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Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Titel: Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Reuter
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ein neues. Es dauerte nicht lange, da hatte Bimbambulla mit seinen Anhängern sämtliche mühsam geflochtenen Girlanden in tausend Fetzen verarbeitet und überall umher gestreut. Um die Pforte herum lag nun so eine Art wie Fichtenzweigteppich.
    Ihres Spiels überdrüssig, streunten die fünf in verschiedenen Richtungen den Bratgerüchen nach, die ihnen aus allen Häusern Somersets lieblich entgegen strömten. Bei Watsons gab es an diesem Mittag Schinken mit Ei.
    Dem Untersheriff und seinem Neffen erging es genauso wie allen anderen, die an der Hauptstraße wohnten. Plötzlich hörten sie aus der Tucsoner Richtung vielfältiges Motorengebrumm, das rasch näher kam. Alles stürmte nach draußen. In der Aufregung hielt mancher noch sein angebissenes Kotelett, Messer oder Gabel in der Hand. Eine Anzahl Frauen schwangen in ihrer Rechten gerade das, was sie in der Hand hatten: Suppenlöffel, Stocheisen oder Bratpfanne. Es war ja alles so rasch und unerwartet gekommen.

    Schon als sie die funkelnagelneuen Fordautos heran sausen sahen, wußten sie, daß das nur der angekündigte Besuch sein könnte. So viele Autos auf einmal besaß kein gewöhnlicher Sterblicher.
    John Watson rannte wie ein wild gewordener Tanzbär herum, fuchtelte mit den Armen umher und schrie seinen Somersetern zu: „Ich bin ruiniert! Leute, winkt doch, winkt! Schwenkt hoch, was ihr in den Händen haltet! Mr. Kess will Begeisterung sehen! Winkt doch!"
    Entsetzt erkannten die braven Ladies, daß irgend welche unsichtbaren Mächte die Früchte ihrer Arbeit am Boden zerstört hatten. Witwe Poldi versuchte noch schleunigst ihren Chor zusammenzubekommen.
    Von der Wagenkolonne aus mußte man das Gedränge am Ortseingang wohl bemerkt haben, denn man fuhr jetzt ziemlich langsam.
    Aber dann waren die ersten Autos heran. Witwe Poldi reckte ihren Suppenlöffel hoch. Ein ziemlich gemischter Chor setzte ein. Aber da die Dirigentin kurz vorher in ihrer Aufregung drei verschiedene Lieder angegeben hatte, sang alles wild durcheinander. Es hörte sich an, als sei plötzlich die Hölle los.
    Gerade passierte der vordere Wagen, ein herrlicher Ford Roadster neuester Fabrikation, im Langsamgang die erschütterte Volksmenge. Im rechten Hintersitz lehnte ein langer Herr im Frack, der lässig mit einem Zylinder und zwei blütenweißen Handschuhen nach allen Seiten hin winkte.
    „Hoch der Gouverneur! Drei Yipees auf unseren verehrten Präsidenten! Hoch soll er leben! — Himmel! Sie singen ja, daß man das Heulen kriegen könnte!"
    Hilfssheriff John Watson baute einen Bückling nach dem anderen und lief dicht neben dem Wagen des „Gouverneurs" her. Ein paar Buben flitzten johlend voraus. Die staunende Menge aber begaffte maßlos betroffen die nicht endenwollende Reihe der Prachtautos, in deren jedem zwei hoch elegante Herren saßen.
    „Wenn wir die alle hier durchfüttern sollen!" stöhnte manche Somerseter Hausfrau schon im stillen.
    Schreck stand auf vielen Gesichtern, als die Wagenkolonne endlich anhielt. Soviel vornehmer Staatsbesuch auf einmal, das war etwas zu viel für die Nerven. Wen sollte man denn da überhaupt zuerst begrüßen?
    Aber die Herren stiegen nicht aus, lachten nur freundlich und schienen sich köstlich zu amüsieren.
    Vor dem Office stand nun der vorderste Wagen, und Hilfssheriff Watson baute noch immer Bücklinge am laufenden Band.
    Der „Gouverneur" erhob sich und stieg aus, nachdem ihm einer der beiden Herren in den Vordersitzen mit blitzschnellem Sprung die Tür aufgerissen hatte.
    „Hoher ... äh ... Herr Prä ... sident ...", stammelte John Watson, „vergeben und vergessen Sie unsere ... äh ... un ... ungeschmückte Nachlässigkeit u ... und Verspätung ... Es ist ... ich bin trostlos ... äh . .. wünsche Ihnen ein .. . äh .. eine vorzügliche äh ... Verweilung innerhalb unserer Mauern, by gosh!"
    „schon gut, schon gut", winkte der hohe Herr freund-ab und klopft John Watson gnädig auf die Schulter.

    Dann gab er seinem Fahrer mit seinen weißen Handschuhen ein Zeichen. Das lässig hingemurmelte „Danke, Gentlemen!" wurde schon vom Aufheulen der Motoren verschluckt.
    Wie ein Fragezeichen stand der zitternde Watson neben dem ebensolangen „Gouverneur" und gewahrte mit Staunen, daß der hohe Herr sein großes Gefolge wieder wegschickte. Vierundzwanzig funkelnagelneue Fordautos fuhren vorbei, und aus jedem verneigten sich ehrfürchtig die darin Sitzenden vor „Anthony Kess".
    John Watson und die inzwischen heran drängenden Somerseter

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