Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum
diesmal das Nachsehen hatten!
„Jimmy Watson!" ließ sich Dorothy jetzt vernehmen. „Wir haben besprochen —"
„Blöde Ziege!" unterbrach er sie wütend und rannte in der gleichen Sekunde los.
Er lief schnurstracks auf das Mädchen zu. Er hatte die Absicht, sie über den Haufen zu rennen. Hoffentlich schrie sie tüchtig! Dann kümmerten sich die anderen nämlich zuerst um sie, und keiner kam auf den Gedanken, ihn zu verfolgen.
Dorothy Simmers machte unbegreiflicherweise keine Anstalten, sich in Sicherheit zu bringen, obwohl sie merken mußte, was kam. Auch die Jungen in seinem Rücken rührten sich nicht.
Da war etwas nicht geheuer! Und wirklich: Ehe er sich's versah, steckte er bis zur Brust in einem Loch, das im Durchmesser nicht mehr maß als ein Mensch Umfang hat, und dieses Loch war mit einem sehr zähen Schlamm gefüllt. Man hatte ihn wohl mit vieler Mühe aus dem Flußbett des Red River gebuddelt. Die Öffnung war mit einer Zeltplane abgedeckt gewesen, so daß Jimmy sie nicht bemerken konnte, als er Dorothy überrennen wollte.
Jimmy fluchte wie ein Rohrspatz!
Plötzlich vernahm er hinter sich eine besorgte Stimme: „Nicht, Halbohr! Zurück!" Das war Petes Stimme.
Gleich darauf fegte Petes großer Halbwolf heran. Er hatte sich allem Anschein nach erbost von der Leine gerissen. In langen Sätzen strebte er auf Jimmy zu. Diesem wurde siedendheiß. Er erinnerte sich daran, wie oft er Halbohr geneckt hatte. Dieses Teufelsvieh mußte ja förmlich danach lechzen, ihm alles heimzuzahlen, was er ihm angetan!
Dann war der Halbwolf heran und wollte auf Jimmy losfahren. Dem Watsonjungen blieb nichts anderes übrig, als sich zu ducken und in der Schlammgrube zu verschwinden.
Dann aber vernahm er Petes vorwurfsvolle Stimme: „Halte doch den Hund fest, Sommersprosse! Das Biest hat wirklich das starke Halsband glatt durchgerissen.
Muß eine Stinkwut auf Jimmy haben. Das darf nicht noch einmal vorkommen!"
Nachdem die Gefahr vorüber war, wollte Jimmy erregt losschimpfen. Aber er unterließ es lieber; denn da saßen sie alle friedlich zusammen: Pete Simmers und Sam Dodd, seine ärgsten Feinde, Bill Osborne, der dicke Ranchersjunge, Conny Gray, der Sohn des Steuereinnehmers, Johnny Wilde, dessen Vater Regierungsbeamter in Tucson war, Joe Shell, Jack Pimpers, Andy Ruthermeere, Tim Harte, Bret Halfman, Jerry Randers . . . und natürlich auch dieses Mädel Dorothy, das seltsamerweise immer dann mitmachte, wenn es darum ging, ihn, den Neffen des Hilfssheriffs von Somerset, zu demütigen! Man konnte also nicht wissen, was dann kommen würde; diese Jungen waren Teufelskerle!
Gleich darauf wurde er bei den Armen ergriffen und aus dem Schlammbad gezogen. Als er endlich wieder auf festem Boden stand, floß eine dicke, nicht gut riechende Brühe von ihm ab.
„Wir brachten dich hierher, um dich als Zeugen zu vernehmen!" erklang Dorothys Stimme von neuem. „Hörst du uns, Jimmy Watson?"
„Ich höre!" erwiderte Jimmy vorsichtig.
„Bist du bereit, auszusagen?"
Jimmy wurde immer vorsichtiger. „Das kommt darauf an!" entgegnete er abwartend. „Um welche Sache handelt es sich denn?"
Dorothy wandte sich an das Rothaar.
„Kläre ihn auf, Sam!"
Die Sommersprosse stellte sich in Positur. Sie sprach gern und bediente sich ebenso gern einer sehr blumigen Ausdrucksweise. Also begann Sam gewichtig: „Stinkender Kojote Jimmy Watson! Elendestes Lebewesen, das von der gütigen Mutter Sonne beschienen wird!"
„Stopp!" unterbrach Dorothy unwillig. „Es handelt sich hier um ein ordnungsgemäßes Verfahren! Ich ersuche den Sprecher, sachlich zu bleiben!"
„Ich bin so sachlich, wie diese Laus es verdient!" knurrte Sam. Er hatte Ja erst anfangen wollen! Sein Wortschatz wies noch eine unerschöpfliche Menge herrlicher Redewendungen auf. Aber diese Mädels konnten es natürlich nie vertragen, wenn Männer eine deutliche Sprache redeten. Also mußte er sich notgedrungen bezähmen und begann wieder ganz von vorne.
„Lieber, von uns allen so ungemein verehrter Jimmy!" flötete er mit übersprudelnder Freundlichkeit. „Ich hoffe, du bist uns nicht gram, daß wir dich um einen Teil deiner sicher sehr kostbaren Nachtruhe brachten! Aber wir brauchen deine Aussage sehr dringend! Mr. Dudley, dem Konservenkönig, kamen am gestrigen Nachmittag einige sehr wichtige Papiere abhanden. Wir nehmen an, du hast etwas dazu zu sagen! Mr. Dudley lud dich ein, ihn mit uns zusammen in seinem Landhause zu besuchen. ich hoffe, du bist dir
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