Das Pete Buch 26 - Unternehmen Vergaser
Vor ihm lag eine Aufgabe.
Der Junge sprang aus dem Wagen und eilte durch die große Bahnhofshalle. Überall herrschte reger Betrieb. Lichter waren aufgeflammt, und die Menschen hasteten eilig vorbei. Die Omnibusse waren überfüllt. Pete überlegte, wohin er sich wenden sollte. Erst jetzt fiel ihm ein, daß er ja gar kein Geld bei sich hatte! Sein Freund Charly aber wohnte am Westende der Stadt. Er würde Stunden brauchen, ihn zu finden. Dann aber fiel ihm ein, daß das große Gebäude des „Tucson Star" ganz in der Nähe lag. Vielleicht würde er Charly dort noch antreffen?
Pete machte sich auf den Weg. Schon nach wenigen Minuten sah er vor sich die mannshohe Leuchtschrift! Er eilte die Stufen des Haupteinganges hinauf. Hinter einer Barriere saß ein Mann in Livree. Anscheinend der Portier.
„Hallo, Boy", rief er, „wohin?"
„Ich suche meinen Freund Charly Clever. Können Sie mir sagen, ob er noch hier ist?"
„Moment mal!" Der Mann nahm einen Telefonhörer zur Hand. Nach kurzem Gespräch legte er wieder auf. „Tut mir leid, junger Mann. Charly ist schon fort. Er wohnt im Westend. Mußt dich schon dorthin bemühen."
„Ich weiß, wo er wohnt, aber wie komme ich auf dem schnellsten Weg dorthin?"
„Fährst am besten mit der U-Bahn", meinte der Portier, „die nächste Haltestelle erreichst du in drei Minuten. Bist dann in fünf Minuten da."
„Nein, ich muß zu Fuß gehen. Wie lange brauche ich da?"
„Zu Fuß? Das weiß ich auch nicht. Mindestens eine Stunde — oder auch zwei. Bin den Weg noch nie gegangen."
„So ein Pech! Das kommt eben davon, wenn man Hals über Kopf losfährt."
„Wieso? Was kommt davon?" Der Mann verstand nicht gleich.
„Ich habe kein Geld bei mir", sagte Pete, „bin einfach so losgefahren. Bei uns zu Hause braucht man kein Geld. Jedenfalls nicht, wenn man einen Weg machen will. Man setzt sich aufs Pferd und damit basta."
„Du kommst wohl vom Lande, was?" Der Mann lachte behäbig.
„Ja, komme aus Somerset."
„Aha! Somerset! Schon gehört. Charly fährt da manchmal hin, nicht wahr? Besucht er dich dort?"
„So ist es. Wir sind gute Freunde."
„Weiß ich, Boy. Der Charly ist ein feiner Kerl. Mag ihn auch gern. Weißt du was? Ich gebe dir das Geld. Kannst es mir bei Gelegenheit zurückgeben. Sind ja nur einige Cent." Der Portier griff in die Tasche.
„Vielen Dank, Mister, Sie bekommen es bestimmt wieder."
Der Mann lächelte und winkte Pete nach. Der Obergerechte hatte es jetzt sehr eilig. Im Laufschritt erreichte er die Station. Es ging einige Stufen hinunter. Aus einem Automaten holte er sich die Fahrkarte; dann donnerte schon der Zug herein. Alles ging blitzschnell. Die Türen öffneten und schlössen sich automatisch. Man mußte achtgeben, daß man nicht dazwischen hängen blieb.
Der Portier hatte recht. Es dauerte kaum fünf Minuten, da hatte Pete schon das Ziel erreicht. Er sprang schnell hinaus und eilte die Treppen wieder hinauf. Jetzt mußte er einige Male nach dem Weg fragen. Bald aber erkannte er die Straße, in der Charly wohnte, wieder. Gott sei Dank! Das hatte wenigstens geklappt.
Als er dann vor der Wohnungstür stand, klopfte ihm doch das Herz. Wenn der Freund nun doch nicht zu Hause war? Pete wußte, daß Charly Abendkurse besuchte. Er drückte auf den Klingelknopf. Nach kurzer Zeit näherten sich Schritte. Es war Charly!
„Pete!" schrie er, kaum daß er die Tür einen Spalt offen hatte. „Wo kommst du her? Mensch, ich werde verrückt! Das ist eine Überraschung! Hereinspaziert mit dir!"
Die Begrüßung war außerordentlich herzlich. Es war ein Händeschütteln, Schulterklopfen und Boxen ohne Ende. Dann erschien auch Charlys Mutter.
„Laß deinen Freund doch nicht auf dem Flur stehen", lachte sie, „wir haben schließlich noch eine gute Stube."
„Ich sitze aber lieber in der Küche", meinte Pete, „bei Mammy Linda ist es dort auch am gemütlichsten."
So zogen sie denn in die Küche, wo Frau Clever gerade damit beschäftigt war, Hemden zu bügeln.
„Dann schieß man los, Pete", sagte Charly, dem die Neugierde im Gesicht stand, „möchte wetten, daß du nicht nach Tucson kommst, um das Seelenleben der Großstadtbewohner zu studieren."
„Stimmt, old friend! In Somerset sind mal wieder die Puppen am Tanzen. Wollte mir hier Rat und Hilfe holen."
Pete erzählte jetzt, was sich in den letzten Tagen in Somerset abgespielt hatte. Charly hörte aufmerksam zu; selbst Mrs. Clever vergaß beinahe ihre Hemden.
„Und jetzt willst du sicher zum
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