Das Pete Buch 03 - 7 Ohrfeigen
Was der
Bengel da vorbrachte, was ja einfach lächerlich — eine Bagatelle!
„Du scheinst nicht ganz richtig in deinem Kopfe zu sein, Bengel!" sagte der Gouverneur und lachte etwas gezwungen. „Meine Freunde und Mitarbeiter können auf die Jagd gehen, wo es ihnen paßt, hast du mich verstanden?" Er redete sich allmählich in Wut. „Es ist eine bodenlose Unverschämtheit! Einen halbwüchsigen Schlingel vorzuschicken, um mir — mir, dem Gouverneur! — mitzuteilen, was ich zu tun und zu lassen hätte. Das grenzt ja an Hochverrat! Ich lasse dich einsperren, hast du mich verstanden?"
„Jawohl, ich habe Sie verstanden, Exzellenz. Erlauben Sie mir, Ihnen noch eine wichtige Mitteilung zu machen, bevor Sie mich abführen lassen — —." Er blickte zur Seite, um Watson im Auge behalten zu können. Der Sheriffsgehilfe strahlte vor Schadenfreude und Genugtuung. Es war ihm anzumerken, daß er nichts sehnlicher wünschte, als Pete einzusperren. Der Junge machte eine kleine wirkungsvolle Pause und konzentrierte sich auf sein Vorhaben. Alles kam jetzt darauf an, die Bewegungen Watsons scharf zu beobachten.
„Der Bund der Gerechten, dessen Anführer zu sein ich die Ehre habe", sagte Pete zu dem Gouverneur, „sieht sich angesichts dieser Sachlage genötigt, Ihnen und Ihren Freunden den Kampf anzusagen. Daran wird auch der dämliche Sheriffsgehilfe Watson nichts ändern!" 1
Diese Worte waren kaum heraus, als auch schon geschah, was Pete beabsichtigt, sorgfältig eingeleitet und genauestens berechnet hatte.
Watson tat einen Wutschrei und holte mit der Hand zu einer gewaltigen Ohrfeige aus. Er legte seine ganze Kraft in diese furchtbare Ohrfeige und schlug zu .
Klatsch! machte es im Gesicht des Gouverneurs.
Denn Pete hatte sich im letzten Augenblick blitzschnell geduckt, so daß Watson, durch den Schwung mitgerissen, über den gekrümmten Rücken des Jungen hinweg den Gouverneur ins Gesicht schlug.
Die Exzellenz verlor den Zylinderhut, drehte sich einmal im Kreise und setzte sich mit einem Knall auf den Boden. Ein gewaltiges Durcheinander entstand. Die Freunde des Gouverneurs wollten Pete einfangen, der jetzt flink wie ein Wiesel davonsauste. Miss Burnfield stieß einen hysterischen Schrei aus und fiel in Ohnmacht. Die Leute unten auf der Straße, noch immer im Handgemenge mit Inspektor Collins, schrien jetzt begeistert „Hoooch!" und „Bravo!" und „Da capo, da capo!" — womit sie ausdrücken wollten, daß Watson seine Tat wiederholen und dem Gouverneur noch eine Ohrfeige geben sollte . . .
Watson stand mit offenem Munde und hervorquellenden Augen da, gelähmt vor Entsetzen, vom kalten Grausen ergriffen. Er stand da, die Haare gesträubt, und starrte auf seine Hand — auf die fluchbeladene Hand, die im Gesicht des Gouverneurs gelandet war. In seinem Gehirn war Ladehemmung. Er sah sich bereits eingefangen, abgeurteilt und standrechtlich erschossen. Seine Karriere war vernichtet. Wenn er überhaupt mit dem Leben davonkam, würde er bis an sein Lebensende hinter Zuchthausmauern sitzen oder im Schweiße seines Angesichtes Steine karren.
Der kalte Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. Er stand da — die unselige, hochverräterische Hand weit von sich gestreckt — und glotzte auf den Gouverneur.
Der hockte auf dem Boden und glotzte, von der Ohrfeige benommen, mit dem selben fassungslosen Gesichtsausdruck zurück. Die eine Wange leuchtete, kalkweiß unter dem Backenbart — die andere war knallrot und trug, deutlich abgezeichnet, die Spuren von Watsons Fingern.
Miss Burnfield hatte es vorgezogen, aus ihrer Ohnmacht zu erwachen. Da es niemand für nötig befunden hatte, sie aufzufangen oder sich um sie zu kümmern, hielt sie es für angemessen, wieder in Szene zu treten. Der Gouverneur sah die Sekretärin, hysterisch kreischend, aus einem Nebel flimmernder Sterne zum Vorschein kommen. Er vernahm das Gelächter der Menschenmenge unten, von der Straße her, und dann die Stimme der Sekretärin.
„Oh — Exzellenz — oh!" rief Miss Burnfield.
Sie half dem Gouverneur auf die Füße. Watson stand noch immer wie versteinert da, und erst, als der Gouverneur seinen Spazierstock hob und ihm einen Schlag versetzte, erwachte er aus seiner alptraumgleichen Erstarrung.
„Sie Trottel!" rief der Gouverneur. „Können Sie nicht besser aufpassen, Sie Dummkopf?! Vorwärts, nehmen Sie dem Reporter die Kamera weg — verhaften Sie den Kerl. Er
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