Das Pete Buch 25 - Das wird ne Sache
durch den Flur, Sie kennen ja den Weg! Viel Vergnügen, meine Damen!"
„Wir kommen zu Ihnen, Mr. Givern!" stellte Mrs. Butterfly energisch fest. „Wir wollen wegen Joschy Caine mit Ihnen reden. Das ist unbedingt nötig, wie Sie verstehen werden."
„Joschy Caine?" Der Müller guckte sie verwundert an. „Der Kleine heißt doch nicht Caine, er heißt Red! So steht es jedenfalls in den Papieren, die man mir aushändigte, als ich ihn übernahm. Tut mir leid!"
„Und doch ein Irrtum, mein Lieber!" flötete Mrs. Butterfly. „Natürlich glaubten bisher alle, er sei Joschy
Red. Aber inzwischen hat es sich herausgestellt, daß er nicht Red, sondern Caine heißt. Er ist nämlich der Sohn von Senator Caine aus Tucson. Der arme Junge wurde vor zwölf Jahren von wilden Indianern entführt. Schreckliches Los, das müssen Sie zugeben."
Givern blickte die Damen verblüfft an; er wußte nicht recht, was er von dem halten sollte, was Mrs. Butterfly da erzählte. „Ich weiß nicht, wo der Schlingel im Augenblick steckt", entgegnete er hilfslos. „Seit guten zwei Stunden suche ich ihn. Er sollte sich um das Kesselfeuer kümmern und hat es beinahe ausgehen lassen. Nicht leicht, ihn zu einem brauchbaren Menschen zu erziehen!"
„Lassen Sie den armen Knirps nicht zu viel arbeiten?" erkundigte sich Mrs. Butterfly so nebenbei. Sie sprach mit honigsüßer Stimme, aber es lag ein gefährlicher Unterton in ihren Worten, der sich nicht überhören ließ.
Mrs. Poldi wurde ein wenig deutlicher. „Man hört allerhand munkeln, Mr. Givern!" sagte sie angriffslustig und blitzte den Müller aus kampffreudigen Augen an.
Givern wollte weiteren Auseinandersetzungen entgehen; er drehte sich um und rief laut: „Joschy! Komm sofort mal her! Da will dich jemand sprechen. Es ist dringend!"
Statt Joschy aber erschien die kleine Milly. Sie brachte die Dinge, die sie erzählte, gern durcheinander, was man ihr nicht übelnehmen konnte, da sie erst vier Jahre alt war. So plapperte sie eifrig: „Joschy ist weggegangen, Dad! Wölfe jagen. Die Bären hat er schon alle totgemacht. Hinterher kommen Löwen und Elefanten dran, aber die wachsen nicht hier, sondern in Kafrika."
„Rede doch kein dummes Zeug!" Givern grinste gezwungen zu den Damen hinüber. „Sag lieber, wo Joschy steckt! Sahst du ihn? Woher weißt du das von den Bären und Elefanten?"
Die Kleine nickte wichtig. „Yea, Dad! Er hat seine neuen Schuhe angezogen und ist wirklich fortgegangen. Vielleicht hat es ihm nicht bei dir gefallen, weil du ihn immerzu verhaust. Sicher kommt er nicht mehr wieder."
Die Blicke der Damen wurden eisig. „Ich hoffe, Sie kümmern sich darum, wo Joschy blieb!" verlangte Mrs. Butterfly. „Falls Senator Caine kommen sollte, um seinen Sohn abzuholen, und ihn nicht vorfindet, weil Sie ihn durch Ihre brutalen Mißhandlungen aus dem Haus trieben — " Sie zuckte vielsagend die Achseln.
Dann durchbohrte jede der Damen Müller Givern noch einmal mit einem letzten, furchtbaren Blick.
Givern blickte ihnen nach, bis nichts mehr von ihnen zu sehen war. Dann knurrte er böse: „Wenn der Kerl wirklich durchgebrannt ist und ich ihn wiederfinde — dann soll er sich auf etwas gefaßt machen! Das wird ihm teuer zu stehen kommen!" —
„Wo willst du denn so eilig hin?" fragte Jimmy voller Neugierde die Sommersprosse. „Kannst du nicht mal stehenbleiben? — Ich hätte dir was Interessantes zu erzählen! Ein Riesengeheimnis! Du würdest es nicht für möglich halten."
„Keine Zeit!" wehrte Sam ab. „Muß noch ein paar andere Jungen alarmieren und dringend losreiten. Joschy Red ist verschwunden. Wahrscheinlich türmte er, weil er das schlechte Leben beim Müller nicht mehr aushalten konnte."
„Er heißt doch gar nicht Red", sagte Jimmy wichtig. „Er ist ein vornehmes, geraubtes Kind — Sohn von Senator Caine aus Tucson, mußt du wissen!"
Sam schüttelte den Kopf. „Ist ja alles Unsinn, mein Lieber! Du spinnst wohl wieder? Daß ich nicht lache! Über so 'n Blödsinn kichern doch sämtliche Hühner!"
„No!" Jimmy blähte sich vor Wichtigkeit auf, bis er beinahe platzte. „Es stimmt! Die Gäule vom Kohlenhändler haben sich's erzählt. Großes Ehrenwort darauf!"
Sam starrte ihn an, als sähe er zum erstenmal im Leben einen völlig Verrückten. Sommersprosse verstand ganz ausgezeichnet zu schauspielern, wenn es sein mußte. „Pferde? Erzählt? Sage mal — ihr Watsons wart ja schon immer ein bißchen plemplem. Aber daß es sich bei euch um eine
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