Das Pete Buch 03 - 7 Ohrfeigen
ein bißchen", schlug Pete vor und blickte Jippy ermunternd an.
Er schlug das Buch auf und stellte fest, daß es sich um gar kein Buch, sondern lediglich um die Speisenkarte handelte. Offenbar, damit die Gäste keinen Herzschlag bekamen, wenn sie die Preise studierten, war der Rand der Speisenkarte umgefaltet, so daß die Preise verdeckt wurden. Natürlich genierten sich die Gäste immer, den Rand emporzuklappen und nach den Preisen zu sehen. Pete genierte sich nicht — aber ihm wurde bald schwindelig.
Er blickte sich nach den versteinerten Kellnern um. Die standen immer noch wie Figuren aus einem Panoptikum da.
„Ähemm!" räusperte sich Pete.
Das Geräusch hatte zur Folge, daß wie aus dem Boden gewachsen plötzlich ein „mexikanisch" aussehender Herr neben dem Tisch auftauchte: Der Inhaber des Restaurants, der persönlich erschienen war, um die beiden Gäste zu begrüßen — was um so verwunderlicher schien, als Pete und Jippy nicht gerade fein angezogen waren.
„Guten Abend, die jungen Herr*n", sagte Senor Ortigez. „Ich bin glücklich, Sie in meinem bescheidenen Restaurant begrüßen zu dürfen. Darf ich Ihnen bei der Auswahl behilflich sein? Wie wäre es mit--"
„Limonade", tippte Jippy.
„Zweimal Limonade — und Brötchen", sagte Pete verzweifelt. Er duckte sich etwas; denn es war klar, daß sie nun hinausgeworfen wurden. Er wartete ungeduldig auf den Hinauswurf, ja er sehnte ihn förmlich herbei. Je eher dieses Affentheater ein Ende nahm, um so besser war es. „Zweimal Limonade — und Brötchen!" wiederholte Pete herausfordernd seine Bestellung.
Jetzt, — jetzt mußte es geschehen! Jetzt würden die Kellner aus ihrer Versteinerung erwachen. Und dann —.
Aber Senor Ortigez verzog keine Miene. „Ganz recht — wirklich originell", sagte er.
Er klatschte in die Hände, die Kellner erwachten aus ihrer Verzauberung und begannen, geräuschlos umherzu-flitzen. Der Servierkellner fuhr ein Tischchen heran und deckte den Tisch: Silberne Bestecke, Servietten aus feinstem Tuch ...
Ein Sektkühler tauchte neben dem Tisch auf. Plopp! machte der Kork und es sprudelte in die spitzen Kristallkelche. Mit feierlicher Miene kamen drei Kellner, beaufsichtigt von dem Oberkellner, heranmarschiert. Der erste trug eine große, silberne Schüssel, der zweite eine etwas kleinere Schüssel und der dritte balancierte auf beiden Händen einen ganzen Berg der verschiedenartigsten Schüsseln und Gefäße.
„Aber — wir haben doch — weder Sekt noch--",
das Entsetzen raubte Pete vorübergehend die Sprache. „Senor, wir haben doch Brötchen gewollt und--"
„Ganz recht", lächelte Senor Ortigez. „Und Limonade! Ich finde es sehr nett. Brötchen und Limonade. Wirklich ausgezeichnet! Ist die Marke recht — von der Limonade, meine ich? Bitte sehr, hier sind die Brötchen . .
Mit unglaublicher Flinkheit wurde auf getan. Gedämpfte Weinbergschnecken, Austern und getrüffelte Gänseleber. Wunderbarer Braten und fein geröstete Kartoffeln.
„Jippy", zischte Pete. „Bist du wahnsinnig?"
„Nö", sagte Jippy, mit vollem Munde kauend. Er hatte mit der selbstverständlichsten Miene von der Welt die Mahlzeit begonnen. „Warum fragst du? — Mhmm, probier mal die Gänseleber, wirklich ausgezeichnet."
„Du Unglücksmensch!" stöhnte Pete. „Wir können das doch im Leben nicht bezahlen ..."
„Ach", meinte Jippy. „Du solltest das nicht so tragisch nehmen. Wir haben Limonade und Brötchen bestellt, und wir werden Limonade und Brötchen bezahlen. Wenn man uns etwas anderes bringt, was wir nicht bestellt haben, brauchen wir es auch nicht zu bezahlen, klar?"
Er hieb ordentlich ein, und Pete geriet ins Schwitzen. Der Gast drüben an dem Tisch schielte über seine Zeitung und lachte wieder, er prustete förmlich vor Lachen: „Hahaha! — Oh, hihihi! Das ist gut, das ist großartig!"
„Hören Sie, mein Herr", sagte Pete zu Senor Ortigez, der mit unbewegter Miene noch immer dastand. „Mein Freund muß plötzlich wahnsinnig geworden sein. Wir können diese Rechnung niemals bezahlen — ganz bestimmt nicht!"
„Oh, lassen Sie sich damit nur Zeit", meinte Senor Ortigez. „Lassen Sie sich den Appetit nicht verderben, junger Herr. Sie können ja einen Brillantring zum Pfand dalassen, oder eine goldene Uhr, vielleicht?"
„B-B-Brillantring?" stotterte Pete.
„Es genügt auch,
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