Das Pete Buch 17 - Teufelskerle diese Jungen

gleichfalls Bekanntschaft mit Turners harten Dielen. Das Gelächter über seinen Sturz löste wenigstens die Spannung.
    „Hurra, Mr. Admiral! Hurra!" brüllten nun auch die anderen Somerseter. „Vier auf einen Schlag! Das will schon was heißen!"
    „Ich wollte gerade eingreifen, Sir", brüstete Jack Settier sich, „aber da sagte ich mir, der Gentleman nimmt's bestimmt mit einem Dutzend Hobos zugleich auf. Da ist's gar nicht erst nötig, daß ich —"
    Doch nun ging die Tür zum drittenmal auf, und eine hagere Gestalt stürmte atemlos über die Schwelle: John Watson, der Hilfssheriff.
    „Auseinander!" brüllte er. „Was soll der Lärm hier? Schon wieder eine Keilerei in meinem friedlichen Town? Aha! Ich sehe schon!"
    Seine Argusaugen sprühten beim Anblick der vier finsteren Gestalten, die immer noch regungslos übereinander lagen, Feuer und Flamme.
    „Mord! Gleich vier auf einmal! Ich werde Ihre Spelunke schließen, Mr. Turner! Wer war der Täter?"

    „Ich, Sheriff", sagte der Fremde kaltblütig. „Also dann: Im Namen des Gesetzes! Sie sind —"
    Aber als John Watson jetzt den Gentleman genauer betrachtete, wagte er nicht mehr, das Wort „verhaftet" auszusprechen.
    Der Dreimaster! Der lange Frack! Die Epauletten! Die Goldstreifen an der Hose! Und dazu das würdevolle, glattrasierte Gesicht, die durchdringenden blauen Augen! — Das alles sagte eigentlich genug.
    „Bleiben Sie gefälligst dem Admiral vom Leibe!" schrie Mr. Turner außer sich vor Wut. „Und mein Hotel schließen? Mich brotlos machen? Was fällt Ihnen denn eigentlich ein, Sie Riesenroß!"
    Der Hilfssheriff erstarrte zur Salzsäule. Admiral? — Oh, zum Teufel! Grundgütiger Strohsack! Geist des tapferen Winnetou! Er hatte, genau wie die anderen Somerseter, noch nie in seinem Leben eine Marineuniform gesehen, und wenn Turner sagte —
    John Watson gab sich schnell einen Ruck und schlug sporenklirrend die Hacken zusammen.
    „Bitte tausendmal um Entschuldigung, Mr. Admiral! John Watson, Hilfssheriff von Somerset. Das ist eine große Ehre für unser Town! Sind Mr. Admiral zu Besuch hier? Ich war leider zwei Tage abwesend. Hatte dienstlich in Tucson zu tun, kam gerade zurück und hörte im Vorbeireiten den Höllenlärm hier in der Bude. Also, die Kerle da —"
    Die vier ausgeknockten Landstreicher gaben die ersten Lebenszeichen von sich und versuchten mühsam, sich auf Knien und Ellbogen aufzurichten.
    „Mit denen werde ich selbst fertig, Sheriff. Die haben sich nicht eigentlich strafbar gemacht; kamen mir nur ein bißchen zu nahe. Und da ich keine Enge um mich liebe, nahm ich mir die Freiheit, ihnen ein paar richtige Haken anzubieten."
    „Und was für welche!" rief der Wirt in heller Begeisterung. „Erstklassige Ware, das rechte Gegenstück zu meinem ausgezeichneten Whisky. Was belieben Euer Exzellenz übrigens heute zum Mittagessen zu befehlen? Jeder Wunsch wird Ihnen sofort erfüllt werden."
    „Vielen Dank, Mr. Turner. Ich komme noch darauf zurück. Einstweilen wollen wir diesen Burschen da den Laufpaß geben. Nein, bitte, Sheriff, nicht verhaften! Überzeugen Sie sich doch selbst, wie zahm sie geworden sind!"
    Die Kerle standen jetzt schwankend auf den Beinen, wie bei Windstärke zwölf, rieben sich die Kinnladen und stürzten plötzlich, der Schwarzbart voran, zur Tür hinaus. Und als John Watson ihnen vorsichtshalber nachblickte, sah er, wie sie im Laufschritt, ohne sich umzusehen, um die nächste Straßenecke verschwanden.
    „Und nun, Gentlemen", sagte der goldbetreßte Gast, „habe ich zwei Bitten an Sie."
    Es wurde totenstill im Raum; Mr. Plumrose vergaß sogar das Stöhnen über sein beschädigtes Schienbein.
    „Erstens, Gentlemen: reden Sie mich nicht immer mit Mr. Admiral und Eure Exzellenz an! Ich bin zwar — aber na ja — das tut nichts zur Sache. Nennen Sie mich einfach Mr. Dawes, nicht wahr? Albert Dawes. Das ist mein ziviler Name."
    IS
    „Zu Befehl, Euer Ex ... Mr. Admi... Dawes!" stotterte Mr. Turner.
    „Und zweitens: würden Sie mir die Ehre erweisen, noch eine Runde Whisky auf meine Rechnung zu trinken?"
    „Das soll ein Wort sein, Mr. Exmiral!" rief jetzt Jack Settier.
    „Ich danke Ihnen verbindlichst, Gentlemen! Sie aber, Sheriff, möchte ich auf meinem Zimmer noch unter vier Augen sprechen. Ich freue mich, daß ich bereits hier Ihre Bekanntschaft machen durfte; sonst hätte ich Sie auf Ihrem Office besucht, da ich Ihnen Wichtiges mitzuteilen habe. Aber trinken Sie erst in aller Ruhe Ihren Doppelstöckigen, wir