Das Pete Buch 15 - Hals und Beinbruch Boys
mit ihr dem Ufer zu. Fünf Minuten später hatte er festen Boden unter den Füßen, und kurze Zeit darauf legte er das kleine, stupsnäsige Ding ins Gras der Uferwiesen. „Mußtest du viel Wasser schlucken?" fragte er als erstes besorgt.
Das Mädchen hatte außer dem Schrecken nicht viel abbekommen. „Es geht schon wieder!" sagte es matt und spuckte kräftig. Gleich darauf versuchte es sich aufzurichten.
„Bist ein tapferes Ding!" lobte Pete. „Leider bist du nun naß wie eine Tümpelkröte! Wir werden dich irgendwo trocknen müssen, sonst frierst du dich tot."
„Vertrackt, ist das schwer!" stöhnte in dieser Minute Sam, der ebenfalls zum Ufer strebte. „Das Ding zieht mich beinahe auf den Grund! Ich kann's kaum noch schaffen!"
„Wen hast du denn gerettet? Etwa zur Abwechslung einen Jungen?"
„Wer redet hier von einem Jungen? Auf jeden Fall—" Er sprach nicht weiter, denn nun hatte auch er es so weit geschafft, daß er mit den Beinen auf den Grund gehen konnte, ohne Wasser dabei zu schlucken. Langsam watete er dem Ufer zu. Etwas Großes, Schweres schleppte er hinter sich her.
Pete wurde sehr neugierig. „Was hast du denn da?"
„Eine Schatzkiste!" rief Sam aufgeregt zu ihm hinüber. „Gib acht, Chef, wir werden noch heute reiche Leute! Nach ihrer Schwere zu urteilen müssen Millionen drin sein! Und ausgerechnet ich habe sie gefunden! Hoffentlich kommt niemand, der Anspruch darauf erhebt! Dann kann ich sie behalten und brauche nicht mehr schwer zu arbeiten!"
„Als ob du je im Leben schon mal ordentlich gearbeitet hättest", spottete Pete.
„Häßlicher Holzfußindianer!" Sam platzte beinahe vor Empörung. „Du weißt, daß ich stets gern gearbeitet habe! Es darf nur nicht so toll kommen, daß man dabei schwitzt! Uff! Jetzt hab' ich das Ding endlich draußen!"
„Wirklich eine Kiste, Sommersprosse? Eine richtige, alte Schatzkiste mit Eisenbeschlägen?"
„Nee, einen Koffer! Aber schwer, als ob er mit purem Gold gefüllt wäre! Wahrscheinlich ist's auch Gold, was ich da den Fluten abgerungen habe!"
„Kannst du schon wieder laufen?" fragte Pete jetzt Miss Himmelfahrtsnase. „Dann könnten wir nämlich mal sehen gehen, was unser Rothaar Kostbares gefunden hat."
„Klar, kann ich!" erwiderte das Mädel. Pete half ein wenig nach, und gleich darauf standen sie neben Sam, der seine Beute von allen Seiten betrachtete. Es gab nicht viel zu bewundern. Was vor ihm lag, war ein alter, abgeschabter Pappkoffer, vom Wasser beinahe restlos aufgeweicht.
„Wir müßten ein Stemmeisen haben, um die Schlösser aufzusprengen!" krähte Sam aufgeregt.
„Wozu ein Stemmeisen?" Pete lachte. „Das Ding fällt ja ganz von selbst auseinander!" Er gab dem Koffer einen Tritt. Die feuchte Pappe riß in Fetzen, und im Deckel klaffte ein Riesenloch. Sam stürzte sich wie ein Wilder über seine Beute. Mit aufgeregten Händen riß er die Fetzen auseinander. „Barren!" Seine Stimme überschlug sich. „Tatsächlich Goldbarren!" Er packte den ersten und holte ihn aus dem Koffer heraus. Gleich darauf warf er ihn erbost in hohem Bogen weg. Pete mußte schnell aufspringen, um das Ding nicht auf die Füße zu bekommen. Sams „Goldbarren" entpuppte sich als ein ganz gewöhnlicher Ziegelstein!
„Noch hundertmal getaucht und hundert solcher Koffer heraufgeholt, und du kannst dir ein Haus bauen!"
"8
spottete Pete. „Zwar nur ein ganz winziges, aber immerhin ein eigenes Haus!"
Sam war sehr enttäuscht. Betrübt schüttelte er den Kopf. „Da denkt man nun, man ist ein reicher Mann geworden, und in Wirklichkeit ist man ein elender Armleuchter!" Plötzlich schrie er los: „Ich Idiot! Ich Riesenidiot!"
„Selbsterkenntnis ist der erste schritt zur Besserung", bemerkte Pete.
„Ich Oberidiot! Ich Generalidiot! Ich Obergeneralidiot!" lamentierte Sam, ohne auf Petes Einwand überhaupt zu achten.
„Ganz so schlimm ist's ja nun auch wieder nicht", tröstete ihn der Freund. „Dem Idioten will ich nicht widersprechen. Auch dem Oberidioten nicht. Aber Obergeneralidiot, das ist zu viel! Du bist nämlich nicht ganz so doof, wie du im allgemeinen aussiehst!"
Zu jedem andern Zeitpunkt hätte diese Bemerkung den Grund für einen netten Boxkampf abgegeben. Aber diesmal hatte Sam andere Sorgen. „Diesen vertrackten Koffer hab' ich nämlich selbst im Red River versenkt!" rief er erbost. „Mit Joe Jemmery zusammen! Sein Vater wollte das alte Ding nicht mehr haben, und Joe sollte es wegbringen. Wir schmissen es ins Wasser. Weil es
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