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Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Titel: Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Reuter
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erkannten, welches hohe Ansehen doch dieser höchstgestellte Beamte im Staate genoß. Nur ein Wink seiner Hand — und das riesige Gefolge gehorchte.
    Erneute Hochrufe umbrausten den „Gouverneur", der nun tatsächlich den Hilfssheriff ganz kameradschaftlich unterm Arm nahm und mit ihm das Office betrat.
    „Ich bibi ... äh ... ich habe ... Sie entlassen mich doch nicht aus meinem Posten als kleiner Hilfssheriff, durchgelauchtester Herr Präsident?" stammelte Watson, als der hohe Gast auf einem Stuhl Platz genommen hatte.
    Brian Sandwich war ein Fuchs. Er wußte jetzt schon, daß der Hilfssheriff von Somerset keine allzu große Geistesleuchte war.
    „Ich Sie entlassen, mein Lieber?" meinte er leutselig. „Ich denke nicht daran, nur weil Sie mit Ihren Dekorationen nicht fertig wurden? No, man soll wissen, daß ich ein Herz im Leibe habe. Ich befördere Sie hiermit — statt eines Ordens — zum Obersheriff! Bringt mehr Geld ein!"

    John Watson kamen Tränen des Glücks in die Augen. „Ich da ... danke Ihnen, durchgelauchtigster ... Herr", stotterte er.
    Im Flur tappten Schritte. Etwas kratzte an der Tür. Und dann hüstelte es. John Watson kannte das.
    „Darf ich Ihnen me ... meinen leibeigenen Neffen vorstellen, Herr Präsident?" fragte er aus lauter Verlegenheit, weil der hohe Besuch im Augenblick so schweigsam war. Brian Sandwich nickte. Da stürmte auch schon Jimmy ungebeten herein; er hatte natürlich gelauscht.
    „Hier bin ich, höchster Herr Staatspräsident!" stotterte er. „Das Volk möchte Sie sehen ... Es möchte Sie zum Festessen geleiten."
    „Sehr gut, mein Sohn!" lächelte Mr. Sandwich, denn sein Magen drückte ihm schon lange.
    Wie es sich für ein richtiges Staatsoberhaupt gehört, bedankte sich Brian Sandwich, als er auf der Veranda stand.
    „Ich werde dieses Somerset ganz groß machen!" beschloß er, „ich werde dafür sorgen, daß der Fremdenverkehr auch in dieses schöne Ländchen gelenkt wird und zur Verschönerung des Towns ... sagen wir ... fünfzigtausend Dollar aus der Staatskasse stiften!"
    Ein Beifallsorkan brauste auf, wie ihn Somerset noch nie erlebt hatte.
    In einem stillen Augenblick, als die meisten Luft holten, ergriff John Watson das Wort, weil er bis jetzt noch nichts geredet hatte.
    „Und darum hat mich der hohe Herr auch schon zu

    eurem Obersheriff befördert!" schrie er, daß es jedermann hören konnte.
    Einige von den Männern und Frauen, die gerade wieder ein Bravo auf der Zunge hatten, schrien „oh!" Sie mochten sich wohl fragen: „Gibt es denn überhaupt einen Ober- Sheriff?" Und einer tat es sogar laut. Er bekam aber von einem Nebenstehenden gleich die belehrende Antwort: „Ein Staatsoberhaupt kann jede Art von Beförderungen vornehmen!"
    Ein gewaltiger Zug setzte sich hinter den Honorationen des Towns in Bewegung. Im „Weidereiter" wußte man bereits durch ein paar voraus gesandte Buben Bescheid. Als der „Gouverneur" mit seiner Begleitung eintrat, war man schon eifrig mit Tischdecken beschäftigt. Der Gasthof gab das Beste her, was Keller und Küche zu bieten vermochten. Der Besitzer hatte auch schon von der Fünfzigtausend-Dollar-Spende für Somerset gehört und hoffte, später dem Gemeinderat die Rechnung des heutigen Tages vorlegen zu können. Darum knauserte er nicht.
    Die Herren, die mit dem hohen Gast an der Tafel saßen, wunderten sich nicht nur über den unheimlichen Appetit ihres hageren „Gouverneurs", sondern auch über das Verständnis, das „Mr. Anthony Kess" allen großen und kleinen Sorgen entgegenbrachte.
    Brian Sandwich war kein Dummkopf. Er spielte den hohen Gast ganz ausgezeichnet, versprach den beiden Lehrern baldige Erweiterung des Schulhauses, eine stattliche Jugendbibliothek und warf mit den Dollars nur so um sich, wenn auch nur im Geiste. Aber die Somerseter nahmen alles für bare Münze. Sie unterschieden sich in dieser Beziehung von keiner Stadt der Welt, die das Glück hatte, den höchsten Beamten in ihren Gemäuern zu beherbergen.
    Es wurde getrunken und geredet. Der hohe Gast erwähnte in seiner Ansprache, daß er vor allem der Viehzucht dieses Gebietes sein schirmendes Auge zuwenden wolle. Er wünschte sogar, einige Ranches der näheren Umgebung zu besichtigen. Oha, Brian Sandwich war wirklich ein Fuchs. Um nicht doch noch vor allem von Lehrer Tatcher oder dem greisen Reverend Thomas in verfängliche Fragen verwickelt zu werden, machte er diesen Vorschlag; denn von Viehzucht, vor allem von Pferden, verstand er

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