Das Pete Buch 25 - Das wird ne Sache
immer so hastig!" tadelte ihn die Schwarze. „Du hübsch langsam und manierlich, ich dir schon oft gesagen! Mr. Dodd seien in Schweinestall bei gute Sau Melinda, wo hat Ferkel bekommen. Süße kleine Ferkel — neun Stück! Mammy küssen jedes einzeln, so appetitlich! Wo wollen ihr hin?"
„Ins Gebirge hinauf! ich will Dad nur rasch um Erlaubnis fragen, denn wahrscheinlich wird's spät, bis wir zurückkommen. Ein Junge ist durchgebrannt."
„Diese Boy hier vorbeikommen!" berichtete Mammy aufgeregt. „Ich ihm geben was zu essen, weil ganz verhungert. Schon fünf Stunden her oder sechs —" Sie floß auf einmal vor Mitgefühl über. „Arme, kleine Boy!" Dann wurde sie energisch. „Warum ausgerissen, diese Schlingel?"
„Er war früher im Waisenhaus, weißt du, Mammy. Hat keine Eltern mehr. Der Müller hatte ihn zu sich genommen, aber gab ihn nur wenig zu essen. Er mußte immerzu arbeiten; da ging er stiften."
„Diese schlimme Müller!" röhrte Mammy. „Ich nehmen Bratpfanne mit, wenn fahren nächstens in Mühle, und hauen ihn auf Kopp. Du laufen jetzt schnell zu Mr. Dodd und holen Erlaubnis! Ich gehe in Küche, machen Butterbrote für euch. Wenn Junge gefunden, auf Salem-Ranch mitbringen! Ich ihm mache Bäuchlein rund."
Zehn Minuten später ritten zwei weitere Besucher in den Hof der Salem-Ranch: Mr. Watson und sein Neffe Jimmy. Der Hilfssheriff sah die Jungen, die es sich im Hof bequem gemacht hatten, und freute sich. „Aha!" rief er leutselig. „Ausgezeichnet! Wir verfolgen den gleichen Zweck, also können wir auch zusammen reiten. Machen wir uns auf die Socken, Boys!"
Mammy Linda streckte den Kopf zum Küchenfenster heraus. „Ihr auch reiten, Mr. Hilfssheriff? Dann ich müssen noch schneiden ganze Brot mehr! Ihr seien große Freßsack! Augenblick, gleich so weit!" Da sie jedoch darauf bestand, daß die Expeditionsteilnehmer noch einmal tüchtig aßen, ehe sie sich auf den Weg machten, wurde es reichlich spät, bis sie endlich los ritten. Die Dunkelheit lag längst über dem Gebirge. —
Die Jungen oben bei Stickens Horn fieberten vor Aufregung. Gribble und Geoffry hatten mitmachen wollen, waren jedoch gebeten worden, daheim zu bleiben; sie wollten es alleine schaffen. Sie umwickelten die Hufe ihrer Pferde sogar mit alten Lappen, damit der Hufschlag nicht so weit zu hören war; eine Maßnahme, die Pete anfangs mit Skepsis beurteilte, dann aber duldete, als die andern sie mit großer Begeisterung verteidigten. Das Kalb trottete nichtsahnend neben ihnen her; es hatte keine Ahnung davon, daß es als Lockvogel benutzt werden sollte.
Dann erreichten sie den vorbereiteten Platz. Die Falle sah gut und vertrauenerweckend aus. Sie befand sich nicht in unmittelbarer Nähe von Bess Silvers Unterschlupf, war aber auch nicht so weit davon entfernt, daß der Wolf sie nicht gleich hätte finden können. Joe hatte einen kleinen Eimer Blut und einen Pinsel mit herauf geschleppt; sie wollten den Knüppel ganz mit Blut anstreichen und auch noch einiges davon auf dem Boden verteilen. Das Kalb würde gewiß von dem Blutgeruch aufgeregt werden und ängstlich brüllen, aber das war in gewisser Hinsicht gut: Bess Silver mußte sein Blöken auf weite Entfernung hin hören. Die letzten Vorbereitungen waren in einer kleinen halben Stunde getroffen; dann schafften sie zunächst einmal ihre Pferde fort. Wenn sie Pech hatten, fiel Bess Silver nicht das Kalb in der Falle, sondern die Gäule an. — Damit mußten sie rechnen. Aber Petes Black King würde den Wolf schon rechtzeitig wittern und die anderen warnen.
Zum Schluß nahmen sie die versteckten Plätze ein, die sie bereits am Nachmittag ausgesucht hatten; nur Pete war noch an der Arbeit. Er riß Büschel von Salbei, Schafsrippe und andere starkriechende Kräuter aus und verteilte sie rings um die Falle; auch die Wege, die sie zuletzt benutzt hatten, bestreute er damit. Dann blieb ihnen nichts anderes übrig als abzuwarten. Sie rechneten mit Stunden, bis Bess Silver kommen konnte — falls er überhaupt kam.
Gegen zwölf Uhr nachts ging es dann los. Zuerst hörten sie nichts; der große Räuber hatte sich so lautlos angeschlichen, daß sie erschraken, als sie ihn plötzlich mitten auf dem freien Platz stehen sahen, der vor der Felswand
mit der Falle lag. Das hohe Gras reichte ihm beinahe bis an den Leib. Er stand lange Zeit reglos da; nicht ein einziger Muskel seines Körpers zuckte. Dann windete er nach allen Seiten; natürlich hatte er den Blutgeruch längst gespürt
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