Das Pete Buch 03 - 7 Ohrfeigen
Mit dem Oberkörper hing er halb durch die Klappenöffnung in dem dunklen Nebenraum. Was hatte das zu bedeuten?
„He!" rief Collins erschrocken. „Wer ist da?"
Er zuckte zusammen, als er eine eiskalte Hand an seiner Wange spürte. „Jetzt!" sagte eine Stimme und ein greller Lichtblitz zuckte auf. Collins wurde für einen Augenblick geblendet. „So — das war für die Blitzlicht-Aufnahme", sagte die Stimme. „Und nun, mein bester Inspektor Collins, folgt die richtige Ohrfeige nach. Im Namen der Gerechtigkeit!"
Klatsch! landete eine saftige Backpfeife im Gesicht des entsetzten Inspektors. Collins brüllte wütend auf, versuchte, den Angreifer zu packen. Er spürte, wie unten an der Rückwand des Schrankes eine andere Klappe geöffnet wurde, die er noch nicht bemerkt hatte.
„Zuerst die Ohrfeige mit Linksdrall und Rückstoßbremse", sagte Pete Simmers aus der Dunkelheit. „Und nun folgt der Schienbein-Spezialtritt .. ."
Peng! machte es. Eine Stiefelspitze trat durch die untere Klappenöffnung. „Aaaaaah!" brüllte Collins auf.
„Das tut gut, nicht wahr?" kicherte Pete, und eine andere Jungenstimme meinte: „Das Urteil ist vollstreckt! Lassen Sie es sich eine Lehre sein, Mann. Mit den Gerechten ist nicht zu spaßen, verstanden?" ,
Als sich Collins unter Aufbietung aller Kräfte aus der ungemütlichen Lage befreit hatte — er mußte die „Rückstoßbremse", nämlich die Schranktür, mit den Füßen gewaltsam aufsprengen — war es für eine Verfolgung der Missetäter längst zu spät.
„Ich verstehe das alles nicht", klagte Mistress Baker. „Es waren so nette junge Leute. Sie mieteten diese beiden nebeneinander gelegenen Zimmer und zahlten im voraus. Der Schrank gehört ihnen, sie ließen ihn in dem einen Zimmer aufstellen. Ich wunderte mich natürlich, warum sie einen eigenen Schrank mitbrachten — aber, wer denkt denn an s o etwas?"
Eine Stunde später führte Inspektor Collins ein wütendes Telefongespräch mit der Redaktion des „Tucson-Star": „Wenn Sie sich erlauben, das Bild zu bringen, welches diese jugendlichen Banditen geknipst haben, dann sollen Sie mich kennenlernen!" brüllte er in den Apparat.
Ganz sanft und freundlich scholl die Stimme des Chefredakteurs zurück: „Wir kennen Sie bereits, Collins. Sie sind doch der Mann, der zusammen mit anderen im Somerset-Distrikt Jagdfrevel getrieben hat! Ein Detektivinspektor, der die Gesetze nicht achtet — lieber Freund, wir haben nicht allein das Vergnügen, sondern vor allem die Pflicht, Burschen Ihrer Art das Handwerk zu legen. Haben Sie mich verstanden?"
Alarm im Warenhaus — Ein geheimnisvolles Telefonfräulein — Der Präsident persönlich? — Nein, eine Ohrfeige, Marke „Saison-Ausverkauf"
Mittwoch, den 16. August. —
Zum Saison-Ausverkauf in Potters Warenhaus waren mehr Neugierige als Kauflustige erschienen. Es hatte sich herumgesprochen, daß Cliff Potter in den „Ohrfeigen-Skandal" verwickelt war. Ein gewaltiges Geschiebe und Gedränge herrschte in den einzelnen Abteilungen des großen Verkaufspalastes, und als Cliff Potter die neuste Ausgabe des „Tucson-Star" las, begriff er, warum die Leute so wenig kauften — und weshalb sie so erwartungsvolle Gesichter machten.
„Pete Simmers depeschiert Redaktion des Tucson-Star!" hieß es in der Zeitung mit großer Schlagzeile. „,Bund der Gerechten* hat Cliff Potter als nächstes Opfer ausersehen! — Heute, Mittwoch, erhält Warenhausbesitzer seine Ohrfeigen-Quittung für Jagdfrevel im Somerset-Distrikt. — Werden die Lausbuben von Somerset auch die vierte Ohrfeige landen?"
Darunter war das Foto zu sehen, wie Inspektor Collins seine Ohrfeige erhielt — ein Bild von schreiender Komik: das blöde-verdutzte Gesicht des Inspektors, wie er in der Schranköffnung feststeckte, und daneben, vergnügt grinsend, Pete Simmers, die Hand auf der Wange des Inspektors.
„Die dritte Ohrfeige", lautete die Bildunterschrift kurz, bündig und treffend. Der Bericht schilderte die Einzelheiten des tollen Streiches und brachte am Schluß unter
der Überschrift „Letzte Meldung" die kurze Mitteilung, Inspektor Collins wäre seines Amtes enthoben worden.
Weiß im Gesicht, voll Wut und Angst, hielt Cliff Potter eine kurze Ansprache an seine Warenhaus-Detektive, die in seinem Privatbüro versammelt waren. Es waren fünf tüchtige Detektive, die schon manchen Warenhaus-Dieb zur
Weitere Kostenlose Bücher