Das Pete Buch 13 - Der Zauberkarren
und lag dann keuchend auf dem Wagendach, auf dem er sich dann erst mal in aller Ruhe verpustete. Eine derartige körperliche Anstrengung war für einen älteren Herrn bei solch einer unerträglichen Hitze schon eine Leistung. Huckley war vom Schweiß durchnäßt. Aber er biß die Zähne zusammen: „Ich war in Afrika und Hinter- und Vorderindien, da werde ich doch noch so ein dreimal verflixtes Wagendach erklimmen können! Bin doch schließlich noch kein Mummelgreis!"
Pete Simmers und Sam Dodd ritten immer noch neben dem Zug her. Ihre erneuten Warnungen nahm der Engländer nicht weiter ernst. „Wir müssen am Zuge bleiben!" rief Pete seinem Freunde zu. „Ich werde selbst aufspringen, mußt aber auf Black King aufpassen!"
Mr. Smith stand strahlend am Zugfenster und freute sich über die Aufregung. Ja, so etwas gab es nur im „Wilden Westen"!
Walter Huckley war nun wieder ausgeruht und begann sich langsam aufzurichten. Puuuh, wie stark der Luftzug hier doch war! Dann aber hatte er es geschafft. Wie ein Standbild stand er auf dem nach beiden Seiten etwas schräg abfallenden Wagendach und überlegte, was nun zu tun sei. Huckley war kein Feigling. Er hatte, wie er ja allzu oft schon betonte, die ganze Welt bereist und schon ganz andere Situationen gemeistert. Aber benommen wurde er doch! Er schloß die Augen, um nichts sehen zu müssen, und hielt wie ein Seiltänzer die Balance. Zwar fuhr das Bähnchen nicht allzu schnell, aber hier auf freier Strecke schaffte es schon seine fünfunddreißig Stundenkilometer! Vorsichtig setzte Huckley einen Fuß vor den anderen, kam jedoch nur langsam voran. Dann aber näherte sich ein Hindernis in Gestalt eines verkrüppelten Baumes! Dieser verflixte Baum stand gerade so, daß ein Ast hoch über den Bahndamm ragte. Der Wagen konnte zwar noch bequem unten durch, aber niemals der nahezu zwei Meter lange Huckley.
„Schnell hinlegen!" brüllte Pete Simmers ihm aufgeregt zu, da er die Gefahr zeitig genug erkannt hatte. Auch Sam Dodd auf seinem „Wind" rief Huckley ein paar unverständliche Worte hinüber.
Der Engländer befolgte Petes Rat und legte sich, so schnell er konnte, auf den Bauch, um nicht von dem Ast in die Tiefe geschleudert zu werden. Aber er hatte doch Pech, denn sein lang hingestreckter Körper war immer noch ein viel zu großes Hindernis, und ehe er sich versah, baumelte er mit dem Kopf nach unten an dem Ast und brüllte aus Leibeskräften um Hilfe, die ihm Pete und seine Freunde selbstverständlich nicht verweigerten. Huckley hatte noch so viel Geistesgegenwart, daß er sich
Barabass* erinnerte: „Im Abteil — zweiter Klasse — Hund — gehört mir — holt ihn!" rief, nein schrie er den Jungen zu.
Pete und Sam verschwanden, nachdem sie ihre nachgeeilten Freunde gebeten hatten, gut auf Mr. Huckley aufzupassen. Wie ein Pfeil schoß Black King über die Prärie, dicht gefolgt von dem nicht minder guten „Wind".
Das Bähnchen rückte wieder näher und näher. Ärgerlich war nur, daß der Lokführer glaubte, es handele sich um ein neckisches Wettrennen, und noch mehr aus seiner Maschine herauszuholen versuchte. Aber auf der verhältnismäßig kurzen Strecke gelang es den erstklassigen Tieren doch noch, den Zug einzuholen, und Pete schwang sich tollkühn vom Pferd aus auf die hintere Plattform. Ein tolles Bravourstück übrigens!
Sam Dodd nahm Black King am Zügel und ritt hinter dem Zug her. Pete mußte nun selber sehen, wie er fertig wurde. Der kletterte nun wie vordem Mr. Huckley behende auf das Wagendach. Ihm machte das wenig Mühe, denn er war ja noch jung und sporttrainiert! Wie ein Schatten huschte er über das Dach und ließ sich vorne auf die Plattform gleiten. Doch hier galt es abermals ein Hindernis zu überwinden, denn unversehens stand der böse dreinschauende Zugführer vor ihm, der ihn mit seinen Blicken richtig zu durchbohren drohte. Pete aber war nicht gewillt, sich wie ein kleiner Schuljunge behandeln zu lassen. Darum drängte er den Mann zur Seite und betrat einfach das Abteil. Mr. Smith überreichte ihm wohlwollend lächelnd den kleinen Hund. „Sie sind ein tollkühner junger Mann. Meine Hochachtung!"
„Besten Dank!" sagte Pete, „aber jetzt muß ich aussteigen. Die nächste Station ist zu weit weg."
„Du bleibst gefälligst im Zug und bezahlst erst mal dein Fahrgeld!" erklärte der Zugführer kategorisch, der dem frechen Bengel natürlich sofort gefolgt war. Pete schielte zur Notbremse; da wurde der Schaffner aber noch böser und
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