbestechlich", erklärte Pete sofort.
„Du bist ein Dummkopf", fauchte Hunter. „Was hast du denn überhaupt vor?"
Pete überlegte nur einen kurzen Augenblick. „Darüber wird der ,Bund der Gerechten* beraten. Auf alle Fälle darf ich Ihnen sagen, daß wir Gouverneur Stetson zur Rechenschaft ziehen werden. Er--"
Klatsch! machte es im Gesicht Petes. Collins hatte zugeschlagen.
„Du unverschämter Lümmel", schrie der Inspektor. „Dich will ich lehren, freche Bemerkungen zu machen."
Pete ließ sich nicht einschüchtern. „Ich erkläre hiermit als Präsident vom ,Bund der Gerechten', daß diese Ohrfeige, die ich soeben erhalten habe, an Gouverneur Stetson zurückgezahlt wird!"
Klatsch! Klatsch! Klatsch! — Dreimal schlug Collins zu, und jedesmal flog Pete von einer Seite zur anderen.
„Wenn du nicht parieren willst, werde ich dir Respekt einbläuen", keuchte der Inspektor. „Da hast du noch eine — und hier — und da!"
In seiner Wut schlug der Mann sehr heftig zu. Pete schlug mit dem Kopf gegen die Wand. Die Beine versagten ihm den Dienst. Er klappte zusammen. Zweimal versetzte Jeff Carter ihm einen Fußtritt — aber da kam Pete schon wieder hoch. Mit Aufbietung aller Willenskraft richtete sich der Junge auf, während ihm das Blut aus der Nase schoß und sich alles um ihn drehte. Er hatte keinen Schmerzenslaut von sich gegeben. Steif und unheimlich ruhig stand er jetzt da.
„Insgesamt sieben Ohrfeigen", sagte er mühsam. „Ich habe genau gezählt, Inspektor."
„Hast du noch immer nicht genug?" brüllte Collins.
Er war mehr verblüfft als wütend; denn Pete brachte jetzt sogar ein Lächeln zuwege.
„Ich kann gar nicht genug kriegen. Ich bin furchtbar gierig auf Ohrfeigen. Und wissen Sie, warum? Weil Sie alle diese Ohrfeigen wiederkriegen — Sie, der Gouverneur und die anderen Leute von der Jagdgesellschaft. Das verspreche ich Ihnen!"
Ehe Collins noch etwas sagen oder unternehmen konnte, hörte man eine energische Stimme „Danke sehr — das genügt für heute!" sagen.
Der Inspektor und die anderen wandten sich verblüfft um — und erst jetzt sahen sie Lucky Nale.
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