Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei
stürzten, Miss Carty?"
„Mein Pferd scheute", berichtete die junge Dame wahrheitsgemäß. „Wahrscheinlich vor einem Ast, den der Wind bewegte, und ich stürzte —." Sie lächelte beschämt. „Anscheinend bin ich eben doch noch keine so gute Reiterin, wie ich mir einbildete. Aber ich wohne ja schließlich erst seit acht Tagen hier in der Gegend. Habe bisher immer nur in großen Städten gelebt."
„Dann haben Sie viel versäumt", meinte Sam bedauernd. „Aber das mit dem Reiten: Wenn Sie uns ein gutes Wort gönnen, bringen wir's Ihnen aus dem Effeff bei."
„Warum suchten Sie Hilfe bei Mr. Dudley?" fragte Pete interessiert.
„Ich — ach — ich glaube, ich benahm mich sehr dumm", entgegnete das junge Mädchen verlegen. „Ich verlor einfach den Kopf —." Sie schwieg.
„Reden Sie nur frisch von der Leber weg", riet Sam väterlich. „Sie sind bei uns gerade richtig! Nichts, was Pete und die Sommersprosse nicht wieder reparieren könnten! Und wenn wir zwei es nicht schaffen, ist der ganze Bund der Gerechten zur Stelle, um Ihnen zu helfen."
„Aber es gibt doch gar keine Gespenster!" erwiderte die junge Dame seltsamerweise und völlig zusammenhanglos mit dem, was bisher gesagt worden war.
„Es kommt auf den Standpunkt an", belehrte sie Pete. „Wenn Sie Sam und mich fragen, so gibt es keine. Falls
Sie jedoch mit Mammy Linda darüber reden, so wimmelt es in der Welt nur so von Geistern. Was hinwiederum Jimmy Watson anbetrifft —"
„Das Stinktier, müssen Sie wissen!" schaltete sich Sam aufklärend ein. „Ein unsympathischer Kojote übrigens."
„Was also Jimmy Watson anbetrifft", fuhr Pete unbeirrt fort, „so glaubt der bei Tage keineswegs an überirdische Erscheinungen. Bei nacht ist er jedoch fest davon überzeugt, daß es welche gibt."
„Sind Sie denn tatsächlich einem Gespenst begegnet, Lady?" Sam war wie aus dem Häuschen. „Sprechen Sie sich ruhig aus! Pete und ich sind Fachleute, wenn es sich um Gespenster handelt. ,Cartys Ruh' — gibt's tatsächlich einen Geist dort?"
„Den — den grauen Reiter", erklärte das Mädchen widerstrebend. „Natürlich hielt ich ihn bisher immer für eine Einbildung. Ich scheine mit euerm Jimmy Watson geistig verwandt zu sein. Bei Tage glaube ich's nicht. Aber in dieser Nacht —" '
„Sie haben ihn sogar schon gesehen?" staunte die Sommersprosse und zappelte vor Aufregung.
Die junge Dame nickte bekümmert.
„Dann nichts wie hin! Werden Ihrem süßen Gespenst gleich mal auf den hohlen Zahn fühlen, daß es nur so quietscht!"
„Zuerst haben wir uns aber um Ihren Knöchel zu kümmern", wandte Pete ein.
„Ach was, das können die Dudleys tun", wehrte Sam ab. „Wir schaffen Miss Carty ins Haus, wecken die Konservenkönigin, übergeben ihr die Lady zu treuen Händen und reiten zusammen nach diesem sagenhaften ,Cartys Ruh'."
„Zusammen? Du und Mrs. Dudley?" lachte Pete.
„Quatsch!" verwahrte sich Sam und verabfolgte ihm einen Rippentriller. „Du und ich natürlich! Werden dieses häßliche Gespenst ausräuchern, wie es sich gehört!"
„Eigentlich möchte ich die Dudleys jetzt nicht mehr aus dem Schlaf wecken", wandte Miss Isabelle ein. „Mir kommt alles jetzt schon mehr oder weniger lächerlich vor. Es war dumm von mir, so zu erschreckten. Falls ihr nichts dagegen habt, reite ich mit euch nach ,Cartys Ruh' zurück. Wenn ihr tatsächlich die Absicht haben solltet, dorthin zu reiten, natürlich."
„Haben wir!" trompetete Sam. „Sofort! Wollen uns nur ein wenig ankleiden, damit man uns in unsern Nachthemden nicht auch noch für Gespenster hält. Einen Gaul für Sie werden wir wohl auftreiben können. Wir nehmen einfach Dorothys Pferd, und die Sache klappt."
„Zuerst müssen wir aber etwas für Miss Isabelles Knöchel tun", erinnerte Pete wieder. „So kann er nicht bleiben. Geh ins Haus zurück und bring ein paar nasse Handtücher her. Nachher sehen wir weiter."
„Wie komme ich denn über die Mauer?" fragte Sam und fuhr mit allen zehn Fingern durch sein drahtiges Rothaar.
„Ich band den Strick auf der andern Seite an einem Ast fest", erklärte Pete. „Und nun beeil dich!"
Sam verschwand.
„Was hat's denn mit Ihrem grauen Reiter nun wirklich auf sich?" wollte Pete wissen, während sie auf die Rückkehr der Sommersprosse warteten.
Das Mädchen lächelte verlegen.
„Alles nur Geschwätz", erklärte sie. „Es tut mir leid, daß ich mich dadurch ins Bockshorn jagen ließ. Ich bin ja erst seit einigen Tagen hier. ,Cartys Ruh'
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