Das Pete Buch 13 - Der Zauberkarren
nicht leiden. Er war jetzt nicht einmal mehr bereit, den Hund für hundert Dollar ohne Halsband zu lassen. Huckley bemerkte das und wurde nun sehr energisch.
„Her mit dem Hund, oder es setzt was!" drohte er.
„Komm her, mein Goldsohn!" lockte Benifax.
Der Engländer stampfte nun kurzentschlossen zu dem kleinen Hund, ergriff ihn und klemmte sich ihn unter den Arm. „So, Hund gehört mir!"
Benifax war nun keinesfalls gewillt, den Hund kampflos dem Fremden zu überlassen. Wie ein gereizter Bulle raste er auf Huckley zu, der sich etwas ratlos umschaute. Aber schon kam die Hilfe! Sie kam in Gestalt des erbosten Zugführers, der den ausgestiegenen Fahrgast wieder zurückholen wollte, denn die Fahrt mußte ja weitergehen; der Zug hatte sowieso schon zehn Minuten Verspätung, die bis Somerset nicht mehr aufzuholen waren.
„Hallo, Sir!" brüllte der Beamte und schwang seine Arme wie ein Mühlenrad.
„Was ist?" fragte Huckley forsch, denn er wollte nicht verraten, daß ihn das Auftauchen des Zugführers ungemein freute.
„Wir müssen nun endlich weiterfahren!" schimpfte der Zugführer darauflos.
„Komme schon!" grinste der Lange und eilte hinter dem Beamten her, gefolgt von dem Vollbärtigen, der vor Wut gar nicht mehr wußte, was er tun sollte. Huckley wollte schon einsteigen, da brüllte er: „Holla, Mister, ich kriege noch meine hundert Dollar und das Halsband!"
Huckley setzte sein gewinnendstes Lächeln auf, reichte den kleinen Hund Mr. Hilton ins Abteil und meinte: „Aber selbstverständlich, mein Herr. Ein Mr. Huckley ist noch nie jemandem etwas schuldig geblieben." Und mit eleganter Gebärde griff er in die Westentasche, holte einen Hundertdollarschein hervor: „Ich habe, Mr. Benifax, Ihretwegen die Notbremse gezogen. Ich tat es, wie Sie ja selber wissen, weil Sie das Tierchen getreten haben und ich so etwas nicht vertragen kann. Dieses Vergnügen kostet mich nun hundert Dollar Strafe, die ich eigentlich Ihnen verdanke. Aber weil ich ein netter Mensch bin, will ich die Strafe für Sie bezahlen! Das Halsband aber behalte ich!" Huckley überreichte dem Zugführer jovial den Schein, nickte dem sprachlosen Benifax zu und stieg ein. Schon ruckte das Bähnchen an und ließ nur einen verdutzten Gaukler zurück, der lange Zeit brauchte, bis er dahinterkam, daß er tatsächlich genasführt worden war.
„Wie hab' ich das mal wieder angestellt?" fragte Huckley und zwinkerte Hilton fröhlich zu, der sehr kritisch den neuen „Zuwachs" bestaunte.
„Ist das eigentlich ein Hund?" fragte er dann vorsichtig, denn er wollte Mr. Huckley, der sichtlich stolz auf seinen „Einkauf" war, nicht verletzen. „Natürlich Hund — bestimmt kein Stinktier!" knurrte dieser böse und zog das kleine Vieh zu sich auf den Schoß, um es zu streicheln. „Dieser einmalig schöne Hund wird mich in Zukunft begleiten — auf Schritt und Tritt, well!" verkündete er und versuchte nun selber herauszufinden, welcher Abstammung das Tier eigentlich war.
„Ich glaube, es ist eine schöne Mischung zwischen Spitz und Boxer", platzte Hilton auf einmal heraus.
Huckley streifte ihn mit einem vernichtenden Blick: „Sieht doch jeder, daß Hundchen von Windhund abstammt. Herrlich lange Füße!" —
„Möchte eher sagen, es sieht aus wie ein Pudel", warf Mr. Smith zu aller Ärger ein.
„Nonsens, ich habe recht!" meinte der Engländer. „Ich bin in der Welt genug herumgekommen. Habe Elefanten, Tiger, Löwen, Stinktiere und Ameisenbären gejagt. Habe mich ein ganzes Jahr lang auf dem Meer herumgetrieben und Walfische gefangen, habe getaucht und geangelt, wurde in Afrika beinahe von einem Negerstamm am Spieß gebraten, entkam nur mit Mühe dem Messer der Skalpjäger. In der Wüste kämpfte ich mit räuberischen Beduinen, ritt tagelang auf einem zweibuckeligen Kamel durch heißen Wüstensand, bestand ungezählte Abenteuer auch im Harem des Paschas von..."
„Wir widersprechen Ihnen ja gar nicht", unterbrach ihn Hilton, „aber was hat all das mit dieser Promenadenmischung zu tun?"
„Allerhand", nickte Huckley wichtig, „wollte damit nur sagen, daß ich wohl in der Lage bin, die Vorzüge eines Hundes zu erkennen; und ich sage Ihnen, dieser Hund wird noch einmal in die Annalen der Geschichte eingehen!"
„Wer's glaubt, wird selig!" Mr. Smith freute sich. Huckley aber ärgerte sich, daß man wieder einmal durchaus nicht seiner Meinung war. „Sie werden's ja erleben!" knurrte er beleidigt, was nur wieder allgemeine Heiterkeit
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