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Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Titel: Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Reuter
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füllten sich die Schenken. Überall begann man äußerst heftig zu diskutieren. Wenn man den
    Somersetern an diesem Tag geglaubt hätte, besaß so ziemlich das ganze Town nur Schulden, Schulden und nochmals Schulden.
    Sheriff Tunker, begleitet von seinem John Watson, ließ sich überall nur mal kurz blicken, genehmigte sich gelegentlich auch einen kleinen Drink und verschwand wieder, nachdem er sich eine Weile das Gezänk mitangehört hatte. Jeder wollte beweisen, daß e r selber ärmer sei als andere Leute. Es schien nur noch Wüteriche auf Erden zu geben. Und dabei floß der Whisky oder Brandy in Strömen.
    Eine Anzahl Gerechter, Sommersprosse und Jack Pimpers voran, flitzten überall herum, schlichen an die Fenster der Schenken und Häuser und stellten die Stimmung im Volke fest. Sommersprosse schlug vor, nur noch diejenigen zu zählen, die keine „Gesprächsspuren" mit herumschleppten.
    Sheriff Tunker grinste, als ihm sein Adlatus vorschlug, nochmals die Runde durch sämtliche Schenken Somersets zu machen.
    „Watson, ich halte das für zwecklos. Sie sind jetzt wie unerzogene Kinder ..., diese Neidhammel ... Sie blamieren sich und die ganze Menschheit. Geben Sie acht, spätestens morgen fangen die ersten an, wieder vernünftig zu werden."
    John Watson stöhnte ... vor Durst!
    Die Jungen vom Bunde aber mußten immer wieder an Greg Sullivans Worte denken: „Es wird manche Lügen geben, Neid und Erbärmlichkeit werden aufflammen, denn die Menschen hier sind nicht besser und schlechter

    als anderswo." Und auch an das andere dachten sie: „Ich höre neben den Lügen auch viel Gelächter durch euch..."
    Vor allem Sommersprosse dachte daran. Er zerbrach sich den Schädel, wie sie nun, vielleicht im Sinne einer alles ausgleichenden Gerechtigkeit, mitspielen könnten. Sam dachte dabei aber eigentlich weniger an die Gerechtigkeit als an das Mitspielen!
    Pete, der erst am Spätnachmittag angeritten kam, mahnte seine Freunde: „Wir unternehmen noch nichts, hört ihr? Wollen erst mal abwarten, was es hier in den nächsten Tagen gibt. Gebt acht, wir bekommen bestimmt noch genug Gelegenheit, irgendwie einzugreifen!"
    Von Jimmy Watson war nichts zu sehen.
    „Der heckt doch wieder sein besonderes Kuckucksei aus, meinte Jack Pimpers.
    Der Watsonschlaks hatte bereits bei Erscheinen Greg Sullivans Horchposten beim Schlüsselloch bezogen. Diesmal war es ohne Unfall abgegangen. Später hatte er hinter einem Busch gelegen, unweit der Scheune, hinter der die Tugendhüterinnen unter Witwe Poldis Vorsitz tagten.
    Jimmy maß dieser streitbaren Lady allerlei Macht im Town zu. Seit das Watsonsche Urfieber, die Habgier wieder in seiner Seele tobte, hatte er keinen anderen Gedanken mehr als diesen: ,Wie bringe ich den Somersetern nur bei, daß i c h der Ärmste von allen bin?'
    Zu Jimmys Entschuldigung muß gesagt sein, daß er sich wirklich für den Ärmsten hielt. Er hatte seinem Leben ja auch noch keinen Sinn abgerungen.
    Im Augenblick schlich er sich durch die Gärten der Südseite.
    „Ich muß das Blue Spring-Tal bekommen, und ich werde es bekommen, denn ich besitze nur zwei Anzüge! Wer ist im Town noch ärmer als ich? — Keiner!"
    Das redete er sich dauernd ein. Er murmelte es vor sich hin wie ein Gedicht, und, als er am Schweinestall von Frau Poldi vorüber pirschte, erzählte er es sogar den beiden mittelschweren Ferkeln.
    Da die Waschküchentür offen stand, zog er es vor, durch sie in das Haus vorzustoßen. Denn er wußte, daß ihm Mrs. Poldi kaum öffnen würde, wenn sie ihn vom Fenster aus vor der Haustür stehen sähe.
    Er gelangte ungehört bis in den kleinen Korridor. Frau Poldis Küchentür stand weit auf. Hinter einer zweiten vernahm Jimmy jetzt Gläserklirren, dann die vertraute Stimme der Witwe:
    „Prost, Poldina! Prost, sage ich! Du und niemand anders ... sollst leben! Yipee!"
    Aber dann wetterte die Dame des Hauses, offenbar über irgend etwas mächtig erzürnt, fürchterlich los: „So eine Unverschämtheit! Wegen einer dummen, alten Kuh!"
    Er dachte, daß Mrs. Poldi Besuch habe und war schon im Begriff, wieder das Feld zu räumen, als dicht vor ihm mit kräftigem Schwung die Tür aufgerissen wurde. Die streitbare Frau, die ganz allein in ihrer besten Stube gesessen hatte, riß die Augen genau so weit auf wie der Watsonschlaks.
    An ihr vorbei schielte Jimmy zum Tisch, auf dem eine Flasche blutroten Kirschlikörs und ein halb geleertes Glas standen. Das brachte Frau Poldi erst recht in Harnisch, denn nach außen

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