Das Pete Buch 03 - 7 Ohrfeigen
wäre zu riskant, und schließlich könnten die Jungen vom „Bund der Gerechten" nicht allesamt--.
„Jippy und ich, wir machen das ganz allein", sagte Pete. „Haben Sie die gestrige Ausgabe vom .Phoenix-Courir' gelesen? Doc Silver, den wir doch zu einem Tritt
gegen das Schienbein verurteilt haben, war so unverschämt, einem Reporter dieser Zeitung ein Interview zu geben. Die ganze Geschichte von den ,Sieben Ohrfeigen' wäre ein plumper Schwindel, frei erfunden, so ungefähr drückt er sich darin wörtlich aus. Der Gouverneur habe zwar mit der primitiven Landbevölkerung von Somerset einige unliebsame Erfahrungen gemacht, aber die ganze Geschichte wäre von Ihnen, Mister Nale, in bösartiger Weise aufgebauscht worden. — Bitte, was sagen Sie nun dazu?"
Lucky Nale seufzte und zuckte die Achseln.
„Na also", lächelte Pete. „Wenn wir jetzt nicht Ernst machen, dann stehen Sie als Lügner da — und übrigens pflegt der ,Bund der Gerechten' zu halten, was er verspricht. Haben Sie herausgefunden, wo die Mitglieder der Jagdgesellschaft geblieben sind?"
„Ja. Wenn du meinst, daß ihr es schaffen könnt? Also gut, dann versuchen wir es. Ich muß heute abend noch weiter — da ist in Elkville eine Reportage zu machen. Von dort fahre ich dann mit dem Nordexpreß direkt nach Tucson zurück. Wenn ihr den Frühzug nehmt, könnt ihr gegen Mittag in Tucson sein. Ich erwarte euch dann in der Redaktion. Das Reisegeld —"
„Wir brauchen kein Geld", sagte Pete rasch. „Dann würde es so aussehen, als hätten Sie für uns bezahlt. Ich habe genügend Ersparnisse . . ."
Erst später, als der Reporter sich längst verabschiedet hatte, erläuterte Pete, warum kein Reisegeld nötig wäre.
„In eine Stadt zu reisen, jemandem aufzulauern und ihm im geeigneten Augenblick eine Ohrfeige herunterzuhauen — das ist keine Kunst", sagte Pete. „Wir reisen als ,Blinde Passagiere', verstehst du? Ohne Geld zu bezahlen. Das wird ein tolles Abenteuer. Wir müssen doch auch schließlich unseren Jungen vom Geheimbund etwas erzählen können, wenn wir zurückkommen. — Und außerdem", gestand Pete ein, „habe ich auch gar keine Ersparnisse außer auf der Sparkasse, und der alte Dodd, mein Vormund, rückt das Sparbuch bestimmt nicht heraus. Er darf gar nicht wissen, was wir vorhaben. Nicht, daß er etwas gegen den Spaß einzuwenden hätte — aber er ist ein bißchen ängstlich, weißt du."
„Junge, Junge", sagte Jippy. „Das wird ein tolles Ding! Wie ist es mit Dorothy? Darf deine Schwester etwas wissen?"
„Nicht ums Leben!" sagte Pete entsetzt.
„Du meinst, daß sie unser Vorhaben verhindern würde?"
„Nein — ganz im Gegenteil. Das Mädel würde mitkommen wollen. Das wäre ein bißchen zuviel Verantwortung für mich, wo ich doch schon auf dich Pechvogel aufzupassen habe."
„Sachte, sachte", sagte Jippy. „Du wirst noch froh sein, wenn ich dabei bin. Mit meiner Pechsträhne ist es nämlich vorbei. Hat mein Bruder dir die Liste gegeben — die mit den Adressen der Leute, denen wir die versprochene Ohrfeige noch schuldig sind?"
Die Liste war da. Sie sahen sie gemeinsam durch, und dabei entging ihnen völlig, daß sich die Zimmertür um ein weniges geöffnet hatte. Dorothy hatte die ganze Unterredung belauscht. Nicht, weil sie besonders neugierig war oder zum Lauschen neigte, sondern weil sie den Verdacht hatte, daß Pete auf eigene Faust handeln könnte . . .
„Allein haben wir zwei die besseren Chancen, zum Erfolg zu gelangen, als wenn wir noch andere mitnehmen würden", meinte Pete. „Nur deinen Bruder müssen wir natürlich hinzuziehen, damit er jeweils den großen Augenblick, wenn die Ohrfeige knallt, im Bilde festhalten kann. Es ist schade; denn das nimmt uns viel von unserer Bewegungsfreiheit. Gib jetzt acht — wir tun so, als gingen wir schlafen. In drei Stunden kommt in Somerset der Nordexpreß durch. Er hat nur kurzen Aufenthalt, weil die Lokomotive Wasser nimmt — genug Zeit, uns einzuschmuggeln."
„Als ,Blinde Passagiere'?"
„Ja — auf der Plattform des Postwagens", erklärte Pete. „Du wirst sehen, es wird ein grandioses Abenteuer!"
VI.
OHRFEIGE NUMMER ZWEI
Blinde Passagiere — Der unheimliche Tramp Eine schöne Blamage und noch schönere Wurstbrote
Die Lokomotive zischte und pustete. Dort, wo der Mann mit der Laterne stand, wallte spukhaft der weiße Dampf
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