Das Pete Buch 17 - Teufelskerle diese Jungen
Sam!" jammerte Jimmy auf.
„Willst du das Flennen lassen, Kerl! Leise, leise, du! Ich habe soeben einen Entschluß gefaßt. Ich zieh' mich aus — aber paß ja gut auf meine Kleider auf oder ich reiß' dir den Skalp über die Ohren, wenn ich mit der Badehose wieder auf der Salem-Ranch einreiten muß —, ich zieh mich also aus, überlaß Wind deiner Obhut — der bleibt sowieso bei Black King — und schwimme heimlich auf die Insel; vorher binde ich mir ein Büschel Gras um den
Kopf, so daß man mich nicht erkennen kann. — Kannst du mir auch folgen?"
„Ich? Ja — nein — sicher — jedoch", stotterte Jimmy. „Der Fluß ist nach dem Gewitter ziemlich reißend, und ich weiß nicht recht —"
„Quatsch! Köpfchen! Ich meine nur, ob du dem Flug meiner Gedanken folgen kannst!"
„Oh, doch, doch", bestätigte sein Gefolgsmann erfreut, weil er nicht zu schwimmen und sich in Gefahren zu stürzen brauchte.
„Du bleibst also bei den Pferden und wartest, bis ich zurückkomme. Und komme ich nicht zurück, dann ..." Sams Gesicht bekam einen todestrutzig-verwegenen Ausdruck, „dann kannst du im Town melden, daß Sam Dodd, der Westmann der Salem-Ranch, beim Versuch, seine Feinde zu retten — jawohl! seine Feinde! — in die ewigen Jagdgründe eingekehrt ist."
Er war schon dabei, seine Kleider abzuwerfen.
„Ich gehe jetzt, Jimmy! Lebe wohl! Grüß mir auch Mammy Linda und meinen Daddy! Und meinetwegen auch Dorothy, die Hexe. Ich befreie deinen Onkel. Ich befreie auch diesen Pete; das heißt, nur wenn es unbedingt nötig ist. Und wenn meine Knochen dort drüben bleichen sollten —"
Nun wollte ihn doch die Rührung über seinen eigenen Heldenmut übermannen.
„Ach, Sam! Ich habe dich immer verkannt; ich sehe jetzt, daß du doch ein richtiger Held bist! Jawohl, ein Held bist du!" rief Jimmy, von Bewunderung hingerissen.
Die Sommersprosse winkte abwehrend mit der Hand, befestigte sich das Grasbüschel vor der Stirn, befahl Black King und Wind, die ihm folgen wollten: „Ihr bleibt hier, verstanden!" und tauchte in den Gila — um eine Tat zu vollbringen, an die er Zeit seines Lebens nur mit schaudernder Bewunderung zurückdenken sollte.
Und wieder dämmerte es; der Abend brach an und die acht Somerseter hackten und gruben immer noch in stummer Verzweiflung. Die vier Hobos standen mit den Colts im Anschlag um sie herum, und abseits lagen Pete, Carlos, Sitka, Dawes und Smaller, jeder ein paar Schritte vom anderen entfernt, gefesselt im Unterholz. Denn bei genauer Überlegung hatten die Landstreicher es doch für besser gefunden, dem Seemann, dem Reporter und den Jungen die Hände nicht freizugeben, da sie befürchten mußten, daß sie mit ein paar Tricks entkommen könnten.
„Das hat mir gerade gefehlt", fluchte Smaller, der durch diesen Umschwung der Dinge gänzlich aus der Fassung geraten war. „Diese verdammten Hobos! Hätte ich die doch nicht mitgenommen! Ich habe mich allerdings in Tucson, bevor ich sie anwarb, genau nach ihrer Vergangenheit erkundigt und festgestellt, daß sie harmlose Gelegenheitsarbeiter waren und nichts auf dem Kerbholz hatten. Ich habe ihnen ausdrücklich gesagt, daß es sich nur um einen Scherz handelte; kriegten auch genug Geld dafür! — Wer konnte denn ahnen, daß die Halunken nun auch Appetit darauf bekommen würden, über Nacht Millionäre zu werden?"
Keiner antwortete. Die Jungen lagen zu weit entfernt, um ihn verstehen zu können, und Mr. Dawes brachte nicht die Laune zu einer Unterhaltung auf.
„Gleich sind auch wieder die Moskitos da!" fuhr der Reporter fort. „Stell dir das mal vor, Albert: hier gefesselt zu liegen und die ganze Nacht über von den Biestern gequält zu werden. Ich glaube, ich fahre aus der Haut; ich schnappe über; ich —"
„Sei ruhig!" brauste der Seemann auf. „Das ist alles dein Werk, du blutiger Narr! Geschieht dir recht, und geschieht mir auch recht! Dir, weil du die Komödie ersonnen hast — und mir, weil ich Ochse mich darauf einließ! Mir tun nur die armen Kerle da leid, die nun wie die Berserker schuften müssen. Und die Jungen! Hättest du die wenigstens zu Hause gelassen!"
Smaller schwieg, da er nichts darauf zu erwidern wußte. Ihre Lage war wirklich keineswegs beneidenswert. Nicht nur, weil sie wehrlos den Hobos ausgeliefert waren, sondern vor allem, weil sie nicht wissen konnten, was die Kerle zum Abschluß des Abenteuers noch alles mit ihnen anstellen würden.
Plötzlich fühlte sich Pete am Arm gezupft, und als er schnell zur
Weitere Kostenlose Bücher