Das Pete Buch 27 - Falsch gewettet
doch einfach die Wette für ungültig erklären! Denn das mit dem Telegramm an den Präsidenten, das war Schwindel, das haben wir gar nicht abgeschickt. Und Mr. Gray hat gesagt, die 2000 Dollar brauchte er nicht zu zahlen; solche Sachen hätten keine Gesetzeskraft."
„Trotzdem! Er hat doch seine Ehre verpfändet. Er kann nicht zurück; er will's auch nicht. Sonst, meint er, tanzten ihm sogar die Truthähne auf der Nase herum, und die Flöhe lachten ihn aus, wenn er sie knacken will."
„Eine böse Geschichte", bestätigte Pete. „Die Verachtung der Leute wäre allerdings halb so wild; die beruhigen sich nach kurzer Zeit wieder, und wenn Dulles ihn allzu sehr verhöhnt, spielen wir dem einen Streich, daß er selbst zur Witzfigur wird. Aber wenn dein Onkel mit aller Gewalt über den Niagara will, dann ist es natürlich um ihn geschehen. Bei der Skalplocke Monte-zumas, was machen wir nur?"
„Ihr müßt uns helfen!" bettelte Jimmy. „Dir fällt immer das richtige ein, Pete; das habe ich oft genug an meinem eigenen Leibe gespürt."
„Es handelt sich also darum", griff Dorothy ein, „daß wir deinen Onkel ohne Schaden über den 18. Mai bringen. Lebt er am 19. noch, so ist die Wette hinfällig, und er muß sich damit abfinden; ganz gleich, ob er sie verloren hat oder nicht."
„Sicher", bestätigte Jimmy. „Aber er will doch zum Niagara. Am 13. startet er. Es ist ja eine endlose Fahrt bis zu den großen Seen."
„Wenn Sancho Villa von der Wette zurückträte", meinte Pete, „dann wäre alles in Ordnung. Vielleicht ist er mit seiner Truppe noch in Willcox; er sagte ja, dort würden sie auftreten."
Der Führer des Bundes der Gerechten sprang plötzlich auf.
„Augenblick mal! Wozu ist gestern unser Telefon repariert worden? Ich habe eine Idee!"
Gleich darauf war er aus dem Zimmer, eilte in Mr. Dodds kleines Büro, wo die Rechnungen und die Aufzeichnungen über den Viehbestand verwahrt wurden, und bat das Fernsprechamt Somerset, ihn mit dem Sheriffs-Office in Willcox zu verbinden.
Das war eine umständliche Angelegenheit. Er stand noch wartend vor dem altertümlichen Kurbelkasten, als Joe Jemmery, der mit den übrigen Beratungsteilnehmern in Petes und Sams Wigwam geblieben war, einen Schrei ausstieß:
„Dorothy, Boys! Mich trifft der Schlag! Guckt mal raus! Da kommt mein Daddy!"
Sam und Dorothy stürzten ans Fenster, und Sam rief: „Mann, Joe! Das ist er wirklich. Kommt zu Fuß über die Prärie! Mit einem Stock in der Hand — au Backe,
mein Zahn! Und ein Gesicht schleppt er mit sich herum wie drei Jahre Gewitter."
Der kleine Joe geriet in größter Aufregung; er sah böse Zeiten voraus.
„Er hat bestimmt gehört, was in der Nacht los war, und da er nun weiß, daß Jack Ripper nur ein Humbug ist, traut er sich wieder ins Freie und will mir ans Leder."
Unter diesen Weherufen rannte der bedrängte Ex-Geist im Zimmer umher wie eine Maus in der Falle; Dorothy aber streichelte ihn beruhigend den Haarschopf.
„Keine Bange, Kleiner! Das kriegen wir hin. Laß mich nur machen!"
Sie ging gelassen aus dem Haus und sah dem Schneider entgegen, der eben das Tor erreicht hatte.
„Guten Morgen, Mr. Jemmery", rief sie herzlich. „Das ist aber eine freudige Überraschung! Joe ist auch schon hier."
„Habe mir das gedacht!" sagte der Schneider grimmig. „Morning, Miß. Na, dem Bürschlein werde ich das Fell gerben! Habe auch ein niedliches Stöckchen mitgebracht!"
„Warum denn?" fragte Dorothy verwundert. „Der arme Junge! Er sitzt seit gestern abend bei uns und wiederholt immer wieder: Mein Daddy, mein lieber Daddy! Wenn Jack Ripper dem bloß nichts zu Leide tut!"
„Sie meinen doch: seit heute früh! Denn um Mitternacht hat er sich im Town ja noch emsig als Geist betätigt."
Petes Schwester brach in ein ungläubiges Lachen aus. „Wer glaubt denn an Geister, Mr. Jemmery? Nur alte Waschweiber."
„Ja, eben deswegen —"
„Deswegen kann Joe also kein Geist gewesen sein. Denn Sie geben ja selbst zu, daß es die gar nicht gibt."
Joes Vater ließ sich diese zwingende Beweisführung noch durch den Kopf gehen, als Mr. Dodd aus den Ställen trat.
„Hallo, Jemmery! Willkommen auf der Salem-Ranch! Wollen wohl Ihren Knirps abholen, was? Nicht nötig. Der ist herzlich eingeladen; kam gestern abend mit Sam und darf so lange hier bleiben, wie's ihm paßt."
„Um welche Zeit kam er denn?" fragte der Schneider boshaft und ließ seinen Stock probeweise durch die Luft sausen.
„Wenn ich mir auch das noch merken
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