Das Pete Buch 17 - Teufelskerle diese Jungen
haben noch viel Zeit."
Mr. Albert Dawes legte die Hand an den Hut, die Versammlung nahm militärische Haltung an, wie es die meisten bei der Bürgermiliz, der Nationalgarde, gelernt hatten, Mrs. Turner knickte wie vor dem Präsidenten ein, und dann begab sich der leutselige Mann lächelnd ins Treppenhaus.
„Das ist noch eine Persönlichkeit!" rief Jack Settier. „Würdig, bescheiden, ein richtiger Seeheld von altem Schrot und Korn! Und wie er die Kerle zusammenschlug! Nee, nee, Brian, da gibt's nichts zu streiten. Wenn der sagt, daß der Torero der Nordpol ist, dann stimmt's, hast du verstanden?"
„Torero?" höhnte Mr. O'Reily. „Totätor, meinst du wohl? Und der Malaie in New Orleans..."
„Ruhe!" gebot aber jetzt das Auge des Gesetzes. „Mr. Turner, schnell die Runde Whisky, bitte! Ich darf den
Herrn Ad — den Mr. Daxellenz nicht warten lassen. Im übrigen aber —"
Blitzartig schoß er eine Reihe von Fragen in die Menge, wie es sich für einen Mann seines Berufes geziemte.
„Jawoll, Mr. Hilfssheriff!" bestätigte Turner und hätte fast, um nicht aus der Übung zu kommen, erneut die Hacken zusammengerissen.
„Ist Seine Exzellenz ohne Begleitung gekommen?"
„Zu Befehl! Nur mit einer großen Kiste. — Seekiste nannte er sie."
„Und was hat er seit seiner Ankunft hier getan?"
„Er kam vorgestern abend an. Gestern fuhr er um sieben Uhr morgens fort und kam erst um neun Uhr abends zurück. Betrat das Haus durch den Hintereingang, so daß ihn die Gäste nicht sehen konnten, und sagte, er sei in Tucson gewesen."
„In Tucson? Ja. Stimmt genau! Da habe ich nämlich gestern seinen Wagen gesehen. Hat eine Schramme rechts an der Tür; das fiel mir auf. Und heute?"
„Fuhr der Herr Admiral wieder um sieben Uhr fort und kam eben zurück."
„So, so. Danke."
John Watson goß sich bedächtig den Whisky hinter die Binde, den ihm Mrs. Turner widerwillig kredenzte.
„Ich frage nämlich, weil ich mir um Seine Exzellenz Sorgen mache. Die Landstreicher — dieses verdächtige Gesindel — hätte ich doch verhaften sollen! — Aber noch eins, Turner! Warum ist Ihre Kneipe heute früh schon so stark besucht?"
„Mein Hotel, bitte, Mr. Watson!" „Gut. Ihr Hotel also. Ich streite mich ungern um Worte."
„Weil die Gents hier alle den Herrn Admiral sehen wollten."
Watsons Polizeihirn arbeitete mit phantastischer Schnelligkeit.
„Den Herrn Admiral? Ich entnahm doch seinen Worten, daß er koginito bleiben will!"
„Inkognito, Mr. Watson", verbesserte Mrs. Turner mit würdiger Betonung.
„Aber natürlich! Weiß es selbst, habe mich in der Eile nur versprochen. Also woher kennt alle Welt seinen Rang?"
„Die Welt weiß noch viel mehr, John", rief der Sargmacher dazwischen. „Sie weiß zum Beispiel auch, daß der Admiral unser aller Glück machen will und daß in der Seekiste mehr drin ist als nur schmutzige Wäsche. Das hat uns nämlich Mr. Turner verraten!"
John Watson erblaßte vor Entrüstung.
„Soll das etwa heißen, Turner, daß Sie die Seekiste geöffnet haben? — Die ist für Sie nur zum Ansehen da!"
Der Wirt brauste auf; wahrscheinlich wollte er damit sein schlechtes Gewissen verbergen.
„Sie sind wohl verrückt, Hilfssheriff!" — Er betonte herausfordernd die erste Silbe. — „Die Kiste steht unangetastet oben im Zimmer, und zu dem Zimmer haben nur der Admiral und ich einen Schlüssel."
„Sie! Freilich! Das genügt ja!"
Mr. Turner schnaufte wie ein Nilpferd, das zum Angriff übergehen will.
„Das ist eine Unverschämtheit! Das ist — das lasse ich mir —"
„Um Gottes willen, Jackie!" flehte seine Frau, die gleichfalls kreideweiß geworden war, und legte ihm die Hand auf den Mund.
Aber John Watson hörte schon gar nicht mehr hin.
„In welchem Zimmer wohnt der Admiral?"
„In Nummer drei, Mr. Watson", sagte Mrs. Turner kläglich.
Der Hilfssheriff grüßte mit der Hand am Stetson, wie er es bei Exzellenz Dawes gesehen hatte, und schritt, mehr Würde als Leutseligkeit, die Treppe hinauf.
Für Somerset begann damit eine neue Epoche!
Auch auf der Salem-Ranch ging es an diesem Morgen schon recht lebhaft zu. Carlos Huelva, der mexikanische Freund der Somerseter Jungen, war aus seiner Heimat unerwartet wieder einmal zu Besuch gekommen, und Pete hatte sich zu seiner Begrüßung ein zünftiges Wettschießen mit Pfeil und Bogen ausgedacht. Und zwar galt es, in gestrecktem Galopp einen ausgestopften Papagei zu treffen, der auf der Fenz, der Umzäunung des Hofgeländes, befestigt
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