Das Pete Buch 14 - Pass auf Pete
hier nur Hilfssheriff. Der Sheriff, ein gewisser Mr. Tunker, ist zur Zeit unterwegs. Er besucht seine Schwester in Texas."
„So, so, was Sie nicht sagen, aha! Und dieser Mr. Tunker ist ein Flegel, wie Sie zu bemerken beliebten?"
„Ja, liebwerter Eusebius, ein ganz roher Patron sogar! Nie bekommt man bei ihm sein Recht!"
„Das wird in Kürze alles anders werden", versicherte Eusebius, „ich werde hier in Somerset schon aufräumen, verlassen Sie sich darauf. Die Stadt wird sich bald glücklich preisen, mich in ihren Mauern zu beherbergen."
„Und ich erst, liebwerter Eusebius! In meinem Hause wohnt ein großer Reformator! Nein, wie glücklich bin ich!" Die Timpedow zerschmolz vor Stolz.
Joe Jemmery schlackerte vor dem Fenster mit den Ohren! Alle Wetter, was bekam er da zu hören! Ho, was würden Pete und der „Bund" dazu sagen. Einen Flegel hatten sie den guten Mr. Tunker genannt! Joe machte weiterhin lange Ohren.
„Und alles haben wir nur einer kleinen Zeitungsanzeige zu verdanken", fuhr der Mann, der sich Eusebius nannte, jetzt fort, „nein, wie seltsam doch die Wege des Schicksals sind."
„Ja, recht eigenartig. Zuerst habe ich mich ja etwas gescheut, diesen nicht mehr ganz ungewöhnlichen Weg zu beschreiten. Eine Heiratsanzeige ist doch eine etwas peinliche Sache, nicht wahr? Aber hier . . ."
„Aber ich bitte Sie, meine Liebe! Nein, Sie mußten ja so handeln! Niemals hätten Sie hier den richtigen Partner gefunden."
„Das ist wahr. Und nun sind Sie gekommen. Ich
kann es noch gar nicht fassen! Eusebius Zeigefinger, der große Philosoph! Wie zitterte mein Herz, als ich Ihren ersten Brief in den Händen hielt." Mrs. Timpedow zwitscherte wie eine junge Wachtel. Jedenfalls schien es Joe Jemmery so. Er mußte sich auf die Lippen beißen, um nicht laut herauszuplatzen!
War denn das die Möglichkeit? Mrs. Timpedow hatte wirklich eine richtige Heiratsanzeige aufgegeben? Na, das würde in Somerset wie eine Bombe einschlagen! Und dann der Name! Ausgerechnet Eusebius Zeigefinger hieß der Mann. Joe Jemmery hätte am liebsten vor lauter Freude einen Luftsprung vollführt! Jetzt wußte er Bescheid! Und wie! — Während dieser Gedanken hörte Joe plötzlich im Zimmer das Wort „Bund der Gerechten" fallen. Sofort konzentrierte er sich wieder auf das Gespräch des seltsamen „Liebespaares".
„Ja, was diese unverschämten Burschen mir schon angetan haben", sagte gerade die heiratslustige Witwe, „Sie können es sich nicht vorstellen, lieber Eusebius! Sie quälen mich ohn' Unterlaß. Sie wissen, daß ich eine schwache, wehrlose Frau bin."
„Auch das wird bald anders werden, liebes Täubchen", säuselte Eusebius, „ich werde da energische Schritte unternehmen. Wie hieß noch gleich der Anführer dieser Bande?"
„Simmers, Pete Simmers. Die schwarze Furie, die Sie heute morgen tätlich angriff, hat sozusagen Mutterstelle an ihm vertreten."
„Was? Die Schwarze? Aha! Unglaublich! Nun ja, da paßt mal wieder der Spruch: ,Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!'"
„Wunderschön haben Sie das gesagt! Ach, ich finde, wir verstehen uns so gut, wollen wir nicht bald in den Ehestand treten?" Mrs. Timpedow schlug, für Joe Jemmery leider nicht sichtbar, verschämt die Augen nieder.
„Aber mit dem größten Vergnügen, liebwerte Freundin. Hier, ich reiche Ihnen meine taufrischen Lippen, um das heilige Versprechen zu besiegeln!"
Jetzt konnte der Regenwurm nicht mehr. Das mußte er sehen! Alle Vorsicht außer acht lassend, linste er über die Fensterbrüstung. Tatsächlich! Die küßten sich! Zwar hatte Joe schon mal gesehen, wie sein Vater der Mutter einen kleinen Kuß gab, aber daß die aufgeblasene „Tugendhüterin" so was tun würde, hätte er nicht gedacht. Oh, Somerset würde staunen! Während er sich dieses ausmalte, achtete er leider nicht mehr auf seine Sicherheit. Das war ein Fehler! Mr. Zeigefinger nämlich hatte den Kopf des Boys im Spiegel, der an der gegenüberliegenden Wand hing, erkannt. Er tat jedoch, als sehe er nichts. Harmlos sprach er weiter. Dann aber schoß er plötzlich wie eine Natter herum, und schon hatte er den Kleinen am Kragen. Der wollte sich losreißen. Zu spät! Mr. Zeigefinger schien doch mehr Kräfte zu haben als nach seiner ganzen äußeren Erscheinung anzunehmen war. Eisern hielt er den überraschten Lauscher fest, bis Mrs. Timpedow ihm zur Hilfe kam.
„Ha!" schrie sie, „da haben wir aber einen guten Fang gemacht, Eusebius! Dieser Bengel gehört auch zur ,Bande'! Gewiß
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