Das Pete Buch 23 - Der doppelte Watson
Heimat, und das versetzte ihn in eine gute Stimmung.
Zufrieden vor sich hinbrummend spazierte er über den mit dürren Gräsern bewachsenen Boden. Alle 50 Meter blieb er stehen und sah sich um. Nein, bis jetzt hatte ihn noch niemand entdeckt. Und darauf legte er den größten Wert, denn das Gängelband des Wärters Julius konnte er in den Tod nicht leiden. Schon lange war er nicht mehr derart große Strecken gelaufen! So wurde er schnell müde und hungrig.
Bananen und sonstige Früchte wuchsen nun leider nicht an den dürren Sträuchern dieser Gegend. Davon überzeugte er sich schnell. Aber er wollte nicht verhungern und lief daher hurtig immer weiter, bis eine Ranch vor ihm auftauchte. Er stieß einen schrillen Freudenschrei aus, verhielt sich dann aber sehr still, denn am Ranchtor machte sich plötzlich ein Mensch zu schaffen. Jacky drückte sich ganz flach auf den Boden, und Mr. Dodd, der Verwalter der Ranch, verschwand gleich darauf.
Vorsichtig pirschte sich Jacky weiter heran, bis er den Zaun, der die Salem-Ranch umgab, erreicht hatte. Er spähte nun neugierig durch den Zwischenraum zweier Latten und sah — nichts. Die Bewohner des Hauses waren wohl draußen bei den Rindern auf der Weide oder hielten sich im kühlen Hause auf. Gewandt kletterte Jacky über den Zaun. Das bereitete ihm keine Schwierigkeiten, denn Klettern gehört ja zu einem richtigen Affen wie das — Bellen zu einem Hund. Richtig, da war doch ein Hund! Er roch es förmlich.
Jacky erstarrte zur Salzsäule. Dann entdeckte er zwei ihm wohlbekannte Vorderpfoten, die aus einer Holzkiste, einer sogenannten Hundehütte, herausragten. Jacky hatte schon einmal mit so einem Hundevieh kämpfen müssen und gewonnen. Aber das war ein verhältnismäßig kleiner Pintscher gewesen, während der da vor ihm in der Hütte ein ganz respektabler Bursche zu sein schien. Aber was kann die Vernunft schon gegen das Grollen eines hungrigen Magens ausrichten? Das ist bei allen Lebewesen dasselbe. Der Schimpanse folgte also der Stimme seines knurrenden Magens und schnupperte in der Luft herum. Die guten Düfte, die bald seine Nase umfächelten, kamen von dem Fenster da hinten.
Auf leisen Sohlen huschte Jacky über den Hof und duckte sich hinter den Brunnen. Neugierig spähte er zu dem geheimnisvollen Fenster hinüber. Das roch wirklich prima! Plötzlich aber vernahm er ein Geräusch hinter sich. Das gehörte nicht in sein Programm. Blitzschnell drehte er sich um und machte gleich darauf einen mächtigen Satz zur Seite, und Halbohr prallte aufjaulend gegen den Brunnen. Jacky „grinste" über sein ganzes Gesicht, aber der Halbwolf schoß blitzschnell auf ihn zu, um ihn zu schnappen. Doch der Schimpanse war gewandt; auch kannte er schon die empfindlichen Stellen eines Hundewesens. Halbohr schoß an ihm vorbei, Jacky griff zu, packte ihn am Schwanz und zog kräftig dran. Wieder jaulte der große Hund auf.
Mammy Linda erschien am Fenster und rief: „Sei ruhig du dummes Tier!" Sie konnte den Affen nicht sehen, denn der Brunnen versperrte ihr die Sicht. Daher wunderte es sie auch, daß Halbohr fortgesetzt weiter wimmerte. Vielleicht hatte sich der arme Kerl verletzt? Sie beschloß, auf den Hof hinauszugehen, um nachzusehen.
Wieder hatte Halbohr vorbei gebissen. Er war nicht gewohnt, den Unterlegenen zu spielen, aber diesmal ließen ihn alle seine Tricks im Stich. Der Schimpanse wehrte alle Angriffe geschickt ab und sprang schließlich mit großen Sätzen davon. Der andere hinterher, aber schon hob Jacky im Lauf schnell einen Stein auf, drehte sich um und — warf! Halbohr jaulte nochmals auf und gab sich nun geschlagen. Resigniert schlich er in seine Hütte zurück. So etwas war i h m doch noch nicht passiert.
„Was sein denn los?" fragte Mammy Linda, die eilig herbei gewatschelt kam. Sie suchte schwer keuchend den Erdboden ab; vielleicht war Halbohr in eine Scherbe getreten? Aber nichts ließ darauf schließen! Mammy zerrte den wütend knurrenden Halbwolf aus seiner Hütte und betrachtete ihn von allen Seiten. „Heil!" stellte sie fest, „alles noch dran!"
„Warum du haben denn so kläglich gewinselt, du dummes Köter?" röhrte sie ungehalten. „Ich dir werden geben eine Klaps, wenn du machen noch mal so ein dumme Scherz."
Derweil kletterte Jacky zum Küchenfenster hinein und ließ seine Blicke neugierig umherschweifen. Bald entdeckte er auch etwas Nahrhaftes. Mammy Linda hatte nämlich gerade einen großen Topf mit Apfelbrei zubereitet. Das gab es hier nicht
Weitere Kostenlose Bücher