Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei
Bettlaken täte es auch!" meinte Sam trocken. „Ich warte hier oben."
Drei Minuten später war Pete zurück. schon im Laufen drehte er sein Bettlaken zum Strick zusammen. „Festhalten!" wahrschaute er, als er es zur Mauerkrone hinaufwarf. „Wenn du losläßt, setz' ich mich auf den Allerwertesten."
„Kann bei Old Sammy nicht passieren!" kam es zurück. Während Pete sich an das eine Ende des Bettlakens klammerte, sprang die Sommersprosse, das andere festhaltend, ins Freie hinaus. Die Länge reichte gerade.
„Leg los!" forderte er eifrig. Während er sein Lakenende krampfhaft festhielt, zog sich Pete an dem improvisierten Strick empor. Gleich darauf standen sie beide neben der jungen Lady und ... staunten.
„Sieht aus, als wäre sie bewußtlos", stellte Sam fachmännisch fest. „Wird also ein Eimer Wasser herhalten müssen! Wasser ins Gesicht und den Rücken hinunter tut oft noch bei Verstorbenen Wunder."
Die junge Dame schien aber keine Lust zu haben, eine Kaltwasserbehandlung über sich ergehen zu lassen. Vielleicht wachte sie auch gerade in diesem Augenblick auf. Jedenfalls öffnete sie die Augen und blickte die Jungen verwundert an.
„Wer seid ihr?" fragte sie matt. „Wußte nicht, daß es auf Dudleys Peace' Mädchen in euerm Alter gibt!"
„Mädchen!" rief Sam empört. „Ist bisher noch keinem eingefallen, uns für Girls zu halten!"
„Ihr tragt doch Kleider", wunderte sich die junge Dame und schüttelte den Kopf.
„Was das anbelangt, so sind das keine Röcke, sondern Nachthemden", versicherte Sam. „Wenn wir gewußt hätten, daß wir's mit 'ner Lady zu tun bekommen, hätten wir natürlich unsern Sonntagsstaat angelegt. Sogar gekämmt hätten wir uns noch, und das will schon was heißen!"
„Ist Ihnen etwas, Miss?" fragte Pete sachlich. „Wie kommen Sie hierher?"
„Gestürzt", berichtete die junge Dame. „Hab" mir wohl den Knöchel dabei verletzt. Konnte ohne Hilfe nicht wieder hoch; deshalb rief ich."
„Warum machen Sie aber auch zu so nachtschlafener Zeit Spazierritte?" tadelte Sam streng. „Unbehütete junge Mädchen gehören um neun Uhr ins Bett. Wenn Mammy Linda Sie zu sehen bekäme, blies sie Ihnen ordentlich den Marsch!"
„Wer seid ihr denn eigentlich?" fragte die junge Lady leicht amüsiert. „Und wer ist diese Mammy Linda, von der ihr sprecht? Man kann ja Angst vor ihr kriegen."
„Gestatten Sie, daß ich vorstelle, Lady!" trompetete Sam los. Er erinnerte sich seiner guten Kinderstube. „Ich heiße Sam Dodd. Meine Freunde nennen mich Sommersprosse. Hab' nichts dagegen, wenn Sie mich auch so rufen. Dieser hier ist mein Freund Pete Simmers. Besitzer der berühmten Salem-Ranch bei dem noch berühmteren Town Somerset."
„Wo liegt denn dieses Nest, wenn ich fragen darf?" antwortete das junge Mädchen lächelnd.
„Sie hat noch nichts von Somerset gehört!" staunte Sam.
„Bedauerliche Lücke in Ihrer sonst anscheinend ganz ausgezeichneten Bildung! Darf ich nun auch fragen, wer Sie sind und wie Sie hierherkommen, Lady?"
„Ich bin Isabelle Carty", erklärte die junge Dame. Die Boys fanden ihre Stimme übrigens sehr sympathisch. „Ich wohne auf ,Cartys Ruh'."
„Keine Ahnung, wo das liegt", entgegnete Pete. „Sie müssen wissen, wir sind erst seit heute abend hier... als Mr. Dudleys Gäste."
„,Cartys Ruh' liegt eine knappe Viertelstunde von ,Dudleys Peace' entfernt", erklärte das Mädchen. „Zu Pferde natürlich!"
„Sie wollten doch nicht etwa mitten in der Nacht bei Dudley Besuch machen?" fragte Sam erstaunt.
„Das nicht gerade, aber hin wollte ich. Ich beabsichtigte, ihn um Hilfe zu bitten."
„Um Hilfe?" wiederholte Sam, hellhörig geworden. „Sie können nichts Besseres tun, Lady! Wenn sich's um Hilfe handelt, sind Sie bei Pete und Sam an der richtigen Quelle. Unsere Spezialität ist ja gerade Hilfeleistung zu jeder Tages- und Nachtzeit! Sogar in den schwierigsten Fällen und zu billigsten Preisen!"
„Genug gequasselt", unterbrach ihn Pete. „Wollen Sie zunächst einmal auf die Beine bringen, Miss! Faß an, Sam, und zier dich nicht!"
Die junge Dame stöhnte ein wenig, als sie sie in die Höhe hievten und auf einen Stein setzten. Aber sie hielt sich dennoch bewunderungswürdig tapfer. Pete untersuchte ihren Knöchel mit ein paar raschen Griffen. Er war
geschwollen, aber nicht gebrochen. Wahrscheinlich war's nur eine Prellung. „Ein paar kalte Umschläge, und alles ist wieder in Butter", erklärte er fachmännisch. „Wie kam es denn, daß Sie
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