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Das Pete Buch 03 - 7 Ohrfeigen

Das Pete Buch 03 - 7 Ohrfeigen

Titel: Das Pete Buch 03 - 7 Ohrfeigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
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empor. Jetzt wurde der Wasserkrahn zurückgeschwenkt, und oben zeigte sich ein geschwärztes Gesicht.  
     „Fertig!" rief der Heizer, und der Mann mit der Laterne antwortete von untenher: „Gute Fahrt!"  
     Tschschsch . . . schsdit . . . tsch, tsch, tsch . . . Das scharfe Zischen begann langsam, wurde allmählich schneller. Es war, als holte die Lokomotive Luft zu plötzlicher Kraftentfaltung. In kurzen Zeitabständen warf sich die Maschine, von der Hand des Zugführers gesteuert, mit machtvollen, ruckartigen Bewegungen nach vorn, um die träge Masse der Wagenreihe in Bewegung zu bringen. Wie ein Zugpferd sich in die Sielen wirft, so ruckte die Maschine an, um dann wieder fauchend und zischend in gleichmäßigere Bewegungen überzugehen.  
     Langsam setzte sich der Zug in Fahrt. Zu beiden Seiten des Schienenstranges war es dunkel. Die meisten Reisenden schliefen und hatten die Lampen in den Abteilen verdunkelt. Der Kondukteur blickte, auf dem  
       
     Trittbrett stehend, noch einmal verschlafen den Zug entlang — dann klappte die Abteiltür.  
     „Jetzt", sagte Pete leise. „Die nächste Abteiltür ist es. Bleibe dicht neben mir und springe zuerst auf. Klammere dich an dem Eisengeländer fest. Es ist nicht schlimm, der Zug hat ja noch keine Fahrt . . ."  
     Sie hatten neben der Böschung gelegen. Jetzt sprangen sie auf, erreichten den Zug und liefen neben dem Postwagen her. Dieser geschlossene Wagen besaß zu beiden Seiten je eine Schiebetür, sowie an der Vorder- und Rückseite je eine Plattform, die mit einem eisernen Geländer umgeben war.  
     In der Landstreichersprache nannte man diese Plattformen die „Blinden" — einmal, weil darauf bequem für „Blinde Passagiere" Platz war, also für Tramps, die kein Fahrgeld bezahlen konnten oder wollten. Zum zweiten aber, weil niemand zu sagen vermochte, welchem Zweck diese Plattformen eigentlich dienten; denn es gab ja keine Türen, welche von hier in das Innere des Postwagens führten. Das wäre nämlich den Eisenbahnräubern nur zugute gekommen.  
     Für leichtfüßige Jungen wie Pete und Jippy war es kein Problem, neben dem langsam anfahrenden Expreßzug herzulaufen und an dem Eisengeländer des Postwagens emporzuklimmen.  
     Jippy wollte erst auf die vordere Plattform klettern, aber Pete rief ihm zu, das wäre verkehrt; denn dann würden sie hübsch frieren, weil sie doch vorn dem Fahrtwind ausgesetzt wären. Sie müßten die hintere Plattform erklettern, wo sie im Windschatten sitzen könnten.  
       
     Eins, zwei, drei — schon war Jippy oben. Pete rannte nebenher, bekam das Eisengeländer zu fassen — ein Ruck und ein Schwung — und er saß auf der Plattform und gewahrte zu seiner Verblüffung neben Jippy eine dritte, dunkle Gestalt. Die Plattform hatte schon einen blinden Passagier!  
     Es war nicht sogleich zu erraten, ob der Fremde bereits vorher auf der Plattform gesessen hatte — oder ob er auch erst jetzt aufgesprungen war. Er saß da, in eine Wolldecke eingehüllt und bis über den Kopf vermummt, sagte nichts und tat so, als wären die beiden Jungen überhaupt nicht vorhanden.  
     Pete überlegte, ob sie wieder abspringen sollten. Mit einem wildfremden Mann — irgendeinem Landstreicher — durch die Nacht zu sausen, erschien ihm etwas bedenklich. Man konnte diesen Tramps nicht über den Weg trauen. Es gab manche unter ihnen, die nur aus Abenteuerlust und Fernsehnsucht als blinde Passagiere auf den Eisenbahnzügen mitfuhren — die sogenannten „Hobos", wie der Fachausdruck für diese Könige des Schienenstranges lautet — aber die meisten aus der Landstreicherzunft waren lichtscheue, diebische Gesellen, arbeitsscheues Gesindel, das gelegentlich vor Raub und Mord nicht zurückschreckte.  
     Daß die Jungen ein paar Dollars bei sich hatten, konnte sich der Tramp wohl denken. Wie nun, wenn er sie um das Geld beraubte und dann vom fahrenden Zug warf, um die unbequemen Zeugen loszuwerden?  
     Ehe Pete einen Entschluß fassen konnte, fuhr der Expreß schon zu schnell, um noch ans Abspringen denken  
       
     zu können. Rascher und rascher wurde die Fahrt. Das dumpfe Poltern der Schienenstöße, das Rollen der Räder und das Sausen des Windes machte eine Unterhaltung schwierig. Es war ziemlich finster. Zeitweilig flogen, von der Lokomotive her, in langer Reihe — wie glühende Perlen an einer Schnur — Funken vorüber und verglommen irgendwo weit hinten in der Nacht.  
     Jippy war von dem Tramp vorsichtig etwas

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