Das Pete Buch 13 - Der Zauberkarren
Reisebegleiter an: „Sie sind heute so still, Mr. Hilton? Erzählen Sie doch auch mal etwas Spannendes!"
„Auch ein ,Rasender Reporter' muß mal seine Ruhe haben", gähnte dieser und machte keine Anstalten, dem guten Huckley die Langeweile zu vertreiben. „Wenn mich nicht alles täuscht, sind wir bald in Somerset", schaltete sich Mr. Smith wieder ein, „es wird auch höchste Zeit, sonst zerfließe ich noch vollends. Habe keinen trockenen Faden mehr am Leibe."
Doch der Engländer beachtete ihn gar nicht. Durch das Abteilfenster hatte er etwas entdeckt, was ihn in Rage brachte. Er sah einen recht schäbigen Wohnwagen, vor dem ein mageres Pferd stand und die dürren Grashalme abknabberte. Einige Meter vom Wagen entfernt hockte ein Mann mit einem schwarzen Vollbart vor einem lodernden Feuer. Er schien sich irgend etwas zu kochen. Soweit war das alles nicht sonderlich aufregend. Aber der Stein des Anstoßes war ein kleiner Hund, der noch recht unsicher auf den Beinchen stand und an dem Kochtopf herumschnüffelte. Der Vollbärtige, der nicht guter Laune zu sein schien, packte ihn am Fell und warf ihn unsanft zur Seite, so daß sich das Tier ein paarmal aufjaulend überschlug. Huckley, der ein großer Tierfreund war, knirschte mit den Zähnen: „Na, warte nur, du Tierquäler! Dir werde ich es anstreichen!" Und ehe Smith und Hilton überhaupt begriffen, was los war, zog er mit einem kräftigen Ruck die Notbremse.
Das Bähnchen stand schon nach einigen Sekunden.
Huckley ergriff seinen großen karierten Regenschirm, von dem er sich nie zu trennen pflegte, und stürmte aus dem Abteil. Kaum war er draußen, als der Zugführer wutschnaubend auf ihn zugeschossen kam: „Haben Sie vielleicht die Notbremse gezogen?"
„Glauben Sie, meine Großmutter hätte es getan?" fragte Huckley etwas gereizt. „Ich bin Walter Huckley und kann die Notbremse ziehen, wann i c h will ... verstanden!" Er ließ den verdutzten Beamten stehen und eilte auf den Wohnwagen zu, an dessen Seiten in großen, bunten Buchstaben der Name BENIFAX gemalt war. „Komischer Name", murmelte er und baute sich vor dem kochenden Vollbärtigen auf, der ihn aber keines Blickes würdigte. „Hallo, Walter Huckley spricht zu Ihnen!" rief der Engländer ihn an und schwang seinen Schirm wie eine Keule hin und her.
„Lege keinen Wert auf Ihre Bekanntschaft", war die wenig einladende Antwort; doch der Engländer ließ sich nicht einschüchtern. E r hatte schon ganz andere Dinge erlebt und schon manch einen Strauß ausgefochten. Der Vollbärtige rührte stumpfsinnig in seinem Topf weiter. Der kleine Hund saß verschüchtert ein Stück abseits und wimmerte leise vor sich hin. Walter Huckley war ein herzensguter Mensch; sofort bückte er sich und lockte: „Komm her, mein Hundchen, na, komm schon!"
Das Tierchen machte zwei Schritte vor, blieb dann aber ängstlich stehen; es schien dem langen Herrchen doch nicht so recht zu trauen. Der Vollbärtige hob zum erstenmal seinen Kopf und blickte den Fremden durchbohrend an.
„Lassen Sie den Köter zufrieden", drohte er mit dunkler Stimme.
„Gerade des Hundes wegen will ich mit Ihnen sprechen", sagte Huckley. „Ich habe gesehen, wie Sie das Tier vorhin getreten haben!" Aus dem Wohnwagen erscholl ein drohendes Gebrumm. Da drin schien noch ein Mensch zu sein!
„Mischen Sie sich gefälligst nicht in meine Angelegenheiten!" herrschte ihn der Gaukler an,
Bei dieser unverhohlenen Drohung brach der Engländer in ein nicht endenwollendes Gelächter aus. Jesse Limper, der sich auch BENIFAX nannte, trat nun drohend auf ihn zu und krempelte sich die Ärmel auf. „Verduften Sie, bevor ich Sie zu Beafsteak verarbeite!"
„Ich heiße Walter Huckley", entgegnete der nur würdevoll, „und ich biete Ihnen fünfzig Dollar für den Hund. Will von Ihnen nichts geschenkt haben!"
„Hundert Dollar ohne Halsband", feilschte der andere.
Huckley blickte ihn herablassend an: „Ich pflege stets Höchstpreise zu bieten. Geben Sie mir den Hund für fünfzig Dollar m i t Halsband und Schluß!"
„Hundert Dollar ohne Halsband", beharrte Jesse Limper.
Walter Huckley merkte, daß er bei diesem Kerl auf Granit biß. Der war zäh wie ein Stück Sohlenleder! „Der Sheriff wird Sie wegen Tierquälerei belangen", erboste er sich.
Aber der Gaukler verzog nur sein Gesicht zu einer bösen Grimasse. Es sah aus, als habe er in einen sauren
Apfel gebissen, denn das Wort „Sheriff" schien ihm nicht zu schmecken. Diesen Berufszweig konnte er wohl
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