Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum
rührte sich nicht. Er sah Jimmy nur in die Augen. Er tat wirklich nichts anderes! Er blickte dem Watsonjungen nur in die Augen, als wollte er in seinem Herzen lesen.
Der „Bund der Gerechten" hielt den Atem an. Was ging da vor sich? Was beabsichtigte Pete?
Zwei Minuten lang war es mucksmäuschenstill.
Jimmy kamen diese zwei Minuten wie eine Ewigkeit vor.
Dann wandte sich Pete um.
„Er hat nicht gelogen", stellte er ruhig fest. „Er sagte die Wahrheit! Er weiß wirklich nicht, wo die Papiere sind. Er tat sie ins Gefieder des Schwanes, und wenn sie nicht mehr dort sind, hat sie ein anderer herausgeholt. Ich fürchte, wir werden allerhand zu tun bekommen, bis wir wissen, wo sie geblieben sind!"
Sam stöhnte verzweifelt in sich hinein. Aber er wagte kein Wort gegen Petes Feststellung zu sagen. Pete war nun einmal so.
Dorothy brach das Schweigen, das nach ihres Bruders Worten über der Red River-Wiese lag.
„Ich freue mich, daß Jimmy nicht log!" sagte sie. „Und ich glaube, sagen zu können, wir freuen uns alle darüber! Wenn Jimmy jetzt noch verspricht, daß er sich in der Zeit, die er mit uns auf Mr. Dudleys Landhaus zubringt, so zu benehmen gedenkt, daß wir mit ihm zufrieden sein können, ist die Sache in Ordnung!"
Jimmy war in der Stimmung, alles zu versprechen und alles zuzugeben. Als Dorothy geendet hatte, erklärte er also fest: „Ich verspreche es feierlich!"
Nun hielt es das Rothaar nicht mehr aus. Es mußte jetzt etwas sagen, auch wenn es sich hinterher die Zunge deswegen abbeißen müßte! „Genügt noch nicht! Genügt noch lange nicht! Er muß schwören!" Grimmig kam das heraus.
Jimmy nickte gottergeben. Er befand sich tatsächlich in einer Verfassung, in der er Onkel Watson und die eigene Großmutter abgeschworen hätte, wenn das von ihm verlangt worden wäre. Übrigens besaß er gar keine Großmutter mehr.
Sam fühlte seine große Stunde gekommen. „Sprich mir nach!" verlangte er. „Laut und deutlich!"
Jimmy nickte gehorsam, doch Pete wollte die Sache nicht auf die Spitze treiben lassen und gebot Ruhe.
„Genug!" erklärte er energisch. „Wir wollen alles nicht umständlicher machen, als notwendig ist. Es genügt, wenn Jimmy verspricht, sich in Zukunft anständig zu benehmen und mich während der Dauer unseres Aufenthaltes in Mr. Dudleys Landhaus als Oberhaupt anzuerkennen."
Jimmy zögerte zwei Sekunden, dann erklärte er laut, deutlich und sehr feierlich: „Ich verspreche es!"
„Gib mir die Hand darauf!" forderte Pete.
Jimmy betrachtete seine Hand. Der Schlamm darauf begann langsam hart zu werden. Ein leichtes Grinsen legte sich um seinen Mund. Er konnte seine innere Natur eben doch nicht verleugnen. Wenn dieser Pete sich schmutzig machen wollte, ihm sollte es recht sein! Also hielt er Pete vergnügt die Hand hin.
Der schlug ein, trotz des Schlammes.
„Und allen andern auch!" verlangte er dann.
Worauf Jimmy reihum ging und jedem der Jungen die Hand drückte. Nur Halbohrs Pfote wollte er nicht nehmen. Dieser legte auch keinerlei Wert darauf, mit Jimmy Brüderschaft zu machen. Er war nicht gesonnen, so einfach zu vergessen.
Damit war die Sache eigentlich erledigt, und man konnte auseinandergehen.
Aber jetzt hatte mit einmal Jimmy noch etwas vorzubringen.
„Meine lieben Freunde vom ,Bund der Gerechten'!" begann er zaghaft.
Allgemeines Murren kam auf. Es gehörte schon etwas mehr als diese nächtliche Zeremonie dazu,, sich von Jimmy Watson „Freund" nennen zu lassen!
„Laßt ihn sagen, was er uns zu sagen hat!" forderte Dorothy freundlich.
Jimmy verbeugte sich vor ihr. Er konnte tatsächlich eine Verbeugung machen!
„Danke!" sagte er artig.
Dann begann er sehr höflich und bescheiden: „Es geht um die Papiere, die Mr. Dudley abhanden kamen! Deswegen brachtet ihr mich doch hierher, und deswegen erfolgte diese — hm, Zeugenvernehmung! Muß ich euch erst versichern, daß ich genau so stark daran interessiert bin, daß der Konservenkönig seine Papiere zurückbekommt, wie ihr? Ich bin es noch viel mehr als ihr! Denn auf mir haftet ein, wenn auch nur geringer, Verdacht! Ich war der letzte, der die Papiere in der Hand hatte! Ich versteckte sie im Gefieder des Schwans! Das gab ich auch Mrs. Dudley gegenüber zu. Jetzt, da sie nicht mehr da sind — wird man mich nicht verdächtigen, sie beiseite gebracht zu haben?" Er holte tief Atem.
„Pete erklärte vorhin", fuhr er fort, „der ,Bund der Gerechten' werde sich auf die Suche nach den Papieren machen — laßt mich
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